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Neue Regeln "unsinnig" und "hirnverbrannt"

Heute Redaktion
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Die am Montag präsentierte Änderung des Formel-1-Punktesystems (doppelte Punkte im letzten Rennen) findet unter Fahrern und Experten nur wenig Zuspruch.

(doppelte Punkte im letzten Rennen) findet unter Fahrern und Experten nur wenig Zuspruch.

2014 soll es beim Saisonfinale in Abu Dhabi erstmals doppelte Punkte geben. Damit soll die Spannung bis zum Ende aufrecht erhalten werden, begründete die F1-Strategiegruppe die Entscheidung. Sebastian Vettels vierten Titelgewinn in diesem Jahr hätten die neuen Regeln aber auch nicht verhindert. Interessant aus österreichischer Sicht: Hätte es diese Regel schon immer gegeben, wären Jochen Rindt 1970 und Niki Lauda 1984 nicht Weltmeister geworden.

Vettel: "Verstehe diese neue Regel nicht"

Vettel kann sich als geschichtsinteressierter Motorsportler mit dieser Änderung nicht anfreunden. "Das ist unsinnig und bestraft diejenigen, die eine ganze Saison lang hart gearbeitet haben. Ich schätze die alten Traditionen in der Formel 1 und verstehe diese neue Regel nicht", erklärte der Red-Bull-Pilot gegenüber "Sportbild" und bekam Unterstützung von seinem Motorsportchef Dr. Helmut Marko.

Laut dem Le-Mans-Sieger hätte die Punkte-Revolution noch größer ausfallen sollen. "Zunächst war geplant, für die letzten vier Rennen doppelte Punktzahl zu vergeben. Dann wäre die WM vorher fast sinnlos gewesen", so Marko. Red Bull hatte sich als Mitglied der Strategiegruppe gegen eine Änderung ausgesprochen. Mercedes und Ferrari sollen unter anderem zugestimmt haben. "Unser Teamchef Christian Horner wurde überstimmt", ärgerte sich der Steirer.

"Das wertet auch die anderen Rennen ab"

Auch der frühere Formel-1-Pilot und TV-Experte Martin Brundle kritisierte die neuen Regeln. "Doppelte Punkte für den letzten Formel-1-Grand-Prix der Saison sieht wie eine Antwort auf eine Frage aus, die niemand gestellt hat. Das wertet auch die anderen Rennen ab." Ähnlich sieht es Ex-Fahrer und TV-Experte Christian Danner im "Motorsport Magazin": "Meiner Ansicht nach ist diese Regeländerung hirnverbrannt. Wenn die Formel 1 keine anderen Probleme hätte, dann hätte ich gesagt: Okay, man wollte etwas Neues versuchen. Aber es gibt aktuell dringendere Probleme."

Seiner Meinung nach müsse endlich eine Budgetobergrenze her. "Es geht darum die Finanzen so einzubremsen, dass es nicht nur einen, sondern zehn Titelfavoriten gibt, die bis zum Schluss auf Augenhöhe miteinander kämpfen", fordert Danner. Entsprechende Regeln werden aber frühestens 2015 in Kraft treten. Vor allem die großen Teams wehren sich dagegen, da sie Anzahl ihrer Mitarbeiter drastisch reduzieren müssten. Sie wollen lieber eine Kundenautoregelung.

Fixe Startnummern kommen gut an

Besser kommt in der Fachwelt an, dass Fahrer ihre Startnummern nun frei wählen dürfen und diese über ihre Karriere lang behalten. Vor allem aus Sicht der Vermarkter ist dies eine tolle Sache. So wäre eine Nummer wie bei Fußballspielern eng mit einer Person verbunden. Man denke an Cristiano Ronaldos Rückennummer 7, die zu seinem Markenzeichen geworden ist.

Die Fahrer machen sich auch bereits Gedanken, welche sie aussuchen werden. "Ich habe schon BO77AS gehört, weitere Ideen?", fragte Williams-Pilot Valtteri Bottas seine "Twitter"-Follower. Und Sebastian Vettels neuer Teamkollege Daniel Ricciardo zwitscherte: "Es ist eine schöne Sache. Die Formel-1-Fahrer haben ab dem kommenden Jahr die Freiheit, die Nummer zu wählen, die sie wollen. Fürs Erste werde ich meine nicht verraten."