In einer Woche (11. Dezember) fällt im Grazer Gemeinderat eine wichtige Weichenstellung: Der Planungsbeschluss für die neue Straßenbahnlinie 8 steht an – und damit der Startschuss für ein Großprojekt, das den Nordwesten und den Südwesten der Stadt künftig deutlich besser verbinden soll. Doch die neuen Pläne sorgen schon jetzt für Wirbel.
"Das Straßenbahn-Netz bildet das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in unserer Stadt. Die Linie 8 bringt nicht nur eine neue Erschließungsqualität für die Stadtteile am rechten Murufer, sondern verbessert auch die gesamte Netzfunktion und die Anknüpfung an die S-Bahn", so die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ).
Die neue Linie wird im Vollausbau rund 12,6 Kilometer lang sein – davon etwa 11 Kilometer Neubaustrecke – und bis zu 65.000 Fahrgäste pro Werktag (Prognose 2040) von Gösting über Lendplatz, Volksgartenstraße, Radetzkystraße, Griesplatz, Citypark, Don Bosco und Reininghaus bis nach Straßgang führen – mehr als jede bestehende Linie.
Innere Nord-West-Linie:
Vom Roseggerhaus über Volksgartenstraße, Lendplatz, Wiener Straße und Hackhergasse bis zum Fröbelpark. Die rund 2,1 Kilometer lange Strecke bindet dicht bewohnte Gebiete ans Netz an, verläuft großteils im Mischverkehr und bekommt am Fröbelpark eine neue Wendeschleife. Zwei Mühlgang-Brücken müssen neu gebaut werden.
Süd-West-Linie 2:
Vom Karlauer Gürtel über Herrgottwiesgasse und Fabrikgasse/Citypark nach Don Bosco und weiter unter der Südbahnstraße durch bis zum Jochen-Rindt-Platz in Reininghaus. Auch dieser Abschnitt misst rund 2 Kilometer, fährt bis Don Bosco im Mischverkehr und ab dort auf eigener Trasse.
2026 sollen die Planungsteams starten, 2028 sollen sämtliche Fach- und Einreichpläne vorliegen. Der Baustart ist für 2030 vorgesehen, die Inbetriebnahme der ersten Teilstrecken für 2033.
Heftige Kritik gibt es von VP-Clubobfrau Anna Hopper: "Gerade das von uns seit 2024 geforderte Teilstück bis Don Bosco, wäre der entscheidende Schritt für einen echten Ausbau. Genau dieser Abschnitt müsste längst an erster Stelle stehen, wenn man den öffentlichen Verkehr ernsthaft stärken will."
Für die Errichtung der ersten beiden Abschnitte werden derzeit grob 72 Millionen Euro für die Innere Nord-West-Linie und 93,5 Millionen Euro für den Citypark–Don-Bosco–Reininghaus-Abschnitt veranschlagt. Parallel zum Planungsstart bereitet die Stadt Verhandlungen mit Land Steiermark und Bund vor – ähnlich wie bei jüngsten Straßenbahnprojekten in Graz.
Zu spät, so die Kritik der Opposition. "Wer es ernst meint, wäre hier schon längst in Verhandlung. Stattdessen bleibt vieles vage, ohne Prioritäten- und konkrete Finanzierungsperspektive. Graz könnte beim Straßenbahnausbau längst wesentlich weiter sein. Solange diese zentralen Fragen ungelöst bleiben, steht der Öffentliche Verkehr in unserer Stadt weiterhin am Abstellgleis", so VP-Clubobfrau Hopper.