Es klingt wie die Storyline eines Horror- oder Science-Fiction-Films: Ein gefährlicher Killerpilz verseucht mit rasanter Geschwindigkeit ganz Europa und gefährdet Millionen Menschen. Doch die Story ist wahr. Der Pilz Aspergillus werde sich laut neuer Studie in weiten Teilen Europas ausbreiten – vor allem in den zentralen und nördlicheren Regionen, zu denen auch Österreich zählt.
Experten zufolge könnten bis zum Jahr 2100 bis zu neun Millionen Europäer dem Risiko einer möglicherweise tödlich verlaufenen Infektion ausgesetzt sein.
Besonders betroffen sind vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Asthma oder vererbten Stoffwechselerkrankungen. Die Pilzsporen können schwerwiegende Atemwegserkrankungen wie Aspergillose verursachen, die tödlich verlaufen können.
„Es geht um Hunderttausende von Menschenleben.“Norman van RhijnSchimmelpilz-Forscher
Norman van Rhijn, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Wellcome Trust an der Universität Manchester und Mitautor der Studie, sagte, die Welt stehe hinsichtlich der Zunahme von Pilz-Pathogenen, die auch in Häusern gedeihen, "an einem Wendepunkt".
"Es geht um Hunderttausende von Menschenleben und um kontinentale Verschiebungen in der Artenverteilung. In 50 Jahren werden unsere Anbaugebiete und Infektionsquellen völlig anders sein", so van Rhijn.
Der Klimawandel spiele demnach eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung dieses Pilzes. Steigende Temperaturen und veränderte Umweltbedingungen schaffen ideale Voraussetzungen für das Wachstum und die Verbreitung von Aspergillus.
Neben den gesundheitlichen Risiken für den Menschen stellt Aspergillus auch eine Bedrohung für die Landwirtschaft dar. Bestimmte Arten dieses Pilzes produzieren Aflatoxine, giftige Substanzen, die Lebensmittel kontaminieren und zu Krebs oder Leberschäden führen können.
Höhere Temperaturen und CO2-Werte können die Produktion dieser Toxine erhöhen, was die Lebensmittelsicherheit weiter gefährdet.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Aspergillus bereits 2022 als einen der vier gefährlichsten Pilz-Pathogene eingestuft. Trotz der wachsenden Bedrohung gibt es derzeit nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Die Entwicklung neuer Therapien sei dringend erforderlich, um der Ausbreitung dieses tödlichen Pilzes entgegenzuwirken.
Übrigens: Aspergillus wird auch in der Lebensmittelindustrie genutzt, etwa bei der Herstellung von Sojasauce und Sake. Doch was in der Küche hilfreich ist, kann in der Natur zur tödlichen Gefahr werden.