Was haben ein "katastrophales Vorspiel", eine "Midlife-Crisis" und eine "sexuelle Revolution" (so heißen drei Buchkapitel) mit Geologie zu tun? Mathias Harzhauser, Chef-Geologe des Naturhistorischen Museums Wien (NHM), entführt in seinem neuen Sachbuch "System Change - Eine Geschichte über Sex, Feuer und die Kipp-Punkte des Leben" (NHM Wien, Preis: 19,90 Euro) in die packende Historie unseres Planeten.
Harzhauser, der auch auf der Uni unterrichtet, erzählt in seinem lesenswerten Buch von längst vergangenen Zeiten, als die Erde noch jung war und spannt humorvoll den Bogen über Millionen von Jahren. Er erzählt, wie beiläufig die Evolution und Katastrophen ganze Äste des irdischen Stammbaumes auslöschten - und andere zum Erblühen brachten.
Die letzten 3,8 Milliarden Jahre lang war die Geschichte des Lebens, so Harzhauser, "ein wilder Ritt", eine "absurde Abfolge aus Scheitern, Neustart, Innovation und gefährlichen Kipp-Punkten". Alles im Spannungsfeld zwischen "hausgemachten" geologischen Prozessen, "tödlichen Bedrohungen aus dem All "und den "durchs Leben selbst ausgelösten Kaskaden an positiven oder negativen Feedback-Mechanismen".
Überraschend oft hat die Erde ihr Aussehen grundlegend verändert, so Harzhauser. Sie hatte schwarze und violette Phasen, verwandelte sich in einen riesigen Schneeball und wurde zum tödlichen Wüstenplaneten. Die wahren Herrscher in diesem Spiel: Mikroben.
Mikroben vernichteten die frühe Atmosphäre, verhüllten die Meere für Milliarden Jahre und lösten sogar Eiszeiten aus. Zugleich schufen sie die Grundlagen für die Entwicklung des höheren Lebens.
"Dieses Buch macht demütig vor den gewaltigen Verschiebungen, vor den unvorstellbar langen Zeiträumen, vor den noch weitgehend unerkannten Lebensformen tief in den Gesteinen", so NHM-Direktorin Katrin Vohland über das neue Buch.