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Nichts und niemand: Der abgelegenste Ort der Welt

Wer die absolute Einsamkeit sucht, ist mit einer Reise zum Point Nemo gut beraten. Aber gar so einfach ist er nicht zu bereisen.

Sabine Primes
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Irgendwo im Nichts: Point Nemo.
Irgendwo im Nichts: Point Nemo.
Google Maps

Bei "Nemo" denken wohl viele sogleich an den bekannten Filmfisch. Tatsächlich aber hat Point Nemo damit aber gar nichts zu tun. Seinen Namen bekam dieser Pazifischer Pol der Unerreichbarkeit" (engl.: Pole of InAccessiblity (PIA)), nach Captain Nemo, einer Figur aus Jules Vernes Werk "20.000 Meilen unter dem Meer. Auch das Lateinische "nemo" (übersetzt: "keine/r", "niemand") - wäre durchaus zutreffend. Denn dort ist nichts und niemand.

Zwischen Chile und Neuseeland

Point Nemo ist ein Fleck mitten im Pazifischen Ozean und weiter vom Land entfernt als jeder andere Punkt auf der Erde. Erreichbar ist Point Nemo nur per Schiff, eine Reise dorthin dauert mindestens 15 Tage. Viel zu sehen gibt es dort aber nicht, denn weit und breit gibt es nur Ozean und kein Land in Sicht - auch keine Insel. Point Nemo wird deshalb auch Wasserpol genannt. Er liegt zwischen Chile und Neuseeland, der nächstgelegene Punkt an Land ist 2.688 Kilometer entfernt: Ducie Island, ein Teil der Pitcairninseln, im Norden, Motu Nui, eine Nebeninsel der Osterinsel, im Nordosten und Maher Island in der Antarktis im Süden.

Aufgrund seiner Abgeschiedenheit war es lange nicht möglich, die genauen Koordinaten des Point Nemo zu bestimmen. Erst 1992 gelang es dem Vermessungstechniker Hrvoje Lukatela mittels eines von ihm entwickelten Computerprogramms, die genauen Koordinaten zu bestimmen. Der abgelegenste Ort der Welt befindet sich geographisch bei 45°52.6S, 123°23.6W. 

Raumschiff-Friedhof

Da der Punkt so weit vom Festland entfernt ist, gibt es dort nur wenig Leben. Point Nemo ist also kein Urlaubs-Reiseziel. Der Meeresforscher Steven D'Hondt beschrieb Point Nemo in einem Interview mit der BBC gar als den "biologisch inaktivsten Ort der gesamten Ozeane". Dennoch haben Forscher dort Mikroplastik im Wasser gefunden. Der Mensch hat die Meeresverschmutzung also bis ins abgelegenste Eck der Welt geschafft.

Point Nemo ist heute nicht nur der am weitesten von der Erde entfernte Ort, sondern auch eine Art Friedhof, auf den alle Raumschiffe auf dem Weg zur Erde bei ihrer planmäßigen Rückkehr geschickt werden. Stillgelegte Raumfahrzeuge und Satelliten versinken dort im Meer. Mehr als 250 Flugkörper sollen dort bereits begraben sein.

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