Gesundheit

Wie Mikroplastik in dein Gehirn kommt und die Folgen

Ein Versuch an Mäusen zeigt, dass die Mikropartikel die Blut-Hirn-Schranke überwinden und sich in den Immunzellen des Nervensystems ablagern.

Sabine Primes
Klein, aber gefährlich: Mikorplastik.<br>
Klein, aber gefährlich: Mikorplastik.
Getty Images/iStockphoto

Plastik ist praktisch in unser aller Leben allgegenwärtig. Der Plastik-Boom, der in den 1950er Jahren begann, beginnt erst jetzt - 70 Jahre später - abzuebben und die Industrie sucht nach umweltverträglichem Ersatz. Nicht zuletzt, weil der weltweite Plastikmüll längst Überhand genommen hat und Meere und Tierwelt bedroht. Plastikmüll in Höhe von 8 Millionen Tonnen pro Jahr wird durch die ständige Einwirkung von UV-Strahlen und Meereswellen zu Mikroplastik. Das wiederum wird von niederen Organismen wie Plankton verzehrt und stellen eine Bedrohung für den Menschen an der Spitze der Nahrungskette dar, wie eine neue Studie zeigt.

Über die Blut-Hirn-Schranke

Dass Mikroplastik sich im Körper ablagert, ist bekannt. Die Studie zeigt nun, dass die winzigen Partikel sogar ins Gehirn gelangen und dort Entzündungen auslösen können. Grund dafür ist, dass diese mikrokleinen Plastikpartikelchen die Blut-Hirn-Schranke des Gehirns überwinden und so ins Gehirn gelangen. Dass diese Schranke, die das Gehirn vor Fremdstoffen schützen soll, nicht zu 100 Prozent abdichtet, ist auch bereits bekannt. Anders kämen Medikamente wie zB. Antidepressiva nicht dorthin, wo sie hin müssen, um zu helfen.

Um zu zeigen, wie gefährlich Mikroplastik ist, verabreichten Forscher des Daegu Gyeongbuk Institute of Science and Technology in Südkorea Mäusen über einen Zeitraum von sieben Tagen oral Polystyrol-Mikroplastik mit einer Größe von zwei Mikrometern oder kleiner. Wie Menschen haben auch Mäuse eine Blut-Hirn-Schranke, die verhindert, dass die meisten Fremdstoffe und insbesondere Feststoffe in das Organ gelangen, aber die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Mikroplastik in der Lage war, durchzukommen.

Ansammlung in den Mikrogliazellen

Im Gehirn angekommen, zeigte sich, dass sich die Partikel in den Mikrogliazellen ansammeln. Diese Zellen bilden das Immunsystem des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark). Im übrigen Körper übernehmen die weißen Blutzellen diese Aufgabe. Diese kommen jedoch nicht durch die Blut-Hirn-Schranke. Offenbar funktionieren Mikrogliazellen ähnlich wie die Fresszellen im "normalen" Immunsystem: Sie vernichten Krankheitserreger.

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    Entzündung und Zelltod

    Die Ansammlung hatte einen erheblichen Einfluss auf die Gehirnzellen. Zuerst veränderten sie ihre Gestalt, produzierten Entzündungsstoffe (Zytokine) bis es schließlich zum programmierten Zelltod (Apoptose) kam. Die Wissenschaftler führten auch Experimente an menschlichen Mikrogliazellen durch und beobachteten denselben Verlauf wie bei den Mäusen.

    "Die Studie zeigt, dass sich besonders Mikroplastik mit einer Größe von 2 Mikrometern oder weniger, bereits innerhalb von sieben Tagen nach Einnahme im Gehirn ablagert, was zu Zelltod und Veränderungen der Immun- und Entzündungsreaktionen führt.“ sagt Studienautor Dr. Seong-Kyoon Choi. Basierend auf diesen Ergebnissen werden weitere Forschungen geplant, die die Ansammlung von Mikroplastik im Gehirn und den Mechanismus der Neurotoxizität weiter aufdecken.

    Mikroplastik verhindern

    Leider ist Mikroplastik in unserem modernen Leben nicht 100-prozentig vermeidbar, da es sich sowohl in unserer Nahrung als auch in unserem Trinkwasser wiederfindet. Andere Mikroplastik-Quellen kannst du jedoch vermeiden. Besonders in Kosmetik ist oft Mikroplastik enthalten. Da es sich hinter vielen verschiedenen Namen verbergen kann, ist es nicht immer leicht zu entdecken. Dabei helfen Apps wie Codecheck. Und du kannst einen wertvollen Umweltbeitrag leisten, indem du in deinem Alltag auf Plastik verzichtest. So trägst du dazu bei, dass nicht noch mehr Mikroplastik in die Umwelt gelangt.