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Nichts zu verschenken – vor allem keine Zeit

"Heute"-Chefredakteur Christian Nusser erinnert sich an seine sechs Stunden mit Niki Lauda im schweiz-italienischen Grenzraum.

Heute Redaktion
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Vor gut drei Jahren hatte ich die Ehre und das Vergnügen, mit Niki Lauda in einem Privatjet in den schweiz-italienischen Grenzraum zu düsen. Er war Stargast eines Casino-Events und ich kann bestätigen: Er hatte tatsächlich nie etwas zu verschenken – vor allem keine Zeit. Eine Geschichte im Rückspiegel.

Mit Lauda eine Grenze zu überqueren, ging so: Autofenster runter, Zöllner steckt den Kopf rein. "Ah, der Herr Lauda. Willkommen!" Reisepass vorzeigen? Wird überschätzt. Wir waren unterwegs nach Mendrisio, nicht mehr Italien, noch nicht Schweiz. Das örtliche Admiral-Casino bewarb einen Abend mit Lauda. Es gehört zur Novomatic-Gruppe, deren Kapperl Lauda jahrelang in die Welt hinaustrug.

"In Österreich war Lauda ein A-Promi, in Italien eine Ikone."

Abflug Wien, 18 Uhr. Lauda (Jeans, blauer Pulli, blaues Sakko, Timberlands, hatte er je etwas anderes an?) ist 30 Minuten früher da. Wie immer. Zeit ist Geld. Was das heißt, wird schnell klar: Er presst den Zeitplan aus wie eine Zitrone. Was wenige wissen: In Österreich war Lauda ein A-Promi, in Italien eine Ikone. Jeder Zöllner, Polizist, Taxler wollte ein Foto mit ihm. Als er durch den Airport Malpensa mehr hatschte als ging, hätte ein nacktes Model nicht mehr Aufmerksamkeit erregen können.

Im schwarzen Mercedes 500 dauerte es 45 Minuten nach Mendrisio. Lauda fuhr nicht selbst. Da ließ er Zeit liegen. Pressekonferenz, Journalisten stellen artig Fragen. Lauda schüttelt – auf Italienisch – die Anekdoten nur so aus dem Ärmel. "Senna? Würde er noch leben, wäre er jetzt wohl Priester. Er hat nach jedem Rennen in der Bibel geblättert." Dann ergießt sich der Reporterstrom Richtung Bühne. Foto hier, Foto dort, ein Bad in der Menge im Casino folgt. Lauda wird geknipst, gedrückt, geknuddelt. Er hasste Selfies, aber liebte Fans. Lauda erträgt alles mit Gleichmut. Er signiert 100 Kapperln, dann sitzen wir wieder im Mercedes. Lauda ruft den Piloten an: "Jet startklar machen." Time is money.

Am Flug nach Wien Geplauder über Formel 1, Politik, Kinder. Zwischendurch rufen Ehefrau Birgit, Heinz Prüller und Gerhard Berger an. Touchdown in Wien, 50 Minuten zu früh. Lauda grinst zufrieden, zischt davon. Einmal Rennfahrer, immer Rennfahrer. Hoffentlich gibt es im Himmel Autorennen (oder wenigstens TV-Rechte für die F1).

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    Im Alter von 70 Jahren verstarb Österreichs Motorsport-Ikone Niki Lauda im Mai 2019. 

Seine Karriere in Bildern: Bevor er seine große F1-Laufbahn begann, startete er in der Formel 3 und der Formel 2, zusätzlich fuhr er Langstrecken-Rennen, um Geld für die Formel 1 zu verdienen.
    Im Alter von 70 Jahren verstarb Österreichs Motorsport-Ikone Niki Lauda im Mai 2019. Seine Karriere in Bildern: Bevor er seine große F1-Laufbahn begann, startete er in der Formel 3 und der Formel 2, zusätzlich fuhr er Langstrecken-Rennen, um Geld für die Formel 1 zu verdienen.
    (Bild: picturedesk.com)
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