"Ein schöner Gruß aus Krivi Put bei Senj – wir bitten alle Institutionen der Republik Kroatien, uns beim Terror der Pferde zu helfen." So beginnt die Videobotschaft eines dort ansässigen Pferdezüchters, die der TV-Sender "Nova TV" ausstrahlte. Für die Bewohner des Dorfes in der Region Lika wurde eine Pferdeherde zu ihrem schlimmsten Alptraum.
Die über 100 Tiere laufen frei herum und sorgen täglich für eine neue Spur der Verwüstung. Sie zerstören Eigentum, hinterlassen ihre Pferdeäpfel auf Gräbern und gefährden Leben.
"Die Pferde zerstören unsere Felder, unsere Wiesen, unsere Bäume, unsere Obstgärten, unsere Weiden", erklärt der Züchter. Er könne seine eigenen Pferde somit nur noch im Stall und nicht mehr im Freien halten. "Sie fügen uns großen Schaden zu", erklärt er und fordert die Landesregierung auf, sich um das Problem zu kümmern.
In die Kamera des Senders erzählt Jure Turina vom Reitclub "Sveta Ana": "Jeden Tag wandert eine Pferdeherde ohne Aufsicht umher, es sind mehr als 100. Sie zerstören unsere Zäune und lassen meine Pferde raus. Ich habe UNESCO-Lipizzaner. Wenn so ein Pferd auf meine Stute springt, bekommen wir eine ungültige Zuchtherde." Bei Lipizzanern handelt es sich um eine der ältesten Pferderassen Europas, deren Zuchttradition seit 2016 als UNESCO-Kulturerbe anerkannt ist. Ausgewachsene Lipizzaner werden für bis zu 25.000 Euro gehandelt.
Noch viel wichtiger sei jedoch, dass die Herde jetzt im Winter offenbar gefährlich für den Straßenverkehr wird. "Sie laufen auf die Straße und lecken das Streusalz. Einer meiner Kollegen verunfallte so, weil er ihnen ausweichen wollte, sein Auto wurde dabei komplett zerstört", sagt ein anderer Dorfbewohner.
Dafür verantwortlich sein will niemand. Der Verband der kroatischen Kaltblutzüchter sagt, dass dies nicht ihr Problem sei. Andere Institutionen reagieren ähnlich. Der Bürgermeister von Senj, der nächstgrößeren Ortschaft, behauptet, er sei hilflos, und in der regionalen Verwaltung sieht man das Problem im Versagen anderer Institutionen.
Als das TV-Team bei dem eigentlichen Besitzer der Tiere nachfragt, erklärt dieser: "Sie haben vier Beine, sie gehen... Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich mit ihnen machen soll. Die Behörden geben mir an dem Ort, an dem sie leben, keine Weide." Daher soll er die Tiere kurzerhand ausgesetzt haben.