Sport

Nordkoreas Journalisten: Die Armee des Schweigens

Spannender Besuch beim Herren-Slalom! Nordkorea schickt eine riesige Journalistengruppe, um von zwei Athleten zu berichten.

Heute Redaktion
Teilen

Wie steht es um die Sport-Berichterstattung in Nordkorea? Genau Informationen gibt es nicht. Fest steht: Freie Medien gibt es im diktatorischen Nachbarland von Olympia-Gastgeber Südkorea nicht. Die Spiele in Pyeongchang sind im Nachbarland aber dennoch ein Thema. Beim Herren-Slalom schaute eine große Journalisten-Truppe vorbei, um von den Leistungen zweier Athleten zu berichten.

Journalisten in Uniform

Die Vertreter der internationalen Presse machten im Medienbereich neben der Slalompiste große Augen. Marcel Hirscher war schon längst ausgeschieden, Halbzeit-Leader Henrik Kristoffersen bereitete sich bereits auf den zweiten Durchgang vor. Da ging die Tür auf, und 20 genau gleich gekleidete Personen betraten den Medien-Raum. Die allgegenwärtigen freiwilligen Helfer? Nein, zu alt und das Erscheinungsbild passt nicht. Es handelt sich um ältere Personen, alle in dunkelgrünen Jacken und Hosen begleitet. Einige tragen Kameras. Sie stehen eng beisammen, drehen den übrigen Gästen den Rücken zu.

Moderne Geräte

Einige Journalisten treten neugierig näher. "Heute" fragt eine Begleiterin der Gruppe: "Was sind das für Leute?" Die Antwort wird im Flüsterton und mit Pokerface gegeben: "Leute aus Nordkorea." So sehen sie also aus, die Berichterstatter von Machthaber Kim Jong-un. Interessant: Die Foto-Kameras sind von Nikon, die TV-Kamera von Senheiser und Sony. Durchaus westliche Ausstattung. Mehr als ein angedeutetes Kopfnicken als Zeichen der Freundschaft ist nicht drinnen. Ein Blick auf die Startliste: Am Ende des ersten Durchgangs sind zwei Nordkoreaner an der Reihe: Song-Il Kang und Myong Gwang Choe. Für zwei Athleten 20 uniformierte Journalisten?

Die richtigen Bilder

Die Gruppe verlässt geschlossen das Medienzelt. Die Kameras sind im Interview-Bereich rechtzeitig in Position, wenn die beiden Nordkoreaner das Rennen mit den Startnummern 107 und 108 in Angriff nehmen. Mehr das die letzen beiden Plätze sind nicht drinnen. Immerhin, von 108 Athleten kamen nur 52 ins Ziel. Song-Il Kang und Myong Gwang Choe werden von ihren Pressebetreuerinnen in Empfang genommen. Schnell ein paar Fotos und Videos, dann der geschlossene Abgang. Fragen wurden keine gestellt. Auf der Tribüne zieht Nordkoreas Fan-Armee inzwischen ihre bereits bekannte Show ab. Die richtigen Bilder dürften im Kasten sein. Was Nordkoreas Fans von den Winterspielen tatsächlich zu sehen bekommen, werden wir wohl nie erfahren.

;