Norwegens Skispringer sorgten bei der WM in Trondheim für einen einzigartigen Skandal. Sie manipulierten ihre Anzüge, verschafften sich so einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Auch die Bindungen könnten nicht regelkonform sein.
Der Schwindel flog auf, die Skandinavier gestanden, warfen Coach und Co-Trainer raus. Die FIS untersucht die Ereignisse, wird in absehbarer Zeit weitere Konsequenzen ziehen. Marius Lindvik hat seine Großschanzen-Silberne bereits verloren, wurde disqualifiziert.
Doch was bringt das Umnähen von Skisprung-Anzügen überhaupt? ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl erklärte es wie folgt: "Sie haben anscheinend vom Knie weg bis zum Schritt rauf auf der Innenseite ein steifes Band eingenäht. Das ist nicht erlaubt und bewirkt, dass es steifer wird und dass du, wenn du die Füße auseinanderziehst, den Schritt runterziehst." Laut Polens Cheftrainer Stefan Thurnbichler habe die Manipulation den Effekt eines "Wingsuits".
In den "Salzburger Nachrichten" lässt nun Ex-FIS-Renndirektor Walter Hofer aufhorchen. Er sagt: "Wenn die Schrittlänge bei einem Athleten unerlaubt um zwei bis drei Zentimeter verlängert wird, dann ist dieser fast unschlagbar."
Fakt ist: Die Rolle des Sprung-Anzuges wurde in den vergangenen Jahren immer größer. "Vieles hat das Reglement zudem möglich gemacht. Für die Athleten war es wesentlich, denn gerade beim Anzug ist nicht nur der Wohlfühlfaktor entscheidend. Es ist verlockend, hier einiges auszuprobieren", erklärt Hofer.
Problem: "Den Sprunganzug schneidern im Prinzip reguläre Schneider oder angelernte Amateure. Skispringen ist als Sportart insgesamt hoch professionell, aber am Material wird halbprofessionell herumgebastelt." Der Anzugstoff sei nach wie vor ein Abfallprodukt aus der Industrie.