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Notre-Dame droht im Herbst der Einsturz

Ein halbes Jahr nach dem verheerenden Brand sind sich Experten sicher: Die Pariser Kathedrale Notre-Dame würde einen Herbststurm nicht überstehen.

Heute Redaktion
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Der größte Teil ihres Dachs sowie die Fenster werden von Plastikplanen verdeckt, schwarze Brandflecken "zieren" die Fassade und die majestätischen Bögen der Außenwände werden durch schwere Holzbalken gestützt: Auch ein halbes Jahr nach dem verheerenden Brand sind die Spuren an der schwer beschädigten Pariser Kathedrale Notre-Dame noch immer deutlich sichtbar.

Eine abenteuerlich verbogene, 500 Tonnen schwere Stahlkonstruktion klammert sich über den in Rauch aufgegangenen Dachstuhl, eine originale Eichenkonstruktion aus dem 13. Jahrhundert (siehe Bildergalerie). Ein hohes Absperrgitter hält Touristen auf Abstand.

Keine Fortschritte beim Wiederaufbau

Doch wirkliche Fortschritte beim Wiederaufbau Notre-Dames gibt es nicht. Es gleicht eher einer Sisyphus-Arbeit. Die Statik ist derart labil, dass sich immer wieder schwere Steine aus dem durchlöcherten Gewölbe lösen und in den Innenraum stürzen. Doch aufgrund der strengen Sicherheitsauflagen dauert die Absicherung desselben, Erzpriester Patrick Chauvet zeigt sich ungeduldig. Er ist der Leiter der Baustelle von Notre-Dame und die "bestenfalls schleichenden Fortschritte bereiten mir große Sorgen".

Darüber hinaus müssen die Arbeiter Schutzanzüge und Atemmasken tragen. Durch das Feuer im April wurde eine große Menge an Blei freigesetzt, es schmolz in den lodernden Flammen.

Beim Verlassen der Baustelle müssten die Arbeiter duschen, manchmal mehrmals am Tag. Allerdings gebe es an Notre-Dame keine Toiletten. Das Prozedere stehle also viel Zeit, so Chauvet.

"Fortbestand der Kathedrale nicht garantiert"

Mittlerweile hat sich die Renovierung der weltberühmten Basilika zu einem Wettlauf mit der (Jahres-)Zeit entwickelt. Experten fürchten, dass heftige Regenfälle oder ein schwerer Herbststurm die Kathedrale nach wie vor zum Einsturz bringen könnten. "Nein, noch ist der Fortbestand der Kathedrale nicht garantiert", muss auch Chauvet gegenüber dem"L'Express" zugeben.

Die französische Nationalversammlung hat die Pläne der Regierung für einen schnellen Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame verabschiedet. Damit wollte die Regierung von Präsident Emmanuel Macron eine Instandsetzung innerhalb von fünf Jahren ermöglichen. Doch dieser Zeitplan wackelt gewaltig.

Rekonstruktion beginnt frühestens 2020

So wie es derzeit aussieht, dürfte die Sicherung noch Monate in Anspruch nehmen. Mit dem Beginn der Rekonstruktion ist also frühestens 2020 zu rechnen.

Auch die zahlreichen Entwürfe für den Wiederaufbau müssen auf die lange (Kirchen)Bank geschoben werden. Architekten aus aller Welt haben Vorstellungen und Ideen für die Renovierung des Pariser Wahrzeichens und diese auch veröffentlicht (siehe Bildergalerie weiter oben). Derzeit aber gilt es zu retten, was zu retten ist.

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