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Österreich geht jetzt bekanntes Grippemittel aus

Mehr als 600 Medikamente gelten derzeit in Österreich als nicht oder nur sehr eingeschränkt lieferbar. Die Situation wird immer gravierender.

Dutzende Medikamente sind derzeit nur eingeschränkt verfügbar.
Dutzende Medikamente sind derzeit nur eingeschränkt verfügbar.
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Insbesondere Antibiotika, Schmerzmittel und Cortisonpräparate sind Mangelware – und hier vor allem jene, die speziell für Kinder geeignet sind. Laut "Kronen Zeitung" soll jetzt auch noch das beliebte Grippemittel NeoCitran von den Engpässen betroffen sein. Und auch bei Breitband-Antibiotikasäften für Kinder gibt es offenbar Probleme mit der Lieferung. Die Warteliste soll jedenfalls bereits 23.000 Verpackungen lang sein, heißt es in dem Bericht.

Inwieweit die Versorgungsengpässe bei Pharmazeutika den Österreichern Sorgen bereiten, welche Gegenmaßnahmen sie sich von der Politik wünschen und wie sie den Zustand des heimischen Gesundheitssystem generell bewerten, zeigt eine aktuelle Studie unter 1.000 Befragten des Online Research Instituts Marketagent.

Der Februar liegt erst ein paar Wochen zurück und damit auch die ersten Zeugnisse des aktuellen Schuljahres. Müsste sich das heimische Gesundheitswesen ebenfalls einer Benotung stellen – die Bewertung wäre eher durchwachsen. Die durchschnittliche Schulnote, die die Österreicher laut einer aktuellen Umfrage an das Health-System hierzulande vergeben, tendiert mit 2,8 nämlich stark in Richtung "befriedigend". Lediglich 45 Prozent der Befragten stellen ein gutes oder sehr gutes Zeugnis aus. Fast jeder Vierte (23 Prozent) würde sogar nur ein "genügend" oder "nicht genügend" vergeben.

Zwei-Klassen-Medizin in Österreich?

Auf das eigene Bundesland runter gebrochen sieht es mit dem Urteil nicht viel besser aus. Nur rund die Hälfte gibt an, mit der Gesundheitsversorgung in der Umgebung zufrieden zu sein. Fast jeder Fünfte ist damit wenig bis gar nicht glücklich (18 Prozent). Der Regionenvergleich zeigt, dass die Unzufriedenheit in Südösterreich am stärksten ausgeprägt ist.

Das höchste Ansehen unter den vielen Playern im Gesundheitswesen genießen in der Bevölkerung die Personen, die tagtäglich mit ihrem Einsatz die Versorgung in Österreich am Laufen halten. So bringen 7 von 10 Befragten den Apothekern bzw. dem Pflegepersonal sehr oder eher viel Vertrauen entgegen. Knapp dahinter folgen die Ärzte mit einem Vertrauensindex von 66 Prozent. Die Institutionen im Hintergrund werden dagegen deutlich weniger wohlwollend bewertet. Immerhin noch rund die Hälfte vertraut den Krankenanstalten, lediglich jeder Dritte den Krankenkassen. Die Schlusslichter des Rankings bilden die Pharmaunternehmen (19 Prozent) und das Gesundheitsministerium (12 Prozent).

Da überrascht es wenig, dass drei Viertel der Österreicher der Ansicht sind, dass hierzulande eine Zwei-Klassen-Medizin herrscht und nur Privatversicherte die beste Behandlung erhalten. Für fast 6 von 10 wurde das heimische Gesundheitssystem kaputtgespart. Dass das österreichische Health-Wesen besser als sein Ruf ist, glaubt hingegen nur jeder Dritte.

"Bevölkerung fühlt sich allein gelassen"

Seit Wochen gibt es immer wieder Berichte über Lieferengpässe bei Pharmaprodukten. Probleme in der Supply Chain, aber auch aktuelle Erkrankungswellen sorgen dafür, dass mehr als 600 Medikamente derzeit in Österreich als nicht oder nur eingeschränkt lieferbar gelten. Besonders prekär ist die Lage aktuell bei Pharmazeutika, die speziell für Kinder hergestellt werden. Für mehr als ein Drittel der heimischen Befragten (36 Prozent) stellt die Knappheit von Antibiotika, Schmerzmittel und Co. daher durchaus eine Bedrohung dar. In der Gruppe der Frauen machen sich sogar 4 von 10 sehr oder eher große Sorgen deswegen. 17 Prozent der befragten Österreicher zwischen 14 und 75 Jahren geben an, selbst von den Engpässen betroffen zu sein. Damit ist rund jeder Sechste aktuell nicht in der Lage, die gewohnte oder gewünschte Versorgung mit Arzneimitteln zu erhalten.

Die Auswirkungen und Lösungsstrategien angesichts der Mangelversorgung sind mannigfaltig. 42 Prozent der Betroffenen können als Alternative auf wirkstoffgleiche Medikamente wie z.B. Generika zurückgreifen, 30 Prozent weichen auf Arzneimittel mit anderen Wirkstoffen aus. Fast ein Drittel versucht durch das Anlegen eines Vorrats an dringend benötigten Arzneien der Lage Herr zu werden. Jeweils rund jeder Achte versucht ein Aussetzen der Behandlung bzw. den Umstieg auf alternativmedizinische Lösungen. "Von der Politik fühlt sich die Bevölkerung in der aktuellen Situation allein gelassen. 7 von 10 Befragten haben nicht das Gefühl, dass die Verantwortlichen genügend unternehmen, um eine ausreichende Medikamentenversorgung sicherzustellen", so Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.

Lieferprobleme

Um die Lieferprobleme langfristig in den Griff zu bekommen, wird von unterschiedlichen Playern beispielsweise eine Rückholung der Arzneimittelproduktion nach Europa ins Spiel gebracht. Ein Vorschlag, der auch in der österreichischen Bevölkerung auf großen Zuspruch stößt – 8 von 10 unterstützen diese Maßnahme. Auch die Einrichtung von Krisenvorräten besonders wichtiger Medikamente wird von einem Großteil – konkret 74 Prozent - befürwortet. Die heiß diskutierte Einführung der Wirkstoffverschreibung stößt bei fast 6 von 10 Befragten auf Zuspruch. Deutlich weniger positiv steht man hierzulande hingegen Änderungen in der Preispolitik, sprich einem Anheben der Arzneimittelpreise, gegenüber (30 Prozent).

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