Nach dem überraschenden Rücktritt vom französischen Premier Sébastien Lecornu fordern Oppositionsparteien quer durch die Bank Neuwahlen – manche verlangen sogar, dass Präsident Emmanuel Macron abgesetzt wird. "Wir fordern die sofortige Debatte über unseren Antrag auf die Absetzung von Macron", erklärte der Chef der linkspopulistischen Partei, Jean-Luc Mélenchon.
"Der Countdown läuft. Macron muss gehen", legte Mathilde Panot, Klubchefin von La France Insoumise (LFI), nach.
Die Sozialisten hielten sich am Anfang noch zurück. "Wir haben nie die Auflösung oder den Rücktritt des Präsidenten gefordert, (...) aber jetzt muss der Präsident sich die Frage stellen, wie er den Erwartungen der Französinnen und Franzosen entspricht", meinte der sozialistische Fraktionschef Boris Vallaud.
Auch die Rechtspopulisten setzen Macron unter Druck: "Macron muss wählen: Auflösung des Parlaments oder Rücktritt", forderte die Partei Rassemblement National (RN) am Montag auf X. "Es kann keine Stabilität ohne Neuwahlen geben", so RN-Fraktionschef Jordan Bardella.
Auch aus den Reihen der konservativen Republikaner kamen schnelle Rücktrittsrufe. "Es liegt im Interesse Frankreichs, dass Macron zurücktritt, um die Institutionen zu schützen", schrieb David Lisnard, Bürgermeister von Cannes.
Lecornu hatte am Montag in der Früh, nur rund zwölf Stunden nach der Vorstellung seiner neuen Regierung, überraschend seinen Rücktritt eingereicht. Zuvor hatten die rechtskonservativen Republikaner einen Rückzug ihrer Minister in den Raum gestellt, und mehrere Oppositionsparteien hatten schon einen erneuten Regierungssturz angekündigt.
Lecornu war erst knapp einen Monat im Amt. Er war der dritte Regierungschef innerhalb eines Jahres und schon der siebte, seit Macron 2007 das Ruder übernommen hat.
Der Elysée-Palast hatte am Vorabend das Kernteam der neuen Regierung vorgestellt – 18 Minister, davon zwölf, die schon bisher dabei waren. Ex-Wirtschaftsminister Bruno Le Maire wurde Verteidigungsminister, Ex-Industrieminister Roland Lescure übernimmt das Wirtschafts- und Finanzministerium. Die neue Regierung bleibt jetzt vorerst geschäftsführend im Amt.