Christian Wehrschütz berichtet seit Jahrzehnten für den ORF und hält seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 das Geschehen journalistisch für die österreichische Bevölkerung fest. Wiederholt kam Wehrschütz dabei auch in brenzlige Situationen. Im Oktober 2022 schlug eine Granate in einem Hotel ein, in dem Wehrschütz und sein Team untergebracht waren. "Heute" berichtete ausführlich.
Noch deutlich knapper kam Wehrschütz jüngst bei einem Drohnenbeschuss auf ihn und seine Begleiter mit dem Leben davon. Der Kriegsberichterstatter befand sich zum Zeitpunkt des Beschusses mit vier weiteren Personen in einem Kleinbus. Auf Social Media geteilte Clips von dem Vorfall zeigen, wie knapp die Insassen dem Beschuss entkommen sind. Momente, nach dem alle fluchtartig aus dem Fahrzeug gesprungen waren, schlug das Geschoss im Bus ein.
Es war nicht der erste Angriff auf Presseleute, die in der Ukraine ihrer Arbeit nachgehen. Bereits Anfang Oktober kam der französische Fotojournalist Antonio Lallican bei einem gezielten Angriff durch eine russische Drohne ums Leben, sein ukrainischer Kollege Georgiy Ivanchenko überlebte schwer verletzt. Gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) sagt Francis Farrell, Korrespondent beim "Kyiv Independent", dass Russland über "genug Drohnen" verfüge, um Journalisten zu verfolgen. Dadurch würden Reporter "immer weiter von der Front zurückgedrängt".
Auch weitere Beispiele von gezielt getöteten Journalisten in der Ukraine beweisen, dass Russland auch die völkerrechtlich geschützten Berichterstatter als potenzielle Ziele betrachtet. Ende Oktober kamen die ukrainische Journalistin Olena Hubanonva und Yevhen Karmazin durch eine russische Lancet-Drohne ums Leben. Wenige Tage später berichtete "Welt"-Reporter Ibrahim Naber, einen ähnlichen Angriff nur knapp überlebt zu haben.
Gegenüber der FAZ erklärt die ukrainische Journalistin Diana Butsko, dass die Drohnen alles verändert hätten. "Die Russen erkennen die blauen Pressekennzeichen auf Helm und Weste. Wer sie heute trägt, wird zum Ziel", wird die "Hromadske"-Journalistin in dem Bericht zitiert. Mittlerweile verzichtet die 31-Jährige auf die sichtbare, meist blaue "Presse"-Kennzeichnung, heißt es in dem Bericht. Bestärkt wird sie und Kollegen von "El Mundo"-Mann Javier Espinosa.
Seit 35 Jahren berichtet er von Kriegsschauplätzen auf aller Welt. Die sichtbare "Presse"-Markierung hält er im Zuge der Tätigkeiten in der Ukraine für grundfalsch. "Wer als Presse markiert ist, wird getötet", ist er davon überzeugt, dass tote Journalisten in der Ukraine kein Kollateralschaden der russischen Kriegsführung sind, sondern erwünschte Resultate.