Ukraine

ORF-Star warnt in ZIB2: "Russland ist nicht geschlagen"

ORF-Kriegsreporter Christian Wehrschütz sieht den russischen Rückzug aus Cherson kritisch. Für Freudensprünge unter den Ukrainern sei es zu früh.

Roman Palman
ORF-Kriegsreporter Christian Wehrschütz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 9. November 2022.
ORF-Kriegsreporter Christian Wehrschütz in der ZIB2 mit Armin Wolf am 9. November 2022.
Screenshot ORF

Es war keine überhastete Entscheidung, sondern eiskaltes Kalkül: der Kreml hat seinem berüchtigte "General Armageddon" Sergej Surowikin (55) den Abzug russischer Truppen aus Cherson befohlen. Die russische Armee gibt damit ihre einzige Position auf der westlichen Seite des mächtigen Flusses Dnipro auf.

"Ich glaube, die Russen haben sich klar überlegt, was bringt es, diese Stadt zu halten, was bringt es nicht", analysierte Kriegsreporter Christian Wehrschütz Mittwochnacht in der ZIB2 mit Armin Wolf die wegweisenden Neuigkeiten. Natürlich sei das ein "Rückschlag", werde doch dadurch ein weiterer russischer Vorstoß auf Odessa oder auch Kiew massiv erschwert.

    Cherson liegt am westlichen Dnipro-Ufer nur wenige Kilometer flussaufwärts von dessen Mündungsdelta ins Schwarze Meer.
    Cherson liegt am westlichen Dnipro-Ufer nur wenige Kilometer flussaufwärts von dessen Mündungsdelta ins Schwarze Meer.
    Screenshot Google Maps

    Doch die Nachteile für die russischen Besatzer waren aber offenbar noch größer. Nicht nur, dass die Ukrainer schon lange mit Massen an Soldaten und Material um die Befreiung der Großstadt kämpfen, auch ein flussaufwärts gelegener Staudamm droht unter Beschuss zu geraten. Würde dieser brechen, wäre die Region des Dnipro-Delta für lange Zeit nicht mehr bewohnbar. Die "militärische Vernunft" habe offenbar in Moskau über den ideologischen Wert Chersons gesiegt, so Wehrschütz.

    Die Reaktionen von russischen Militär-Bloggern auf die Ankündigung des Rückzugs seien völlig unterschiedlich, schildert der ORF-Star weiter. Bemerkenswert sei, dass dieser Rückzug, im Gegensatz zu früheren Niederlagen, so medienwirksam angekündigt wurde.

      Düstere Mienen beim Besuch des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu (r.) beim Oberkommando des Ukraine-Feldzugs.
      Düstere Mienen beim Besuch des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu (r.) beim Oberkommando des Ukraine-Feldzugs.
      IMAGO/SNA

      Für die Ukrainern sei die Befreiung Chersons nicht nur strategisch, sondern auch moralisch extrem wichtig. Die Kämpfe in der Region hätten bereits sehr viele Todesopfer gefordert, eine Überwinterung im freien Feld hätte stark an den Kräften der Soldaten gezehrt. Nun könne man nicht nur in Gebäuden überdauern, sondern auch eine Verteidigungslinie entlang des breiten Flusses aufbauen. Und: auch dem Westen könne man zeigen, dass fortgesetzte Unterstützung auch Erfolge bringe.

      "Haben noch kein K.o."

      Wehrschütz warnt aber ebenso wie Kiew vor vorschneller Euphorie. Aus der ukrainischen Führung hieß es noch am Nachmittag, dass es "keine Anzeichen" auf einen kampflosen Rückzug der Russen gebe. Man glaube es erst, wenn man diesen auch sehe.

      Aus der ukrainischen Hauptstadt mahnt Wehrschütz: "Man muss die Kirche im Dorf lassen: Wir haben gesehen, dass Russland in der Lage ist, die Ukraine in die Steinzeit zurückzubomben", so der bekannte Journalist. Er schärft nach: Der Krieg sei wie ein Boxkampf mit mehreren Runden. "Russland ist nicht geschlagen! [...] Wir haben noch kein K.o."

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        Screenshot ORF
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