Sport

Österreichs Top-Export Fuchs im Interview

Heute Redaktion
Teilen

Christian Fuchs ist ein Kämpfer. Bei Mattersburg schaffte er es als Teenager in die Stammelf, nach der EM 2008 klappte der Sprung ins Ausland. Von internationalen Experten wird er in höchsten Tönen gelobt. Aktuell beweist er in Bochum nach einem Einriss des Kreuzbandes und einem Knorpelschaden vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison in Deutschland erneut Steherqualitäten.

Frage: Man hat lange nichts mehr gehört von dir. Wie sieht nach deiner Knieverletzung dein körperlicher Zustand derzeit aus, wie läuft die Vorbereitung mit Bochum?

Christian Fuchs:
"Die Pause hat Spuren hinterlassen, aber es geht bergauf. Das erste Training konnte ich schon mitmachen. Die Belastung war ich verständlicherweise nicht mehr so gewohnt. Aber das ist logisch nach so einer langen Verletzungspause. Im Trainingslager habe ich außerdem Spezialtraining und Einzeltraining gemacht. Das hat sich ausgezahlt. Ich bin in jedem Vorbereitungsspiel zum Zug gekommen, außerdem habe ich kaum noch Schmerzen."

Nachdem du dich vor dem Länderspiel gegen Rumänien am Knie verletzt hast, wurde dir nur eine recht kurze Pause bescheinigt. Letzten Endes konntest du aber ganze drei Monate nicht spielen. Was ist schief gelaufen?

"Es wurden über die Medien zu schnell falsche Hoffnungen verbreitet, wobei ich da jetzt niemandem speziell die Schuld geben will. Es ist leider nicht anders gegangen, ich musste lange Ruhe geben, das war eine schlimme Zeit. Zwei Wochen waren hinterher betrachtet von Anfang an sowieso total unrealistisch. Für mich ist das Thema aber jetzt abgehakt."

Beim Teamtrainingslager in St. Gallen bist du in den Tests gegen Zürich, St. Gallen, Olympiakos und Wil zum Einsatz gekommen. Wie beurteilst du anhand dieser Spiele deine Leistungsfähigkeit?

"Nun, ich habe alle Spiele von Beginn weg gespielt, am Anfang habe ich gemerkt, dass noch die Abstimmung mit den Mitspielern fehlt. Gegen Olympiakos habe ich 75 Minuten ohne Probleme gespielt. Da habe ich eine ansprechende Leistung gebracht. Ich sehe schon, dass ich mich wieder zur alten Form zurückbewege. Mein großes und oberstes Ziel ist natürlich, bald wieder stark zurückzukommen."

Du hast im Laufe der Saison bei Bochum voll eingeschlagen, bist zum Aktivposten auf der linken Seite geworden. Glaubst du, dass du an diese Form schon wieder anknüpfen kannst?

"Ich weiß nicht was passieren wird, hoffe es aber. Die Testspiele gehen in die richtige Richtung, deswegen bin ich positiv gestimmt. Ich mache mir aber sicher keinen Stress, denn unnötiger Druck bringt nichts. Es gibt genug Spiele und zuviel Druck kann nur in die falsche Richtung gehen. Ich bin zufrieden, wenn ich wieder möglichst schnell spielen kann. Nach zwölf Wochen ist es egal, ob eine Woche früher oder später."

Zum Auftakt der neuen Saison geht es gegen Borussia Mönchengladbach, drei Tage später steht das freundschaftliche Länderspiel gegen Kamerun auf dem Programm. Glaubst du an eine Einberufung?

"Das liegt am Teamchef. Selbst wenn ich schon in der ersten Runde spielen würde, habe ich erst ein Bewerbsspiel nach drei Monaten Verletzung in den Beinen. Ob er mich einberuft, weiß ich deshalb nicht. Selbstverständlich würde ich mich freuen, denn das Team ist mir schon sehr abgegangen. Klappt es nicht, wäre ich zwar schon ein wenig enttäuscht, weil ich das Team sehr mag, würde den Teamchef aber verstehen. Von meiner Warte aus wäre ich für einen Einsatz im Nationalteam schon bereit."

Vor einer Woche ist Andreas Ivanschitz zu Mainz 05 gewechselt. Wie beurteilst du seinen Transfer?

"Es war bei Panathinaikos Athen sehr, sehr schwer für ihn. Soweit ich weiß hat der Trainer letztendlich gar nicht mehr mit ihm geplant. Da ist es für ihn sicher besser, er spielt in der deutschen Bundesliga bei einem Aufsteiger. Natürlich ist es nicht unbedingt dasselbe, wie bei einem Topklub in Griechenland zu spielen. Wenn er aber in Deutschland wieder ein paar gute Spiele absolviert hat, wird er schnell wieder ein Thema fürs Nationalteam sein. Davon bin ich überzeugt. Er kann sich in Deutschland einfach wieder gut präsentieren."

Dein Ex-Verein Mattersburg gilt in der österreichischen Liga wieder als Abstiegskandidat. Glaubst du trotzdem, dass der SVM in der Bundesliga bleibt?

"Vom Ergebnis her und den Medienberichten, die ich gelesen habe, sah es nach dem LASK-Spiel nicht unbedingt gut aus. Dafür wurde Rapid besiegt. Allerdings muss ich sagen, dass eine Einschätzung nach den ersten Runden schwer ist. Es kann noch so viel passieren. Ich glaube, es sieht sicher nicht besser aus als letztes Jahr. Ich hoffe aber, dass sie zeigen, dass sie es schaffen können und wollen. Sie hatten auch letztes Jahr einmal einen ganz guten Lauf, wo sie lange ungeschlagen waren. Wenn sie so was wieder durchziehen können, könnte es klappen."

Letzte Saison wäre Bochum um ein Haar in die zweite Liga abgestiegen. Welche Ziele hat der Trainer für die kommende Saison ausgegeben? Gilt dein Vertrag im Fall des Abstiegs überhaupt für die zweite Liga?

"Mein Vertrag gilt sowohl für die erste als auch die zweite Liga. Unsere Ziele sind vordergründig natürlich einmal der Klassenerhalt. Wir wollen möglichst schnell möglichst weit weg von den hinteren Rängen und dann gleich nach vorn schauen. Denn wir haben einen qualitativ guten Kader. In der letzten Hinrunde hatten wir oft einfach nicht das nötige Glück. Wir spielten acht Mal Unentschieden! Wenn man davon vier in Siege umgedreht hätte, hätte es ganz anders ausgesehen."

Wie sehen deine Ziele für die kommende Saison aus?

"Wie gesagt, gegen den Abstieg will ich natürlich nicht gern spielen. Das hatte ich in Mattersburg schon. Ich will weiter nach vorne kommen! Ein internationaler Startplatz wäre da natürlich ein Traum, aber durchaus möglich. Jeder spielt dafür, dass er ins internationale Geschäft kommt. In der Rückrunde haben wir gezeigt, dass wir es können und mein Wunsch ist, dass wir alle Ziele des VfL Bochum und natürlich auch meine eigenen, verletzungsfrei erreichen. Wenn wir gut wegkommen, wieso sollte es uns nicht gelingen?"

sportnet.at

;