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ÖSV und Werdenigg: Das lief hinter den Kulissen

Nicola Werdenigg sprach als Erste über Missbrauch im Skisport. Jetzt lässt die 59-Jährige hinter die Kulissen blicken.

Heute Redaktion
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Nicola Werdenigg, Peter Schröcksnadel
Nicola Werdenigg, Peter Schröcksnadel
Bild: GEPA-pictures.com

Ex-Rennläuferin Nicola Werdenigg war die Erste, die offen über sexuelle Gewalt im Österreichischen Skiverband sprach.

Mit 13 Jahren musste sie im Ski-Internat einen Vergewaltigungsversuch über sich ergehen lassen, mit 16 Jahren wurden Sie von einem Teamkollegen vergewaltigt.

Ihre Schilderungen traten eine Lawine an Reaktionen los. Seitdem trauen sich Betroffene, ihre Erlebnisse von Gewalttaten im Sport zu erzählen. Werdenigg macht sich in der Initiative #WeTogehter für diese stark.

Weil es laut Werdenigg im Diskurs mit dem ÖSV mehrmals zu missverständlichen Interpretationen in den Medien kam, legt sie jetzt für "Heute" den gesamten Kommunikationsverlauf mit dem österreichischen Skiverband offen.

Diesen übernehmen und publizieren wir.

Am 24. 11. zog ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel im Gespräch mit der "Tiroler Tageszeitung" rechtliche Schritte wegen ubler Nachrede in Erwägung.

Nachdem ich von dieser Aussage Kenntnis erlangte, nahm ich am 24.11.2017 um 15:49 mit Petra Kronberger telefonisch Kontakt auf, um ihr mitzuteilen, dass ich aus rechtlichen Grunden bis zu meiner Einvernahme durch die Staatsanwaltschaft weder mit Peter Schröcksnadel noch anderen fuhrenden ÖSV Funktionären persönlich Kontakt aufnehmen möchte.

Im weiteren Verlauf des Telefonats informierte ich Petra Kronberger auch uber Präventions-Material und Unterstutzung zu Massnahmen gegen sexualisierte Gewalt im Sport, durch bereits bestehende Initiativen und Einrichtungen wie etwa die Bundessport-Organisation, das Sportministerium und den Verein 100% Sport.

Petra Kronberger meinte, dass es nicht in ihrem Kompetenzbereich läge Informationsmaterial anzufordern und im Skiverband zu verbreiten. Dies läge allein im Entscheidungsbereich von Peter Schröcksnadel.

Am Abend erhielt ich eine SMS von Petra Kronberger, in der sie mir mitteilte, dass „Präsident Peter Schröcksnadel es sehr begrußen wurde, wenn ich bei ihm, Hans Pum oder Klaus Leistner das Gespräch suchen wurde." Versehen mit dem Zusatz je eher desto besser und den Telefonnummern der drei Genannten.

Am 26.11. erhielt ich eine weitere SMS von Petra Kronberger, in der sie mir mitteilte mich gerne in einem Gespräch zu unterstutzen, falls ich unschlussig sei den Verband zu

kontaktieren.

Peter Schröcksnadel hat auch uber Familienmitglieder und Freunde interveniert, dass ich meinerseits mit ihm in Kontakt treten möge. In meinem Antwortschreiben auf die Anfrage vom 23.11. habe ich am 27.11. 2017 mitgeteilt, dass ich der Staatsanwaltschaft selbstverständlich zur Verfugung stehen wurde.

Im selben Schreiben habe ich den ÖSV und Peter Schröcksnadel dringend ersucht weitere Kontaktaufnahmen mit meiner Familie und Freunden in dieser Sache ab sofort zu unterlassen.

Nach Übermittlung des Schreibens, bzw. nach meiner Einvernahme durch die Staatsanwaltschaft, hat seitens des ÖSV niemand mehr mit mir Kontakt aufgenommen. Mir wurde weder bestätigt ob mein Schreiben eingelangt sei noch mitgeteilt ob durch meine Einvernahme als Zeugin, die Androhung von Konsequenzen bzw. die Forderung nach einer Entschuldigung obsolet wären.

In meinem ZIB Interview vom 10.1. erklärte ich, dass ich weder vom ÖSV noch von politischer Seite kontaktiert wurde. Dezidiert stellte ich weiters fest, dass ich daruber uberhaupt nicht enttäuscht sei und man möglicherweise andere Richtungen bzw.

Möglichkeiten selbst etwas zu tun sähe. Letzteres bezog sich auf sportpolitische Organisationen.

Abschliessend möchte ich klarstellen, dass ich nie Kritik daran geubt habe, dass seitens des ÖSV kein Kontakt mit mir aufgenommen wurde. Weiters möchte ich nochmals

festhalten, dass ich daruber weder enttäuscht noch uberrascht bin.

Sollte sich der ÖSV mit Fragen uber bereits bestehende Maßnahmen zur Prävention von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt im Sport bzw. Unterstützung im aktuellen Fall vom November 2017 an mich oder die Initative #WeTogether wenden, stehen wir selbstverständlich jederzeit zu Gesprächen bereit.




(Heute Sport)