Gesundheit

Panik, Gewalt? Was ein Blackout mit uns macht

Was ein anhaltender, flächendeckender Stromausfall und die damit fehlende Kommunikation mit unserer Psyche macht, verrät Psychologe John Haas.

Christine Scharfetter
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Bei einem Blackout kommt es zu einem länger anhaltenden, flächendeckenden Stromausfall, der durchaus zu Panik und Angstzuständen führen kann.
Bei einem Blackout kommt es zu einem länger anhaltenden, flächendeckenden Stromausfall, der durchaus zu Panik und Angstzuständen führen kann.
Getty Images/iStockphoto

Der Strom ist weg! Eine Thematik, die derzeit allgegenwärtig ist. Nicht zuletzt, um auch das Bewusstsein für ein durchaus mögliches Blackout zu schärfen und vorzubereiten. Was dabei passiert und was die Tatsache, das einfach nichts mehr geht, mit unserer Psyche macht, erforscht Psychologe John Haas seit Jahren.

"Viele haben immer diese Hollywood-Darstellung der kollektiven Panik im Kopf", so der Experte. Zwar sei dies 1977 in New York tatsächlich passiert, aber damals habe es sich um eine Gesellschaft gehandelt, die in einem starken Ungleichgewicht stand. "Am Beispiel von Münsterland 2005 sieht man ganz klar, es geht auch anders. Die Leute haben sich gegenseitig geholfen."

John Haas, Psychologe und Risikoforscher
John Haas, Psychologe und Risikoforscher
Gerald Riedler

Nach der Panik kommt der Urinstinkt

Grundsätzlich komme es beim Menschen zuerst zu einer Erstarrung, auf diese folge Panik. "Ein kurzfristiger Aktivierungszustand, der nicht lange aufrecht erhalten bleiben kann und in andere Verhaltenswiesen umgewandelt wird. Die sogenannten drei S: sichten, sammeln, sichern." Der Urinstinkt des Menschen und gerade in Zeiten eines Blackouts von großem Vorteil. Denn, wie wir es schon vom Lockdown kennen, müssen wir uns dann die Fragen stellen: "Was habe ich?" und "Was brauche ich?"

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    <strong>Reis! </strong>Auch geschälter Reis oder Basmatireis verdirbt nicht. Eine Ausnahme bildet Naturreis: Hier kann der Keimling ranzig werden.
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    iStock/serezniy

    Aber natürlich würde es auch zu Angstgefühlen kommen. "Die Menschen sind in Bezug auf die Kommunikation kurzfristig auf sich selbst zurückgeworfen. Bei einem Blackout gibt es nur noch eine einseitige Kommunikation, die Wechselseitigkeit fällt weg und das kann Angstgefühle auslösen." Doch in uns allen schlummere mehr als wir denken, so der Psychologe. "Wir werden wieder lernen, uns auch ohne Telefon und Internet zu organisieren. Immerhin hat man das vor nicht allzu langer Zeit auch geschafft."

    Immer vorbereitet sein

    Gegen eine mögliche Panik und vor allem die Angst könne man auch etwas unternehmen: "Sich beruhigen, Atemübungen und die innere Vorbereitung sind hier von großem Vorteil", sagt John Haas, dem schon mit dem Buch "COVID-19 und Psychologie" ein Bestseller gelungen ist.

    Was, wenn das Blackout vorbei ist?

    Doch auch an das Danach sollte man denken. Nicht nur in Bezug auf die Nachbarschaftshilfe und Gesetze, sondern auch in Bezug auf die Psyche. Und bei letzterem sei vor allem die Regierung gefordert. "Jeden Euro, den ich in die Psychotherapie investiere, bekomme ich vielfach zurück", so Haas. Immerhin werden nach einem Blackout - ebenso wie nach den Lockdowns - etwa zehn Prozent der Bevölkerung eine fachliche Betreuung brauchen. Sei dies gewährleistet, komme es zu weniger Arbeitsausfällen.

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