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Papa Thiem über Bresnik: "Er schoss sich selbst ab"

Wolfgang Thiem soll nach einer Tennis-Revolution ÖTV-Sportdirektor werden. Nach dem Bruch mit Günter Bresnik spricht er erstmals Klartext.

Heute Redaktion
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Dominic Thiem, Günter Bresnik
Dominic Thiem, Günter Bresnik
Bild: GEPA-pictures.com

"Heute" berichtet von der Trennung exklusiv. Anfang September stieg Wolfgang Thiem, der Vater von Dominic Thiem, nach 22 Jahren gemeinsamer Arbeit mit Günter Bresnik aus dessen Tennis-Akademie in der Südtstadt aus.

Die Tennis-Revolution

Am Samstagabend wurde im Palais Szechenyi in der Wiener Spiegelgasse im ersten Bezirk das neue "Austrian Tennis Comitee" vorgestellt. Dieses soll in Zukunft nicht weniger als das Präsidium des neuen Tennisverbandes sein. Initiatorin ist Barbara Muhr, die Präsidentin des steirischen Tennisverbandes. Sie schaffte es, mehr als 30 Persönlichkeiten unter dem Motto "Future for Tennis" zu versammeln, die allesamt bereit sind, 10.000 Euro zu investieren.

Unter den prominenten Namen: Thomas Muster, Barabara Schett, Renate Götschl, Ali Rahimi, Michael Spindelegger oder Maria Rauch-Kallat. Das Ziel: Bewegung in den verkrusteten ÖTV zu bringen, den Nachwuchs fördern, Strukturen modernisieren und endlich digitaler werden.

Was nicht so einfach ist: Dafür muss es erstens bei der ordentlichen Generalversammlung zu Neuwahlen kommen. Und dann müssten die Landesverbände zweitens Muhr und ihr Konzept auch noch wählen.

Tiefer Blick in Ära Bresnik

Anwesend waren an diesem Abend auch Dominic Thiem und Papa Wolfgang Thiem. Der soll beim neuen Projekt als ÖTV-Sportdirektor fungieren.

Im Palais sprach Thiem senior über die Trennung von Bresnik.

"Die Wege von Dominic und mir sind bis zu einem gewissen Grad ähnlich, weil du kannst dich nur dann entfalten, wenn du frei bist", erklärte er. "Aber wenn du ständig jemanden hast, bei dem du irgendwie das Gefühl hast, du musst es ihm recht machen, dann bist du eingeengt."

Thiem unterstrich aber, dass Bresnik für ihn selbst ebenso wie auch für seinen Sohn derjenige gewesen, der ihm das Handwerk beigebracht hat.

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    Tennis-Held Dominic Thiem! Wir zeigen in einer großen Diashow das Leben des rot-weiß-roten Sportstars.
    Tennis-Held Dominic Thiem! Wir zeigen in einer großen Diashow das Leben des rot-weiß-roten Sportstars.
    gepa-pictures.com

    Andere Vorstellungen

    Bresnik meinte gegenüber "Heute", dass er nach der Trennung von Thiem wieder mehr Stunden in der Südstadt verbringe. Dort trainiert er vor allem mit Mira Antonitsch. Zu seinem Einstieg ins Damen-Tennis meinte er: "Ich habe vier Töchter, zwei Schwestern, eine Frau. Ich komme aus einem Weiber-Haushalt, kann mit Frauen gut. Ob es passt, kann ich nicht sagen, weil ich es nie ernsthaft ausprobiert habe. Klar ist: Die Sportart Tennis ist die gleiche. Ohne Härte wird es im Spitzensport nie gehen."

    Das Ziel des Projekts sei ein Platz in den Top 100.

    Laut Thiem führt Bresnik die Akademie jetzt wieder nach seinen Vorstellungen. "Was sein gutes Recht ist. Ich habe einfach andere Vorstellungen, wie man eine Akademie führt, weil ich glaube, dass ich sie in den letzten vier Jahren äußerst erfolgreich geführt habe", erklärte der.

    Die Trennung von Dominic vom Langzeit-Mentor Bresnik, der ihn 17 Jahre betreute, habe aber auch für einen Knacks in der Freundschaft zwischen Thiem senior und Bresnik gesorgt. "Wir haben super Zeiten miteinander verbracht und er war ein richtig guter Freund. Natürlich sind durch die Trennung vom Dominic Risse entstanden, die sich dann auf die Freundschaft niedergeschlagen haben. Diese Lösung von der Akademie ist mir sicher auch leichter gefallen, weil das Private angekratzt war."

    Thiem senior hatte seinen Schützlingen nach "Heute"-Infos mitgeteilt, auf der Isovolta-Anlage eine eigene Akademie zu gründen, verwarf diese Pläne aber kurzfristig.

    Mit dem Rückzug aus der Akademie sind auch Dennis Novak und Sebastian Ofner nun mit Wolfgang Thiem mitgezogen.

    Thiem hat noch Vetrag mit Bresnik

    Beide haben aber immer noch aufrechte Management-Verträge mit Günter Bresnik. Und diesen gibt es übrigens auch noch zwischen Dominic Thiem und Bresnik, verriet Thiem senior nach APA-Nachfrage. "Es gibt einen Vertrag und der Vertrag ist einzuhalten. Natürlich hat sich was geändert, aber im Endeffekt ist es ein nach wie vor bestehender Vertrag. Wenn jemand sagt, den gibt es nicht mehr, dann sagt er nicht die Wahrheit."

    Für seinen Sohn fallen zusätzliche Kosten an. "Du hast einen Trainer, den du zahlen musst, du hast ein Management, aber es gibt nach wie vor eine Vereinbarung."

    Wolfgang Thiem gibt den Fehler zu, dass er in den vergangenen Jahren zu viel Zeit in die Akademie und zu wenig in seinen Sohn investiert hat. Das will er ändern. Er wird künftig öfters, zusätzlich zu Hauptcoach Nicolas Massu, mit Dominic mitreisen. "Das ist der Hauptfehler, den ich gemacht habe. Wir haben gesehen, dass es hilfreich ist, wenn jemand von der Familie dabei ist."

    Neuer Manager Gegenteil von Bresnik

    Thiem sieht das neue Management seines Sohns sehr positiv. Der neue Manager Herwig Straka habe einen Plan, wäre das Gegenteil von Günter Bresnik und durch und durch organisiert. "Das taugt Dominic und ich glaube, dass es für einen Sportler wichtig ist." Bresnik habe auf seine Art und Weise einen Plan gehabt, aber diesen nicht entsprechend transportiert. "Dominic war dann eigentlich der Leidtragende. Er hat eh jahrelang zugeschaut. Es gehört viel dazu, dass du Dominic verärgerst oder er eine Entscheidung trifft. Aber, wenn er eine getroffen hat, dann zieht er die knallhart durch. Da ist er völlig empathielos."

    Der Bruch sei für Thiem nicht vorprogrammiert gewesen. "Wenn der Günter vor zwei, drei Jahren zwei, drei Gänge zurückschaltet und Leute werken lässt... Aber er ist halt jemand, der kontrolliert und immer selbst die Entscheidungen treffen will. Letztlich hat er sich mit der Geschichte selbst abgeschossen. Das tut mir irgendwie leid, weil ich ihn schätze und er trotzdem ein guter Freund war."