Klimaschutz

Parents for Future fordern: "Hände weg von Lützerath"

Lützerath soll zur Kohlegewinnung abgebaggert werden. Klimaschützer wollen dies verhindern. Die Räumung des besetzten Dorfes steht direkt bevor.

Lydia Matzka-Saboi
Das ist nicht Mordor, sondern Elsdorf in Nordrhein-Westfalen, der größte Braunkohletagebau Europas.
Das ist nicht Mordor, sondern Elsdorf in Nordrhein-Westfalen, der größte Braunkohletagebau Europas.
Rolf Vennenbernd / dpa / picturedesk.com

Vor der demnächst geplanten Räumung des Dorfes Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier in Deutschland hat die Organisation "Parents for Future" die Politik zum Umdenken aufgefordert. Die Wirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur (Grüne), und der Energiekonzern RWE sollten Lützerath erhalten und die Kohle unter dem Dorf im Boden lassen - "zum Schutz der Kinder in aller Welt", forderte die Organisation.

Der kleine Ort Lützerath in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg sitzt auf Braunkohle, die der Energiekonzern RWE für die Stromproduktion nützen will. Lützerath soll deshalb schon bald abgebaggert werden. Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die den Ort seit Längerem besetzen, wollen das verhindern.

Im Tagebau Garzweiler II sei genug förderbare Kohle vorhanden, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Alle Maßnahmen für eine bevorstehende Räumung müssten ausgesetzt werden.

Jan Böhmermann protestiert

Der deutsche Entertainer Jan Böhmermann zeigt auf Twitter die enormen Ausmaße des geplanten Braunkohleabbaugebiets, kritisiert das klimafeindliche Projekt scharf: "Guckt Euch diese Scheiße vor den Toren Kölns mal selber an – 10 Minuten von der Kölner Stadtgrenze entfernt: gigantische, tote Löcher in der Welt – und dann erklärt, vor Euch und anderen, wie Ihr so etwas richtig und gesund und schlau finden könnt oder jemals gefunden habt."

Kritik an Grüne Minister

Zuvor war es in dem Örtchen zu Rangeleien zwischen Polizisten und Klimaaktivisten gekommen. Donnerstagvormittag hat die Polizei nach eigenen Angaben erneut eine Barrikade am besetzten Braunkohledorf Lützerath geräumt.

Laut Polizeisprecher soll ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet werden.

In den Häusern von Lützerath, deren einstige Bewohner weggezogen sind, leben Aktivisten, die um den Ort kämpfen wollen. Grundstücke und Häuser gehören allerdings dem Energiekonzern RWE. 

RWE einigte sich im vergangenen Herbst mit den von den Grünen geführten Wirtschaftsministerien im Bund und in Nordrhein-Westfalen auf ein Ende der Braunkohleverstromung bis 2030. Gleichzeitig wurde die Laufzeit von zwei Braunkohlekraftwerken, die zum Jahresende stillgelegt werden sollten, bis Ende März 2024 verlängert. Landesministerin Mona Neubaur hielt fest, dass mit der Einigung fünf andere Dörfer im Rheinischen Braunkohlerevier vor der Zerstörung bewahrt würden. Die Grünen stellen in Nordrhein-Westfalen zusammen mit der CDU die Landesregierung.

Die Klimaaktivistin Neubauer hielt den Grünen jedoch vor, die unter Lützerath liegende Kohle werde in Wahrheit gar nicht benötigt. Die Grünen seien hier falschen Zahlen des "notorisch unglaubwürdigen Kohlekonzerns" RWE aufgesessen, so Neubauer auf Twitter. So kamen zuletzt etwa Expertenberichte der CoalExit Research Group und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zu dem Ergebnis, dass die Energieversorgung in der Krise auch ohne die Kohle unter Lützerath möglich wäre.

Zur Vorbereitung einer möglichen Räumung sind seit Montag viele Polizisten rund um Lützerath im Einsatz. Mit der Räumung selbst wird allerdings frühestens in der kommenden Woche gerechnet.

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    Lützerath in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg in Deutschland sitzt auf Braunkohle, die der Energiekonzern RWE für die Stromproduktion nützen will. Lützerath soll deshalb schon bald abgebaggert werden. Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die den Ort seit Längerem besetzen, wollen das verhindern.
    Lützerath in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg in Deutschland sitzt auf Braunkohle, die der Energiekonzern RWE für die Stromproduktion nützen will. Lützerath soll deshalb schon bald abgebaggert werden. Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die den Ort seit Längerem besetzen, wollen das verhindern.
    Oliver Berg / dpa / picturedesk.com

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