"Ist es heute peinlich, einen Freund zu haben?", fragt die britische "Vogue" bewusst provokant – und trifft damit einen Nerv. Die emotionalen Reaktionen im Netz zeigen, was zur gesellschaftlichen Gewissheit geworden ist: Sich oder sein Lebensglück über seinen Partner zu definieren, ist für Frauen nicht mehr zeitgemäß. Einen Mann zu haben, zählt nicht mehr zu den großen Zielen. Liebe und die Sehnsucht danach sind nicht tot, aber lang lebe die Selbstbestimmung. Top-Job, gutes Geld, schöne Wohnung, Freunde, Freiheit, Reisen – damit macht man sich lieber auf Insta wichtig, als mit süßlichen Paarfotos.
Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Frauen wollen zwar keinen Mann, der ihnen sagt, wie sie ihr Leben führen sollen, im Bett darf er aber durchaus bestimmen, wo’s lang geht. Er soll kein Macho sein, aber auch kein Weichei, nach ihren Regeln spielen, aber dabei nicht unterwürfig sein. Da kommt man nicht mehr mit. Der Wunsch, einen Partner auf Augenhöhe zu finden, führt so zwangsläufig zu Enttäuschung und Frust. Das Phänomen hat sogar einen Namen: Hetero-Fatalismus. Vielleicht sollte man sich aber lieber von Begrifflichkeiten und unrealistischen Erwartungen verabschieden, kurz durchatmen und offen für Neues bleiben.
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