Bekanntlich geht in Wien-Favoriten einiges als "milieubedingte Unmutsäußerung" durch, doch derart penetrante und wüste Beschimpfungen eines 64-Jährigen gegen seinen homosexuellen Nachbarn führten am Mittwoch zu einer Gerichtsverhandlung wegen gefährlicher Drohung und Beleidigung.
Der Senior, der eine Viertelstunde zu spät in den Verhandlungssaal wackelte, hatte laut Staatsanwaltschaft im Juli durchs geöffnete Fenster zum Opfer gerufen: "I stich di o, du schwule Sau" und dabei ein großes Küchenmesser gezückt.
Auch vor Gericht platzte es laut APA nur so aus dem Angeklagten heraus: "Ich bin ned homophob. Aber der sekkiert mi seit einem halben Jahr. I loss mir nix gefallen." Auch, dass er den Nachbarn als "Kinderficker" bezeichnet haben soll, gab er zu. Nur die Bezeichnung "schwuler Abschaum" wollte er nicht akzeptieren: "Sicher nicht, vielleicht hab ich 'Woarmer' gesagt." Auch zustechen habe er nicht wirklich wollen.
Der Bedrohte gab hingegen an, dass durch die Vorfälle unter einer posttraumatischen Belastungsstörung zu leiden: "Ich trau mich fast nicht aus dem Haus gehen und schleich die Stiegen runter", schilderte er. Eine Nachbarin bestätigte, dass der Angeklagte das ganze Wohnhaus auf Trab halte. "Jeder hat Probleme mit ihm."
Auch der Richter, der vom Angeklagten wiederholt unterbrochen wurde, hatte offenbar so seine Probleme. Das nicht rechtskräftige Urteil: Fünf Monate bedingte Haft und 200 Euro Schmerzengeld. "A Diversion woar ned möglich? I hob nu nia in meim Leben wos gmocht!", jammerte der Angeklagte und erbat sich Bedenkzeit.