"Werde dich aufschlitzen!"

Pensionisten-Paar bedrohte Nachbarn mit Messer

Streit um Waschmaschine im Wohnbau: Nach 30 Jahren Nachbarschaft gab es plötzlich Drohungen, ein Messer – und ein skurriles Beweisstück.
Christoph Weichsler
23.05.2025, 22:42
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Ein älteres Ehepaar aus dem Wien-Ottakring stand Donnerstag am Landl vor Gericht – wegen gefährlicher Drohung und Körperverletzung. Die beiden, Zlatko und Milica K. (Namen geändert), sind serbischer Herkunft und leben seit Jahrzehnten Tür an Tür mit ihrem ebenfalls serbischstämmigen Nachbarn Marko M. (Name ebenfalls geändert). Doch der lange schwelende Nachbarschaftsstreit eskalierte am 17. Dezember 2024 plötzlich mit voller Wucht.

Drohung mit Eisenstange

Zlatko K. soll mit einer Eisenstange gedroht haben, Marko M. den Kopf "einzuschlagen". Milica K. wiederum soll mit einem Küchenmesser auf den Nachbarn losgegangen sein, es gegen seinen Bauch gedrückt und angekündigt haben, ihn "aufzuschlitzen". Später habe sie sogar gedroht, eine Pistole zu kaufen. Das Ehepaar weist sämtliche Anschuldigungen zurück – und präsentierte im Gerichtssaal eine skurrile Gegendarstellung.

Papierrolle statt Waffe – Richterin verliert Geduld

Zlatko K. brachte zur Verhandlung das mutmaßliche "Tatwerkzeug" mit: eine bunte Geschenkpapierrolle. Laut seiner Darstellung wollte er damit nur "abschrecken". Im Saal wedelte er damit sogar herum. "Ich habe nichts gesagt", betonte er. Die Richterin hatte Mühe, die Aussage zu ordnen – immer wieder fiel ihm seine Frau ins Wort, musste ermahnt werden: "Jetzt spricht Ihr Mann!"

Milica K. erklärte vor Gericht, sie sei beim Nachhausekommen von dem eskalierten Streit überrascht worden. Ihr zufolge habe Nachbar Marko M. ihren Ehemann attackiert, nachdem es erneut Streit um eine angeblich beschmierte Waschmaschine im Haus gegeben hatte. Als sie sah, wie ihr Mann zu Boden gedrückt wurde, sei sie völlig außer sich geraten. Aufgrund ihrer Diabetes-Erkrankung könne sie sich an viele Details nicht mehr genau erinnern, betonte sie.

"Werde dich abstechen!"

Doch ein Handyvideo, das Marko M. im Gericht vorführte, spricht eine andere Sprache: Darauf ist deutlich zu hören, wie Milica mehrfach ruft: "Ich werde dich abstechen!", "Ich hole meine Leute!" und "Ich kauf mir eine Pistole!" Auf diese Aussagen angesprochen, entgegnete sie: "Ich war wütend – ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe. Das war wegen dem Zucker!"

Kläger fordert Geld und lehnt Diversion ab

Der Nachbar Marko M. berichtete von Todesangst. "Sie hielt mir das Messer gegen die Niere. Ich hatte panische Angst, dass noch mehr passiert." Zudem zeigte er eine Verletzung am Finger – laut Anklage durch Milica K. verursacht. Für den psychischen und körperlichen Schaden fordert er 1.500 Euro Schmerzengeld. Seit dem Vorfall nehme er täglich Beruhigungsmittel, sagt er.

Zlatko K. zeigte sich kompromissbereit: "Ich zahle das Geld – ich will endlich meine Ruhe." Doch M. will mehr als nur eine Zahlung: Er lehnte das vorgeschlagene diversionelle Verfahren ab. "Ich habe Angst, dass wieder etwas passiert."

Richterin setzt Diversion durch – doch die Fronten bleiben verhärtet

Obwohl Nachbar Marko M. eine Diversion ablehnte, setzte die Richterin das Verfahren dennoch auf diese Weise aus: Wenn sich das Ehepaar Kovac in den kommenden zwei Jahren nichts zuschulden kommen lässt, gilt der Fall als erledigt. Milica K. muss zudem eine Geldbuße von 100 Euro zahlen – die ursprünglich geforderten 1.500 Euro Schmerzengeld entfallen durch die verweigerte Zustimmung des Nachbarn.

Zlatko und Milica K. zeigten sich zum Schluss zumindest teilweise einsichtig. Doch die Atmosphäre im Gericht blieb geladen: Ein weiterer Nachbar, der ursprünglich als Zeuge geladen war, rief wütend durch den Saal: "Sie schützen Verbrecher! Das ist ungerecht!" Ob damit tatsächlich Frieden im Wohnhaus einkehrt, ist mehr als fraglich. Die Unschuldsvermutung gilt.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 23.05.2025, 22:42
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