FAC-Trainer Bytyqi im Porträt

Pep warnte ÖFB-Coach: "Zu viele Kilos, kein Training"

Einst als Wunderkind bei Manchester City gefeiert, dann das abrupte Ende: Heute führt Sinan Bytyqi den FAC mit klaren Vorstellungen an.
Georg Steinschnack
07.10.2025, 07:08
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Es ist Mittwochvormittag am FAC-Platz in Wien-Floridsdorf. Hier sitzt er: Sinan Bytyqi, der neue Trainer des Zweitligisten und ehemaliges Fußball-Wunderkind. Mit 14 Punkten aus den ersten neun Spielen zeigt sich der 30-Jährige zufrieden und philosophiert im Gespräch mit "Heute", wie er seine Mannschaft sehen will: "Ich will, dass meine Mannschaft intensiv spielt, Emotionalität auf den Platz bringt und versucht, schnell in den Strafraum des Gegners zu kommen. Nur so kann man heutzutage Spiele gewinnen."

Training mit Vieira, Dzeko und Guardiola

Intensiv also. Kaum ein Wort könnte die bisherige Laufbahn von Bytyqi besser beschreiben. Im Kosovo geboren, in Kärnten aufgewachsen, mit 14 der Wechsel zur Admira – und zwei Jahre später der Schritt nach England zu Manchester City. 2012 ist in vielen österreichischen Medien von Bytyqi als "Wunderkind" zu lesen. Schon bald darf er mit den Profis der Citizens mittrainieren: "Das Tempo war natürlich eine andere Welt, da habe ich mir das erste halbe Jahr extrem schwergetan", gesteht er. "In dieser Zeit haben mir vor allem Patrick Vieira und Edin Dzeko geholfen. Sie haben mir sofort das Gefühl gegeben, dass ich zur Mannschaft gehöre."

Dort trainiert er auch kurzzeitig unter Star-Trainer Pep Guardiola. Von der Trainer-Ikone kann er viel mitnehmen: "Guardiola steht zwar für sein Kurzpassspiel, aber er hat uns im Training von Anfang an gesagt, dass wir Maschinen werden müssen. Vor jeder Einheit musstest du dich wiegen – und wenn du zu viele Kilos hattest, durftest du nicht mittrainieren."

"Krankheit ist ein Teil von mir"

Doch dies ist keine Geschichte eines ÖFB-Nationalspielers mit 100 Länderspielen. Viel eher ist es eine Geschichte darüber, wie man mit Rückschlägen umgeht. Denn im Jahr 2017, gerade einmal 22 Jahre alt, erhält Bytyqi während einer Ausleihe bei den Go Ahead Eagles in den Niederlande die Schock-Diagnose: Ein Teil seines Herzmuskels sei genetisch krankhaft verdickt – eine Veränderung, die gerade bei jungen Athleten zu Herzinfarkten führen kann. Laut seinen behandelnden Ärzten herrscht eine ernsthafte Wahrscheinlichkeit, dass er beim Sport tot zusammenbricht.

Ein zu hohes Risiko für Bytyqi – er trifft die Entscheidung, seine Karriere als Profispieler zu beenden. Im Rückblick verständlicherweise eine schwere Zeit für ihn: "Die größte Challenge war die mentale Belastung, weil ich zunächst nicht wusste, ob ich weiterspielen darf", erzählt der 30-Jährige sichtlich bewegt. "Als die Entscheidung dann feststand, bin ich zunächst in ein mentales Loch gefallen. Am Anfang habe ich geglaubt, ich muss meine Situation alleine mit mir ausmachen. Erst als ich mir professionelle Hilfe geholt habe, habe ich gelernt, damit umzugehen. Heute ist die Krankheit ein Teil von mir, was ich gelernt habe zu akzeptieren."

Von Manchester über Weiz nach China

Unterstützung erhält Bytyqi auch von seinem Stammverein Manchester City. Die Nordengländer helfen ihm, den zweiten Karriereweg einzuschlagen. Zunächst arbeitet er als Scout und Videoanalyst im Team der Citizens, darf aber auch in der Jugendabteilung erste Trainer-Erfahrungen sammeln. Zwischenzeitlich betreut er sogar mehr als 20 Leihspieler, denen er als persönlicher Ansprechpartner zur Seite steht.

Doch der Wunsch, eine eigene Mannschaft zu übernehmen, wächst in ihm. So wechselt er im Sommer 2021 zunächst als Trainer der zweiten Mannschaft nach Weiz in die Steiermark, wird später Co-Trainer der Kampfmannschaft in der Regionalliga Mitte. Lange hält es ihn jedoch nicht in Österreich: Nach drei Jahren folgt er Christian Lattanzio als Co-Trainer zunächst nach Belgien zu St. Truiden und anschließend nach China zum SC Peng City.

In der 17-Millionen-Metropole Shenzhen hat Bytyqi zunächst Anpassungsschwierigkeiten:
"Grundsätzlich ist es zwar von der Infrastruktur her top, aber die Chinesen haben eine sehr festgefahrene Kultur." Wie er das meint? " Viele Einheimische sprechen gar kein Englisch– das macht die Integration extrem schwer."

Chance in Floridsdorf

Doch der 30-Jährige ist glücklich in China, seine Arbeit als Co-Trainer wird geschätzt. Mit seiner Mannschaft spielt er im Schnitt vor 30.000 Zuschauern. Und dennoch wächst der Wunsch, selbst eine Profimannschaft als Cheftrainer zu übernehmen. Als Mitja Mörec Ende Juli zu Blau-Weiß Linz wechselt, öffnet sich für ihn eine Tür: Bytyqi wird neuer Trainer des FAC.

Wo soll es für ihn langfristig hingehen? "Ich möchte die Zeit, die ich als Spieler verpasst habe, auf der Trainerbank nachholen. Das übergeordnete Ziel ist es, in England Trainer zu werden, weil ich weiß, wie fußballverrückt es auf der Insel zugeht."

Zunächst aber richtet er den Blick auf seine Aufgabe im 21. Bezirk: "Wir wissen, dass wir einen jungen Kader haben. Das Ziel muss es sein, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen und möglichst viele Spieler in die Bundesliga zu bringen." So zeigt sich Bytyqi – gewohnt nüchtern in der Analyse. Ein Mann, der verstanden hat, dass Fußball wichtig ist, es jedoch wichtigere Sachen im Leben gibt.

{title && {title} } gst, {title && {title} } Akt. 07.10.2025, 10:03, 07.10.2025, 07:08
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