Fragwürdiger Inhaltsstoff

Periodenwäsche ungesund? Experten haben Bedenken 

Periodenwäsche macht die Verwendung von Binden, Tampons & Co überflüssig. Jedoch äußern Experten jetzt Bedenken. Schuld ist der Einsatz von Silber.

Heute Life
Periodenwäsche ungesund? Experten haben Bedenken
Silber wirkt als antimikrobielles Mittel und wird Produkten zugesetzt, um die Verbreitung von Mikroorganismen zu bekämpfen, die schädlich sind oder zu Gerüchen führen können.
Getty Images

In den letzten Jahren ist Periodenunterwäsche als umweltfreundliche Alternative zu Binde, Tampons und Cups bekannt geworden – vor allem Influencerinnen, die in den sozialen Medien dafür werben. Eine Untersuchung der britischen Verbraucherorganisation "Which?" zeigte jetzt jedoch, dass sie doch nicht ganz bedenkenlos ist. Grund ist die Behandlung der Textilien mit Silber. Diese könnte gesundheitliche und/oder ökologische Auswirkungen haben. Es gibt verschiedene Arten der Silberbehandlung. Dazu gehören Nanosilber (mikroskopisch kleine Silberpartikel), Silberzeolith, Silber-Kupfer-Zeolith oder Silber-Zink-Zeolith oder Silberchlorid.

Silber wirkt als antimikrobielles Mittel. Es wird in der Regel Produkten zugesetzt, um die Verbreitung von Mikroorganismen zu bekämpfen, die schädlich sind oder zu Gerüchen führen können. Das Produkt wird seit langem in einigen Wundabdeckungen verwendet und wird zunehmend als "funktionelles Extra" in Kleidung sowie anderswo verwendet. Im Fall von Periodenwäsche wird es hinzugefügt, um Bedenken bezüglich eines möglichen Geruchs entgegenzuwirken. 

Experten äußern Bedenken

Die Auswirkungen dieser Silberarten auf die menschliche Gesundheit sind derzeit nur begrenzt erforscht. Aber Wissenschaftler haben Bedenken hinsichtlich der möglichen gesundheitlichen Auswirkungen in solchen Produkten. Denn Silber tötet jegliche Bakterien ab – schlechte, aber auch gute. Hat das Silber nun Kontakt mit Schleimhäuten – wie im Falle dieser Hygienewäsche – kann sich das negativ auf die Scheidenflora auswirken.

Laut den Forschern von "Which?" ist die Beifügung von Silberchlorid unnötig. Denn es gebe "keine Beweise dafür, dass Menstruationsblut schädliche Bakterien enthält, die eine antimikrobielle Behandlung erfordern."  Die Unterstellung, dass dies der Fall sei, selbst wenn damit auf die Bedenken der Nutzerinnen hinsichtlich der Geruchsbildung reagiert wird, spiele auf die bestehenden Tabus rund um die Menstruation an. Stattdessen appellieren die Forscher an die persönliche Hygiene. "Es versteht sich von selbst, dass normale, maßvolle Hygieneroutinen eingehalten werden sollten und dass Menstruationshosen gemäß den Anweisungen des Herstellers gewaschen und gewechselt werden sollten, um sie hygienisch zu halten. Aber alles, was darüber hinausgeht, ist nicht notwendig." Außerdem sollen Tests gezeigt haben, dass mit Silber behandelte Artikel oft nicht die versprochenen antimikrobiellen Eigenschaften haben, insbesondere wenn es sich um behandelte Textilien handelt.

Das Mysterium des Damenslips – Was ist Fakt und was ist erfunden?

1/4
Gehe zur Galerie
    "Keine Unterwäsche zu tragen ist besser." - <strong>Mythos</strong>: Frauen vor mehr als 50 Jahren hatten keine andere Wahl, aber du solltest zumindest unter der Jeans einen Schutz tragen. Ansonsten riskierst du Verletzungen und Infektionen.
    "Keine Unterwäsche zu tragen ist besser." - Mythos: Frauen vor mehr als 50 Jahren hatten keine andere Wahl, aber du solltest zumindest unter der Jeans einen Schutz tragen. Ansonsten riskierst du Verletzungen und Infektionen.
    Getty Images/iStockphoto

    Studien belegen Auswirkungen

    Eine 2015 vom Nationalen Institut für Lebensmittel- und Arzneimittelkontrolle in Peking durchgeführte Studie an Kaninchen kam zu dem Schluss, dass Nanosilber strukturelle Veränderungen der Vaginalschleimhaut, der Harnröhre und des Enddarms verursacht, die sich im Blutkreislauf der Kaninchen anreichern.

    Die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) stellte fest, dass Nanosilber die gesunden Bakterien in der Vagina abtöten, die bei der Infektionsabwehr helfen. Das führt zu einem höheren Risiko für schädliche Bakterien und damit zu einem erhöhten Risiko für bakterielle Vaginose, Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaftskomplikationen.

    Klage gegen Thinx

    Anfang dieses Jahres hat der Unterwäschehersteller Thinx eine Sammelklage in den USA beigelegt, nachdem unabhängige Tests das Vorhandensein von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAs - auch bekannt als "Forever-Chemikalien") sowie von Nanosilber in ihren Periodenhosen festgestellt hatten. Thinx hat bei der Beilegung des Rechtsstreits weder Schuld noch Fehlverhalten eingestanden, hat sich jedoch bereit erklärt, das Silber in seinen Produkten nicht als nicht migrierend (d. h. nicht in den Körper übertragbar) zu bezeichnen.

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Verwendung von Periodenunterwäsche hat in den letzten Jahren zugenommen, doch eine Untersuchung von "Which?" zeigt, dass einige Produkte Silberbehandlungen verwenden, die möglicherweise gesundheitliche Auswirkungen haben könnten
    • Experten sind besorgt, dass Silber die vaginale Flora negativ beeinflussen kann und appellieren an die persönliche Hygiene
    • Studien haben gezeigt, dass Nanosilber strukturelle Veränderungen der Schleimhaut verursachen kann, was zu einem höheren Risiko für Infektionen führen könnte
    • Der Hersteller Thinx hat eine Sammelklage beigelegt, nachdem seine Produkte Nanosilber und PFAs enthielten
    red
    Akt.