Innerhalb der Belegschaft in der Justizanstalt Stein (NÖ) rumort es: Alleine im Jahr 2024 wurden 12.000 Überstunden angehäuft, von 320 Planstellen sind nur 302 besetzt (Stand 1.8.2025). Da seien Faktoren wie Karenz, Stundenreduzierungen und Krankenstände noch gar nicht eingerechnet.
Vor drei Wochen soll ein Häftling bei der Verlegung in eine besonders gesicherte Zelle mit einem Messer einen Justizwachebeamten attackiert haben – nur die Schutzausrüstung verhinderte eine schwere Verletzung. Zwei Kollegen wurden dennoch verletzt, einer ist im Krankenstand.
"Die Vorfälle häufen sich, vieles wird totgeschwiegen. Freizeitplanung ist nur schwer möglich, es gibt viele ungeplante Nacht- und Zusatzdienste, das führt zu einer massiven Überbelastung", kritisiert Bernhard Rosenzopf (AUF), Vorsitzender des Dienststellenausschusses der Exekutive der Justizanstalt Stein.
Seit 1.10.2025 läuft das Projekt "Betriebsumstrukturierung", Blockarbeitszeiten von Insassen laufen seither nur noch von der Früh weg bis 12 Uhr statt wie bisher bis 14 Uhr, was für Entlastung sorgen sollte: "In den ersten 40 Tagen war keine Verbesserung spürbar."
Ein weiterer Kritikpunkt: Drogenmissbrauch und Handel, Zerstörung von Hafträumen, Übergriffe auf Justizwachebeamte, "dem wird man einfach nicht Herr".
Ein weiteres Problem: Durch Überbelegungen insgesamt in Österreichs Justizanstalten können Insassen nach gefährlichen Zwischenfällen oft erst Monate später in eine andere Justizanstalt verlegt werden. Psychisch auffällige Insassen (etwa Selbstverletzung, Vorfälle mit verunstalteten Hafträumen durch Urin bzw. Fäkalien) könnten nicht in eine Psychiatrie gebracht werden, "weil wir dort abgelehnt werden".
Dazu kommen Sparmaßnahmen im mittleren, einstelligen Millionenbereich alleine nur in der Justizanstalt Stein, gleichzeitig werde für die Versorgung der Insassen viel Geld in die Hand genommen (etwa medizinische Versorgung als Privatpatienten, Suchtmittelersatz, Operationen, Fußpflege, Entfernen von einschlägigen Tattoos).
Wegen der schwierigen Lage wurde für Mittwoch und Donnerstag eine Dienststellenversammlung anberaumt, wie auch das Justizministerium auf "Heute"-Anfrage bestätigt.
"Heute" wollte auch wissen, was das Justizministerium zu den einzelnen Vorwürfen und der Situation der Justizwachebeamten sagt. Darauf wurde nicht eingegangen, in einem knappen Statement heißt es: "Wir können bestätigen, dass in der Justizanstalt Stein eine Dienststellenversammlung anberaumt ist." Zu den Inhalten könne man nichts sagen, da Dienststellenversammlungen "nicht öffentlich sind".