Gerald Fleischmann ist einer der Polit-Insider schlechthin in Österreich. Der Miterfinder der sogenannten "Message Control" war Sprecher des türkisen Ex-Kanzlers Sebastian Kurz, wechselte dann als Kommunikationschef in die ÖVP-Zentrale, von wo aus er zunächst die Agenden von Karl Nehammer betreute und nun für den neuen VP-Obmann Christian Stocker arbeitet.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Fleischmann während der Corona-Pandemie als Moderator zahlreicher Regierungs-Pressekonferenzen. 2023 veröffentlichte er sein erstes Buch "Message Control", Anfang Februar 2025 kam sein zweites Werk unter dem Titel "Die Codes der Extremisten" (edition-a, 27 Euro).
Auf knapp 400 Seiten beschreibt Fleischmann, "wie Links- und Rechtsextremisten, Autokraten und Islamisten die Demokratie unterwandern" – so lautet der Untertitel des detailreichen Buchs, das mit viel Insiderwissen gespickt ist. Schließlich hat Fleischmann direkt aus dem Zentrum der Macht in Österreich Brisantes live mitbekommen.
Der 51-Jährige beleuchtet, wie die subversiven Methoden der Extremisten-Gruppen funktionieren und einander gleichen. Zum einen gehe es um Gruppen, "die sich zum Teil demokratisch geben und die Demokratie mit ihren eigenen Mitteln aushebeln wollen". Es handele sich da um Rechtsextreme, Linksextreme und Islamisten".
Die zweite große Front für die Demokratie sieht Fleischmann im Angriff von außen. Hier habe sich '"allen voran Russland in den letzten Jahren als größter Gegner des freien Westens hervorgetan".
"Wir befinden uns bereits in der Mitte eines Informationskriegs, der sich darum dreht, welche Ideologien allgemein anerkannt werden", schreibt Fleischmann in seinem Buch: "Dabei droht die Gesellschaftsform der rechtsstaatlichen Demokratie verdrängt zu werden, wenn sie es nicht schafft, ihre Botschaften durchzusetzen."
Der Kommunikationsstratege beschreibt, mit welchen Methoden Desinformation und Fake News sich etablieren können, welche Rolle soziale Medien in diesem Informationskrieg spielen. Er schildert, wie Rechtsextreme sich als Influencer von Nebenan geben oder wie Islamisten in sozialen Medien Jugendliche anwerben.
Das Buch bietet teils alarmierende Hintergründe und neue Informationen zu aktuellen Geschehnissen. So enthüllt Fleischmann beispielsweise, dass die Islamistengruppe HTS, die Syrien-Diktator Assad stürzte und jetzt dort an der Macht ist – hinter der Migration über die sogenannte Balkanroute steckt. Wie der Autor ausführt, steht die HTS ("Haya Tahrir al-Sham") in Verbindung mit Schleppergruppen, die seit 2015 Migranten über die Balkanroute nach Europa schleust. Dreh- und Angelpunkt ist da das Finanzsystem "Hawala", mit dem Schlepperorganisationen operieren.
Wie Fleischmann berichtet, griffen die deutschen Behörden 2020 einen Mann namens Khaled Al M. auf, bei dem sie bündelweise Geldscheine im Wert von fast 300.000 Euro fanden. Khaled Al M. alias Abu Ali soll laut Behörden in Syrien 2013 bis 2014 für die Al-Nusra-Front gekämpft haben. Dort befehligte er eine 30 Mann starke Einheit für die Terrorgruppe, die sich jetzt HTS nennt.
2015 kam Khaled Al M. nach Deutschland, stieg ins Schleppergeschäft ein. Fleischmann schreibt: "Er spezialisierte sich auf Schleusungen von Syrern und Afghanen über die Balkanroute nach Österreich und Deutschland. Pro Person wurden 2.500 Euro fü den Transport verlangt. Binnen fünf Jahren soll Khaled Al M. 160 Millionen Euro über Hawala in die Türkei und nach Aleppo in Syrien überwiesen haben, sagen Behörden. Dass er nach wie vor Kontakte zu seinen mutmaßlichen Kampfgefährten von der HTS pflegte, sagte ein verdeckter Ermittler gegenüber den Behörden aus. Dabei ging es um Konten und Geldüberweisungen."
Brisante Details liefert Fleischmann zudem über den Taylor-Swift-Attentäter Beran A., der im vergangenen Sommer einen Anschlag auf die Swift-Konzerte in Wien geplant hatte. Und er enthüllt, dass ein Österreicher hinter einer von Russland gesteuerten Fake-News-Kampagne in Europa steckt.
Gruppen aus Russland würden außerdem einen hybriden Angriff, also koordinierte Einflussnahme über verschiedene Kanäle, auf die Deutschland-Wahl am 23. Februar planen.
Den Abschluss des Buchs bildet ein umfangreiches "Verzeichnis der wichtigsten Akteure der Subversion sowie ihrer Codes" – von A wie "Alt-Right-Bewegung" über F wie "Freie Sachsen" bis zu "Zeigefinger nach oben" als islamistischen Code für "Lies!" – die Aufforderung, den Koran zu lesen, ist ein salafistischer Gruß.