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Polizei-Razzia in Schrott-AKW Mochovce

Heute Redaktion
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Spezialeinheiten der slowakischen Polizei haben am Dienstag das Atomkraftwerk Mochovce durchsucht. Ermittler vermuten betrügerische Handlungen beim Ausbau des Krisenmeilers.

Von dem ehemaligen Dorf Mochovce ist nicht mehr viel übrig. In den 1980er Jahren musste der Großteil der Gemeinde einem neuen Kernkraftwerk weichen. Heute gibt es dort nur noch eine Kirche, einen Friedhof – und das AKW samt Endlager für dessen radioaktiven Abfall.

Am Dienstag haben rund 100 Einsatzkräfte der slowakischen Polizei samt Spezialeinheit, das mittlerweile marode Kernkraftwerk auf den Kopf gestellt.

Die Razzia sei "im Rahmen eines laufenden Strafverfahrens wegen schwerwiegenden Betrugsverdachts im Zusammenhang mit dem Bau des dritten und vierten Reaktorblocks" erfolgt. Das gab die Polizei noch während der Aktion selbst via Facebook bekannt. Weitere Details wurden nach Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht genannt.

Droht Super-Gau?

Schon 2012 und 2013 hätten im Atomkraftwerk Mochovce ein dritter und vierter Reaktorblock in Betrieb gehen sollen – bis heute ist das nicht passiert. Die Betreiber melden immer wieder Verzögerungen beim Bau und stellen dabei immer höhere Kosten in den Raum. Seit Jahren wird wegen Korruptionsverdacht ermittelt. Schon im April 2019 wurde der ehemalige Chef der Slowakischen Elektrizitätswerke (SE), ein Manager aus Italien, festgenommen. Ihm wurde Betrug in Millionenhöhe vorgeworfen.

In Österreich ist man über die Verzögerungen beim Ausbau des AKW Mochovce nicht unglücklich. Das marode Kernkraftwerk liegt nur 413 Kilometer von der gemeinsamen Grenze entfernt.

Explosionen in AKW auf Video

Erst vor kurzem hatte die Umweltorganisation Global 2000 aufgedeckt, dass darin Notstrom-Generatoren installierten sind, die nach Herstellerangaben bereits ihre Lebensdauer überschritten hätten und "elektrisch unsicher" seien. Sie müssten dringend generalüberholt werden, ansonsten droht ein fataler Kurzschluss.

Den Aktivisten zugespielte Videos zeigen, dass es genau solche in Mochovce schon gegeben hatte. Darauf ist zu sehen, wie ein Dieselgenerator mitten in einem Test seinen Geist aufgibt. Es kommt zu einer Verpuffung und mehrere Bauteile werden quer durch die Halle geschleudert – "Heute" berichtete.