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Prozess gegen 29 Rapid-Hooligans eröffnet

Heute Redaktion
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Bild: Lisi Niesner

Im Wiener Straflandesgericht ist am Mittwoch der Prozess um die gewalttätigen Ausschreitungen nach einem Freundschaftsspiel des SK Rapid gegen den 1. FC Nürnberg vom 7. September 2013 eröffnet worden. 29 Rapid-Fans müssen sich wegen Landfriedensbruchs vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Michaela Röggla-Weiss) verantworten. Zwei geständige Angeklagte wurden am frühen Nachmittag bereits verurteilt.

vor einem Schöffensenat verantworten. Zwei geständige Angeklagte wurden am frühen Nachmittag bereits verurteilt.

Laut Staatsanwaltschaft waren rund 300 Fans an den Ausschreitungen beteiligt. Rapid-Fans sollen vor dem Hanappi-Stadion wissentlich an einer Zusammenrottung einer Menschenmenge teilgenommen haben, die darauf abzielte, Polizisten und Ordner-Kräfte am Körper zu verletzen bzw. im Eigentum des SK Rapid sowie der Polizei stehende Sachen zu beschädigen. Die Randale spielten sich in drei Phasen ab (Die Details auf Seite 2) und führten zu zahlreichen Sachbeschädigungen und verletzten Personen.

Zwei Rapid-Anhänger wurden bereits verurteilt. Der Angeklagte B.K. berichtete über eine sehr aufgeheizte Stimmung vor dem Stadion. Er sei neugierig gewesen und wollte nachsehen, was sich dort abspielt. Im Affekt habe er zunächst einen halbvollen Plastikbecher und später eine Plastikflasche in Richtung Polizei geworfen. "Gleich danach habe ich mir gedacht, dass das ein absoluter Blödsinn war.", so der 32-jährige Angestellte. Laut B.K. hat die Polizei eskalierend gehandelt.

Bereits zwei Schuldsprüche

Der zweite bereits Verurteilte verteidigte sich damit, voller Adrenalin gewesen zu sein. Er habe eine Pyrofackel geworfen, die dann brennend auf dem Boden gelegen ist. "Ich dachte mit, dass ich so handeln muss", so P.F., der sich aber dennoch reumütig zeigte. Laut dem 20-jährigen Studenten war der Einsatz der Polizei in dieser Art und Weise nicht gerechtfertigt. Im Unterschied zu den übrigen 27 Männern hatten sich beide zu sämtlichen Anklagepunkten vollinhaltlich schuldig bekannt, weshalb sie nach ihrer Einvernahme und ohne ein weiteres Beweisverfahren verurteilt wurden. Sie fassten jeweils drei Monate bedingt sowie ein österreichweites Stadionverbot für die Dauer von sechs Monaten aus.

 

Letzteres begründete die vorsitzende Richterin damit, eine entsprechende "Abkühlungsphase" erscheine ihr notwendig. Die beiden waren damit einverstanden, Staatsanwältin Stefanie Schön gab vorerst keine Erklärung ab. Die Urteile sind daher nicht rechtskräftig.

Heftige Kritik an der Anklage

Die verbliebenen 27 angeklagten Rapid-Fans stellten demgegenüber in Abrede, den inkriminierten Landfriedensbruch begangen zu haben. Während sie teilweise durchaus zugaben, die Polizisten mit Glasflaschen oder Heurigenbänken beworfen zu haben, beteuerten sie, sich nicht wissentlich zusammengerottet zu haben, um Straftaten zu setzen.

Heftige Kritik an den Ermittlungen übte Verteidiger Manfred Arthofer, der Rechtsvertreter eines Großteils der Angeklagten. Die Polizei habe Beweismaterial "manipuliert", indem sie der Justiz zunächst nur einen besonders drastischen Zusammenschnitt von Aufnahmen aus Film- und Fotokameras vorlegte. Erst aus dem Rohmaterial gehe hervor, dass es zu den gegen die Ordner gerichteten Tätlichkeiten erst gekommen war, nachdem diese einen jungen Rapid-Fan zu Boden geschlagen und getreten hatten.

Die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft im Detail auf Seite 2:

Am 7. September 2013 gab es nach dem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg drei Phasen der Ausschreitungen, bei denen insgesamt rund 300 Fans beteiligt waren.

Phase 1: Beim Eingang auf der Süd-Ost-Seite des Hanappi-Stadions kam es zu einer Zusammenrottung. Eine polizeiliche Personenkontrolle löste diese aus. Die Kontrolle wurde aufgrund von festgestellten Sachbeschädigungen in der Tiefgarage des Stadions durchgeführt. Im Laufe dieser Untersuchung versammelten sich ca. 100 Fans rund um die Polizei und drängten diese Richtung Stadioneingang. Es kam zum Einsatz von Pfefferspray, eine Polizistin wurde verletzt, zudem gab es zahlreiche Schäden an Polizei-Fahrzeugen und der Stadioninfrastruktur

Phase 2: Beim Süd-West-Eingang wurde der bereits schuldig gesprochene P.F. vom Securitypersonal festgehalten und tätlich angegriffen. Daraufhin hatten ca. 100 Fans versucht, sich Zutritt zum Stadion zu verschaffen. Nachdem ein Tor aufgedrückt wurde, kam es zu einer Verfolgung, das Security-Personal flüchtete in den Kabinentrakt. Daraufhin wurden zahlreiche Gegenstände geworfen. In dieser Phase wurden sechs Personen verletzt.

Phase 3: Etwa zwei Stunden nach Phase 2 kam es erneut zu Sachbeschädigungen. Verdächtige Personen wurden von der Polizei angehalten und wieder drängten rund 100 Personen in Richtung Polizei. Hierbei wurden Heurigenbänke, Pytotechnik und Steine in Richtung der Polizei geworfen. In Phase 3 wurden 9 Polizisten verletzt. 

Die Anklage lautet auf Landfriedensbruch. Die verletzten Polizisten erlitten hauptsächlich Abschürfungen und ein Beamter zerrte sich das Kreuzband im Knie.