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Prügel-Szenen bei Fußball-Fans werden zu Politikum

Heute Redaktion
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Die polnische Polizei hat vor und nach dem EM-Spiel zwischen Polen und Russland am Dienstag in Warschau insgesamt 184 Personen festgenommen, unter ihnen mehr als 150 Polen und mehr als 20 russische Staatsbürger. Die Causa wurde jetzt zum Politikum.

Mindestens zehn Menschen wurden bei den Fan-Ausschreitungen zum Teil schwer verletzt, unter ihnen auch Polizisten. Die Lage habe sich erst gegen ein Uhr nachts beruhigt, erklärte der Sprecher der Warschauer Polizei, Maciej Karczynski, gegenüber Journalisten. Zunächst griff schon vor dem Spiel eine Gruppe teilweise vermummter polnischer Hooligans die russischen Fans an, die von der Innenstadt Richtung Stadion unterwegs waren. Die Fußballrowdys warfen mit Steinen und Feuerwerkskörpern.

Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein

Sie griffen auch die Polizei an, die die beiden Gruppen voneinander trennen wollte, und dabei Wasserwerfer und Tränengas einsetzte. Auf der Poniatowski-Brücke über die Weichsel kam es zu mehreren Schlägereien. Auch nach dem Spiel gab es immer wieder Zusammenstöße in der Umgebung der Fanzone am Warschauer Kulturpalast. Nach Angaben der Polizei verabredeten sich polnische und russische Hooligans nach dem Spiel zu einer regelrechten Schlacht in der Innenstadt, dies sei jedoch verhindert worden.

Der polnische Regierungssprecher Pawel Gras erklärte am Mittwoch gegenüber Radio TOK FM, die polnische Justiz werde hart gegen die Verantwortlichen der Auseinandersetzungen vorgehen. "Sie werden nicht ruhig schlafen können", sagte Gras. Gleichzeitig lobte er die Polizei dafür, dass die Situation um das Nationalstadion nicht eskaliert sei. Folgen für die polnisch-russischen Beziehungen ergäben sich aus den Ereignissen nicht, sagte der Regierungssprecher.

Ex-Präsident fordert Entschuldigung bei Russen

Ex-Staatspräsident Aleksander Kwasniewski hingegen forderte eine offizielle Entschuldigung bei den russischen Besuchern. "Das gelte, auch wenn einige der Besucher für die Zusammenstöße mitverantwortlich seien, so das ehemalige Staatsoberhaupt: "Wir sind die Gastgeber, deshalb müssen wir an uns strengere Kriterien anlegen."

Dennoch sei es richtig gewesen, den russischen Fans einen Marsch aus Anlass eines russischen Nationalfeiertags zu genehmigen. "Im Hinblick auf die Sicherheit war das eine bessere Lösung", so Kwasniewski, sonst wären seiner Ansicht nach einzeln auftretende Gruppen von russischen Fans auf gut vorbereitete polnische Hooligans getroffen.

Russische Kommentatoren gaben vor allem polnischen Fans die Schuld an den Auseinandersetzungen. Russische Medien kritisierten allerdings auch die Anhänger der eigenen Nationalmannschaft und die Ankündigung des Marsches.

UEFA will "fröhliche Stimmung" fortführen

Die UEFA missbilligt die vereinzelten Vorfälle, die sich gestern vor und nach dem Spiel zwischen Polen und Russland in Warschau ereignet haben", teilte der europäische Dachverband am Mittwoch mit. Die zuständigen Behörden müssten nun entsprechende Strafen verhängen. "Die UEFA ist entschlossen, die überwiegend friedliche und fröhliche Stimmung, die bislang die EURO 2012 bestimmte, bis zum Finale am 1. Juli in Kiew fortzuführen", hieß es.

Auseinandersetzungen waren im Vorfeld des Spiels befürchtet worden - unter anderem deshalb, weil der Verband der russischen Fußballfans einen Marsch durch Warschau aus Anlass des russischen Nationalfeiertags angekündigt hatte. Wegen Sicherheitsbedenken war dieser dann auf eine weniger als einen Kilometer lange Strecke von einer S-Bahn-Station zum Stadion beschränkt worden.