Es sorgte für internationale Schlagzeilen: Wladimir Putin hat US-Präsident Donald Trump im Vorfeld der Verhandlungen in Riad ein "persönliches Geschenk" überreichen lassen.
Dieser soll laut dem US-Sondergesandten Steve Witkoff, der das "wunderschöne Porträt" eines "führenden russischen Künstlers" in Moskau entgegennahm, von dieser offensichtlichen Bauchpinselei übrigens "eindeutig berührt" gewesen sein. Wie das Bild aussieht, blieb jedoch geheim – bis jetzt!
Nun hat niemand geringerer als der Maler selbst hat dem Sender CNN enthüllt, wie sein Werk aussieht. Das Gemälde zeigt Trump, wie er nach dem gescheiterten Attentat auf seiner Kundgebung in Butler, Pennsylvania, im Juli 2024 auf der Bühne die Faust erhebt. Den Pinsel führte "Volkskünstler" Nikas Safronow, wie der Kreml bestätigt.
"Es war mir wichtig, das Blut, die Narbe und seine Tapferkeit während des Attentats auf sein Leben zu zeigen. Er ist nicht zusammengebrochen oder hat Angst bekommen, sondern hat seinen Arm erhoben, um zu zeigen, dass er eins mit Amerika ist und ihm zurückbringen wird, was es verdient", schwärmt der Putin-freundliche Künstler gegenüber CNN.
Die Reaktionen auf die Enthüllung des Werkes fallen weniger euphorisch aus: "45 Sterne auf der Flagge, nicht 50. Die USA haben fünf Staaten verloren. Putin verspottet Trump wieder einmal", schreibt ein X-User. Andere stimmen ein: "Es sieht aus wie ein Poststempel aus der Sowjetunion. Versch***ene Propaganda" und "Putin gibt der Welt einen Meister-Kurs darin, wie man Größenwahnsinnige kontrolliert. Beeindruckend", ist da zu lesen.
Auch Verschwörungstheorien werden laut: "Natürlich war dies ein wichtiger Teil des Trollings von Putin. Er erinnert Trump daran, dass man in Moskau weiß, dass dieses Ereignis inszeniert war, und dass der schlüssige Beweis strategisch genutzt werden kann, um Trump jederzeit zu untergraben."
Ein weiterer Nutzer sieht gar ein Zeichen des Protests darin versteckt: "Bin ich der Einzige, der glaubt, dass die Flagge der USA auf dem Bild auf dem Kopf steht?"
US-Flaggen kopfüber zu halten, ist seit mehr als einem halben Jahrhundert eine bekannte Form des Protests in den Vereinigten Staaten – quer durch alle politischen Gesinnungen. Als MAGA-Fanatiker am 6. Jänner 2021 das Kapitol stürmten, trugen einige von ihnen umgekehrte Flaggen. Im Jahr 2022 protestierten Progressive damit gegen die Aufhebung des Urteils "Roe v. Wade", das bis dahin das Recht der Frau auf Abtreibung garantiert hatte.
Zumindest der "Protest"-Aspekt kann in diesem Fall in Abrede gestellt werden. Dem Gemälde diente offensichtlich folgendes Foto von Evan Vucci, das Sekunden nach dem Streifschuss aufgenommen wurde, als Kopier-Vorlage:
Eine der monströsen US-Flaggen im Hintergrund wurde vom Wind so verweht, dass sie Kopf zu stehen schien. Diese hatte der russische Maler fast 1:1 übernommen und hinter Donald Trump zurechtgerückt. Die New Yorker Skyline samt Lady Liberty? Künstlerische Freiheit – das Attentat geschah im Bundesstaat Pennsylvania.
Wladimir Putin hatte den Auftrag für das Porträt offenbar geheim halten wollen. Er sei von "einigen Leuten" besucht worden, die ihn baten, Trump so zu malen, wie er ihn sehe, erklärte Safronow die Entstehungsgeschichte. Die "Besucher" seien wortkarg gewesen, als prominenter Künstler habe er jedoch immer wieder "Kunden, die nicht ins Detail gehen". Dennoch habe er vermutet, dass der Kreml dahinterstecke.
Später sei er dann aber von Putin, den er schon früher persönlich kennengelernt hatte, selbst kontaktiert worden. Der Kriegstreiber habe betont, dass schmeichelhafte Trump-Porträt ein "wichtiger Schritt zur Verbesserung der Beziehungen" zwischen Russland und den Vereinigten Staaten sein werde.
Nikas Safronow (69) ist vor allem für seine Porträts berühmter Persönlichkeiten und Politiker bekannt. So malte er Weltstars wie Sophia Loren, Arnold Schwarzenegger und Jack Nicholson. Auch den am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus bedachte der russische Künstler noch im Februar diesen Jahres mit einem Bildnis.
Ebenso verewigte Safronow Kreml-Kriegstreiber Wladimir Putin und mehrere Präsidenten der ehemaligen Sowjetrepubliken. Für seine Werke wurde er 2021 mit dem höchsten Ehrentitel "Volkskünstler der Russischen Föderation" ausgezeichnet.