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Raich: "War ein Junger frech, gab's auf die Mütze"

Heute Redaktion
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Benni Raich ist Absolvent des Ski-Internat Stams, gegen das ein ehemaliger ÖSV-Athlet massive Vorwürfe erhebt.
Benni Raich ist Absolvent des Ski-Internat Stams, gegen das ein ehemaliger ÖSV-Athlet massive Vorwürfe erhebt.
Bild: picturedesk.com

Ski-Held Benni Raich besuchte das Skigymnasium Stams. Zeuge oder Opfer des "Pasterns" wurde er nie – auch wenn das Internat "kein Honigschlecken" war.

"Je nachdem, wie aufmüpfig einer vorher war, bekam er Zahnpasta oder einen mehr oder weniger klebrigen Klister anal verabreicht. Das heißt, da wurde eine Tube eingeführt." Diese Aussage eines ehemaligen ÖSV-Athleten in einem Interview mit dem "Standard" ließ die ganze Ski-Nation Österreich aufhorchen – hier geht's zur Story

Auch Benni Raich durchlief die Eliteschmiede des heimischen Ski-Sports in Stams. Im Gespräch mit der "Tiroler Tageszeitung" blickt der heute 39-Jährige auf diese Zeit zurück. Eines stellt er dabei vorneweg klar: "Jeder Fall ist ein Verbrechen und einer zu viel. Und wenn nur irgendwie möglich, gehören die Täter zur Rechenschaft gezogen."

"Das gezeichnete Bild ist sehr einseitig"

Die Vorwürfe eines Ex-Kollegen, der anonym bleiben will, kann er aber nicht ganz nachvollziehen. "Wenn man sich das alles so durchliest, bekommt man das Gefühl, als wäre Stams ein Ort des Schreckens, wo Missbrauch gang und gäbe gewesen sei und Teenager unterdrückt wurden und werden", erklärt Raich. "Das gezeichnete Bild ist sehr einseitig."

Er selbst wurde weder Opfer noch Augenzeuge des "Pasterns", dass er mit aller Entschiedenheit ablehnt: "Da gibt's überhaupt nichts zu verharmlosen. Und das würde es meines Wissens von der Schulleitung auch nicht."

Stams war "manchmal harte, aber gute Lebensschule"



Dass es in Stams eine strikte Hierarchie gab und bis heute gibt, bestätigt Raich. "Aber das ist in einem anderen Internat oder in einer anderen Schule nicht anders. Da wie dort gibt es Jüngere und Ältere. Aufmüpfigere und Ruhigere", erzählt er. "Wenn ein Junger frech ist, gibt's auch einmal eine auf die Mütze."

Raich selbst blickt auf Stams als "manchmal harte, aber gute Lebensschule" zurück: "Stams ist wie jedes andere Internat, wo man Sport, Kunst oder ein Handwerk unter einen Hut bringen muss, kein Honigschlecken...Natürlich gibt's da auch Frustrierte, Enttäuschte und Leute, die scheitern. Nur die Schule dafür verantwortlich zu machen, wäre mir zu einfach."

Raich fordert unabhängige Anlaufstelle für Opfer



Seine eigenen beiden Söhne Josef und Jakob würde er nach jetzigem Wissensstand "auf jeden Fall" das Skigymnasium besuchen lassen.

Im Zuge der Missbrauchsaffäre, die den Skisport so erschüttert, gilt es laut ihm jetzt "Missstände schonungslos anzusprechen bzw. eine unabhängige Anlaufstelle zu schaffen, wo sich Opfer ungeniert melden können."

(red.)