Niederösterreich

Rammbock-Bande: Kriminelle erhielten Spezialausbildung

Drei Verdächtige (28, 28, 31) richteten in NÖ und Wien 1,1 Mio. Schaden an: Dafür dürften zwei Holländer eine Art Spezialausbildung bekommen haben.

Zerstörter Bankomat: Rammbock-Bande richtete 1,1 Mio. Euro Schaden an.
Zerstörter Bankomat: Rammbock-Bande richtete 1,1 Mio. Euro Schaden an.
LPD NÖ

Mit einer hohen kriminellen Energie im Gepäck waren zwei Niederländer (28, 31) bereits vor Monaten nach Wien gekommen, fanden bei einem seit zehn Jahren in Österreich lebenden Bulgaren (28) Unterschlupf. Und von der Wohnung in Wien-Donaustadt aus dürfte das Trio die Coups feinsäuberlich geplant haben.

Am 12. Jänner 2023 hatte die Serie mit einem versuchten Juweliers-Einbruch in Wr. Neustadt begonnen. Am 22. Mai folgte der spektakuläre SCS-Coup, am 20. Juni der Einbruch in ein Juwelier-Geschäft im Wiener Donauzentrum. Und am 26. Juni war der Dorotheum-Juwelier in Wiener Neustadt Ziel der Bande. In allen Fällen waren zuvor Autos der Marke BMW gestohlen und dreimal als „Rammbock“ eingesetzt worden. Nach den Taten wurden die Wagen jeweils in Brand gesteckt.

Die Bilder der Rammbock-Bande - zum Durchklicken 

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    Die mächtige Tresortüre durchschlug eine Garageneinfahrt in Markgrafneusiedl.
    Die mächtige Tresortüre durchschlug eine Garageneinfahrt in Markgrafneusiedl.
    Polizei

    Bereits vor Wochen waren die zwei Niederländer ins Visier der Ermittler gelangt, wurden seit September auch observiert. Zuletzt waren sie am 29. September von Deutschland nach Österreich eingereist. Dennoch folgte am 6. Oktober die massive Explosion bei der Bank in Markgrafneusiedl (Gänserndorf) - die Bande jagte einen Bankomat in die Luft. "Natürlich ist so eine Observation nicht lückenlos im Vorfeld. Wir hatten einen Hinweis und ein Auge auf die Verdächtigen", erklärt ein Beamter.

    Cobra übernahm Zugriff

    Nach dem Bankomat-Coup in Markgrafneusiedl konnten die Holländer noch dank ihrer lebensgefährlichen Flucht mit dem gestohlenen BMW nach Wien flüchten und den Wagen in Wien-Donaustadt abfackeln. Doch dann schlug die Cobra zu: Es folgte der Zugriff in der Wohnung in Wien-Donaustadt. Bei den Durchsuchungen wurden mehr als 100.000 Euro Bargeld, Tatkleidung, ein Mietauto und Einbruchswerkzeug vorgefunden.

    Video: Rammbock-Bande fackelt Auto in SCS ab

    Der jüngere der beiden Niederländer wurde an der Flucht durch ein Fenster im ersten Stock gehindert. Bei dem Bulgaren wurden zudem massive Brandwunden an den Händen festgestellt, die offensichtlich davon stammten, das in Markgrafneusiedl verwendete Fluchtauto in Brand gesetzt zu haben. Der Mann wurde schließlich im Spital St. Pölten behandelt. Bei der Durchsuchung der Wohnung war auch ein Sprengstoffspürhund im Einsatz, der Sprengmittelrückstände bei Täterkleidung und erbeutetem Bargeld anzeigte. Das Auffinden zweier vorbereiteter Sprengsätze im Kellerabteil führte zur Alarmierung des Entschärfungsdienstes und sogar zur Evakuierung des Mehrparteienhauses.

    Die Beute des Trios, Schmuck und Bargeld, war laut Polizei 440.000 Euro. Der Sachschaden rund 650.000 Euro - somit ein Gesamtschaden von rund 1,1 Millionen Euro.

    Täter werden ausgebildet

    Der Bulgare zeigte sich großteils geständig, die zwei Holländer schwiegen bis dato eisern. Denn: Die beiden Niederländer dürften Teil eines hochprofessionellen, kriminellen Netzwerkes, so quasi eine kriminelle "Firma", sein. In einer Art "Ausbildungszentrum" würden die späteren Täter ausgebildet werden: Sprengstoff, Kfz-Diebstähle und Fahrtraining und diverses Know-How würden die kriminellen Azubis bekommen. Sind die Kriminellen mit ihrer "Ausbildung" fertig, werden sie zu Tatorten geschickt. Alleine in Deutschland soll die "Holländer-Bande", deren Zahl nur geschätzt werden kann, über 500 Bankomaten, in der Schweiz über 50 Geldautomaten gesprengt haben. Auch in Skandinavien gab es ähnliche Fälle. 

    Sprich: Es dürften einige Capos die Geschicke von Holland aus leiten und immer wieder neue "Mitarbeiter" ausbilden. Diese würden dann an den späteren Tatorten einen Komplizen auswählen, der sich um Unterkunft und Mietautos kümmere - in diesem Fall der Bulgare.

    Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit und nö. Polizeichef Franz Popp sprachen in einer Pressekonferenz von einem beachtenswerten Erfolg.

    Die Bilder - die Chronologie der Fälle:

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      Erster Coup der Bande am Montag, 22. Mai: In Milimeterarbeit gelangte die Bande über einen Lieferanteneingang in die SCS.
      Erster Coup der Bande am Montag, 22. Mai: In Milimeterarbeit gelangte die Bande über einen Lieferanteneingang in die SCS.
      LR