Niederösterreich

Rammbock-Bande richtete 1,1 Millionen Euro Schaden an

Bei vier Mega-Coups in der SCS, Wien, Wr. Neustadt und Markgrafneusiedl richtete eine Bande einen Millionenschaden an. Die Details hatte die Polizei.

Landespolizeidirektor von NÖ, Franz Popp, Kripochef Stefan Pfandler und Detlef Polay (Cobra) berichteten heute, Mittwoch, von der Klärung.
Landespolizeidirektor von NÖ, Franz Popp, Kripochef Stefan Pfandler und Detlef Polay (Cobra) berichteten heute, Mittwoch, von der Klärung.
Heute/lie

Seit Mitte Mai hatte eine Serie von Rammbock-Angriffen und Bankomatsprengungen NÖ und Wien in Atem gehalten. Ein kriminelles Netzwerk konnte jetzt von der Polizei aus dem Verkehr gezogen werden. Am Mittwochvormittag traten der niederösterreichische Polizeichef Franz Popp, Kripochef Stefan Pfandler und Detlef Polay (Cobra) vor die Presse und berichteten von gar erstaunlichen Details. 

"Hohe Gewaltbereitschaft"

Bei den am Freitag in Wien festgenommenen Verdächtigen handelt es sich laut Polizei um zwei Niederländer (28, 31) und einen Bulgaren (28), der bereits seit zehn Jahren in Österreich lebt. Er sei es auch gewesen, der Wohnung und Autos mietete.

Das Trio soll Teil einer außerordentlich großen Tätergruppe sein, die in Holland speziell für Angriffe auf Juweliere und Bankomaten geschult wird. Ihr werden insgesamt 500 Delikte in Deutschland und 50 in der Schweiz angelastet. Laut Detlef Polay agieren die Kriminellen "mit hoher Gewaltbereitschaft", die Verdächtigen nähmen auch "Opfer in Kauf" und seien "sehr professionell" aufgestellt.

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    Die mächtige Tresortüre durchschlug eine Garageneinfahrt in Markgrafneusiedl.
    Die mächtige Tresortüre durchschlug eine Garageneinfahrt in Markgrafneusiedl.
    Polizei

    Die drei Beschuldigten wurden am Freitag nach der Festnahme von der Polizei einvernommen, sitzen jetzt in Untersuchungshaft. Sie sollen Schmuck und Bargeld in der Höhe von 440.000 Euro erbeutet haben, allein der Sachschaden macht satte 650.000 Euro aus. Während der Bulgare sich gegenüber der Exekutive voll geständig zeigte, schweigen die beiden Holländer eisern.

    Erster Coup – Rammbock in SCS

    Am 22. Mai sollen die Kriminellen in Wien einen BMW mit Wiener Kennzeichen gestohlen haben und brachten das Auto zur Shopping City Süd in Vösendorf (Mödling). Über einen Lieferanteneingang wurde das Fahrzeug kurz vor 4 Uhr morgens ins Innere der SCS gebracht, dann wurde der BMW erneut gestartet, das Gaspedal durchgedrückt - mit vollem Karacho donnerte der Lenker gegen die Scheibe des Juwelier-Shops. Den Wagen fackelten sie im Inneren der SCS ab, die Feuerwehr verhinderte eine Katastrophe. Das Fluchtauto, ebenfalls ein BMW, wurde nach dem Coup in Wien in Brand gesteckt. Die Täter erbeuteten in der SCS insgesamt 150.000 Euro, der Sachschaden beim Verkaufslokal belief sich auf rund 55.000 Euro, die Schäden in der Shopping Mall zusätzliche 70.000 Euro. Mit den Bayrischen Boliden gingen weitere 26.000 Euro in Flammen auf. 

    Zweiter Coup – Rammbock Donauzentrum

    Am 20. Juni der zweite Einbruch nach demselben Modus operandi - diesmal ein Juwelier im Wiener Donauzentrum. Die Kriminellen hatten das Auto eines Wieners (45) gestohlen. Dann donnerten die Profis mit dem 3er-BMW in die Auslage des Juweliers, erbeuteten Schmuck im Wert von 180.000 Euro. Sachschaden: 50.000 Euro beim Juwelier, 70.000 Euro im Shoppingcenter. Nach dem Coup zündeten die Täter das Auto vor dem Donauzentrum an und flüchteten - alles dazu hier. Der BMW war zu dem Zeitpunkt rund 12.000 Euro wert.

    Dritter Einbruch – Dorotheum Wr. Neustadt

    Am 26. Juni eine ganz ähnliche Vorgehensweise in Wr. Neustadt: Die Verdächtigen entwendeten den 300-PS-BMW von Erkan, fuhren zu einem Auktionshaus in der FUZO in Wr. Neustadt, versuchten einzubrechen und dann den Shop in die Luft zu jagen. Dabei wurde die Bande aber gestört und musste unvollzogener Dinge mit Beute im Wert von "nur" 2.800 Euro flüchten. Durch den angebrachten Sprengsatz wurde allerdings einiges an Sachschaden angerichtet – 45.000 Euro am Gebäude und 25.000 Euro aufgrund der wegen der Detonation geborstenen Fenster. Den Profis gelang dank halsbrecherischen Fahrmänövern die Flucht, der BMW wurde schließlich in Weigelsdorf (Baden) abgefackelt

    Vierter Coup – Bankomatsprengung in NÖ

    In der Nacht auf 6. Oktober stahlen die Täter dann den BMW von Markus P. in Fischamend, fuhren damit zum Bankomat in Markgrafneusiedl (Gänserndorf). Dann sprengten sie den Geldautomaten in die Luft, rafften Geldscheine zusammen und flüchteten Richtung Wien. Beute: über 100.000 Euro. Sachschaden: Über 200.000 Euro am Bankgebäude plus Schäden an Nebengebäuden, die noch nicht beziffert werden können.

    In Wien-22 steckten sie das 306 PS starke BMW-1er-Coupé in Brand, wurden aber im Zuge der Fahndung festgenommen. Den Beamten war schnell klar, dass sie mit den drei Verdächtigen einen dicken Fisch an Land gezogen hatte. Für den Besitzer des einstigen Traumwagens aber nur ein schwacher Trost: Sein Fahrzeug hatte nur eine Haftpflichtversicherung – dementsprechend bekommt er keinen Cent für den Totalschaden. 

    Versuchter Coup in Wr. Neustadt

    Bereits zuvor, im Jänner, soll zumindest einer der Kriminellen es außerdem auf einen weiteren Juwelier in Wiener Neustadt abgesehen gehabt haben. Damals blieb es allerdings beim Versuch.

    Die Coups der Bande – zum Durchklicken:

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      Erster Coup der Bande am Montag, 22. Mai: In Milimeterarbeit gelangte die Bande über einen Lieferanteneingang in die SCS.
      Erster Coup der Bande am Montag, 22. Mai: In Milimeterarbeit gelangte die Bande über einen Lieferanteneingang in die SCS.
      LR