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Rapid-Boss: "Unschuldige gequält, weil Rapidler!"

Heute Redaktion
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Rapid-Präsident Michael Krammer kritisiert den Polizei-Einsatz beim Wiener Derby. "Was ich sah, erschüttert mich als österreichischer Staatsbürger."

Über das 328. Derby wird man noch lange sprechen. Nicht nur, weil die Austria den Erzrivalen mit 6:1 aus dem Stadion schoss, sondern auch, weil ein Vorfall vor der Partie einen massiven Polizeieinsatz zur Folge hatte.

Wie die Behörden per Aussendung berichten, sollen einige Rapid-Anhänger beim Marsch zur Generali Arena Gegenstände auf die Fahrbahn der Südost-Tangente geworfen haben. "Als Wurfgeschosse wurden sowohl pyrotechnische Gegenstande, als auch Getrankeflaschen und -dosen sowie Schneeballe verwendet", teilt die Polizei mit.

Die A23 wurde für rund zehn Minuten gesperrt. Die Polizei sah sich in der Folge veranlasst, die Identität der Fans zu überprüfen. Eine umstrittene Aktion, die fast sechs Stunden lang bis 21:55 Uhr (!) dauern sollte.

Die "Rechtshilfe Rapid", eine Solidargemeinschaft von Fans für Fans berichtete via Twitter live vom Einsatz. Hier können Sie die Aktion aus Sicht der grün-weißen Schlachtenbummler nachlesen.

Jetzt nimmt Rapid-Boss Michael Krammer zu den Derby-Vorfällen Stellung. Das Werfen von Gegenständen auf die Südosttangente verurteilt er: "Das ist durch nichts zu entschuldigen, eine Trottel-Aktion und hirnlos", wird er in der "Krone" zitiert.

Krammer machte sich nach dem Spiel ein Bild von der Polizei-Aktion und übt scharfe Kritik: "Da waren 1.330 Unschuldige dabei, die stundenlang nur deshalb auf engstem Raum festgehalten, perlustriert und gequält werden, weil sie Rapidler sind. Darunter viele Frauen und Kinder. Ohne Verpflegung oder die Chance auf die Toilette zu gehen. Ich habe als ehemaliger Offizier des Bundesheers großes Verständnis für rechtsstaatliche Prinzipien. Was ich am Sonntagabend erlebt habe, hätte ich aber im Rechtstaat Österreich nicht für möglich gehalten. Hier war keinerlei Verhältnismäßigkeit gegeben, Menschen über Stunden bei Minusgraden einer solchen Situation auszusetzen, halte ich für skandalös. 1.338 Personen aufgrund Verfehlungen von Einzelnen auf diese Art zu behandeln und unter Generalverdacht zu stellen, muss hinterfragt und aufgearbeitet werden", so der Rapid-Präsident.

Michael Krammer stellt abschließend fest: "Ich stimme dem Landespolizeipräsidenten absolut zu, dass Gewalt auch im Fußball nichts verloren hat. Daher sollten jene zur Verantwortung gezogen werden, die sich in diesem Zusammenhang strafbar machen, aber nicht über 1.300 Personen unter Generalverdacht gestellt und über Stunden unter menschenunwürdigen Umständen festgehalten werden."

Laut "Rechtshilfe Rapid" mussten nach Fans

nach mehreren Stunden des Wartens ärztlich versorgt werden.

Beim Einsatz wurde eine Person "wegen vorsatzlicher Gemeingefahrdung" angezeigt. Außerdem kam es zu einer "verwaltungsrechtlichen Festnahme."

Der Landes-Polizeiprasident von Wien, Gerhard Purstl, gab zu den Vorfallen rund um das Wiener Derby folgende Stellungnahme ab:

"Gewalt hat auch beim Fußball nichts verloren. Die Wiener Polizei ist dieser entschieden entgegengetreten. Zusatzlich werden die Straftater, die wegen konkreter gefahrlicher Angriffe ausgeforscht werden, der Bundesliga zur Prufung eines Sportstattenbetretungsverbotes gemeldet. Ich erwarte mir aber - wie alle friedfertigen Fußballfans - daruber hinaus auch, dass der Verein gegen alle gewaltbereiten Fans, soweit sie ihm bekannt sind, konsequent, auch mit Stadionverboten, vorgeht. Den eingesetzten Kraften gilt fur die Bewaltigung dieses schwierigen Einsatzes mein besonderer Dank!"

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie bei den Vorfällen rund um das Wiener Derby beteiligt waren und darüber berichten wollen, melden Sie bitte unter [email protected].

(mh)