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Rapid schützt Fans nach Eklat besser vor den Ultras

Wie konnten die Ultras eine VIP-Loge stürmen? Wie reagiert Rapid auf den Vorfall? Kurz vor dem nächsten Heimspiel haben wir Antworten.

Heute Redaktion
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Das Rapid-Transparent in der VIP-Loge beschäftigt Rapid immer noch.
Das Rapid-Transparent in der VIP-Loge beschäftigt Rapid immer noch.
Bild: GEPA-pictures.com

Am Sonntag kommt der Wolfsberger AC in Topform nach Wien. Rapid könnte die Kärntner mit einem Sieg sogar überholen, auf Ligarang drei vorrücken. Mit einer Niederlage würden die Hütteldorfer nach genau der Hälfte des Grunddurchganges den Anschluss an die Spitze verlieren.

Nicht nur sportlich ist Brisanz geboten. Das letzte Heimspiel (3:3 gegen Hartberg) wurde von einem Fan-Skandal überschattet. Zwei ranghohe Rapid-Ultras stürmten eine VIP-Loge, um ein Transparent abzuhängen. Es gelang ihnen.

Die Klubführung hielt sich in der Causa zurück. Vermutlich auch, weil im November der Nachfolger von Präsident Michael Krammer gewählt wird. Mit Martin Bruckner, aktuell Finanzreferent, braucht ein Mitglied des Krammer-Teams auch die Gunst der Fans.

Causa Maximilian Wöber

Der ÖFB-Teamspieler schaffte 2016 den Sprung in den Profifußball. Er kam aus der eigenen Jugend und spielte sich in die Stammelf der Rapid-Kampfmannschaft. Bei Ajax Amsterdam kam Wöber dann nicht an starken Verteidigern wie Matthijs de Ligt vorbei. In Sevilla spielte er nach einem Trainerwechsel keine Rolle mehr.

Im Sommer 2019 entschied er sich für einen Wechsel zu Red Bull Salzburg. Dort zählt er zum Stamm, kann Champions League spielen, hamstert vermutlich heimische Titel und wird gut bezahlt. Einziger Nachteil: Beim Ex-Klub kommt der Wechsel gar nicht gut an.

Rapid-Fans beschimpften ihn mit Transparenten und Sprechchören zutiefst. Auch seine Familie.

Dafür entschuldigten sich Fans im Heimspiel gegen Hartberg: "So ist Rapid nicht". Ultras stürmten die VIP-Loge und montierten das Spruchband ab.

"Heute" ist dran geblieben und hat rechtzeitig vor dem nächsten Heimspiel die Antworten. Rapid klärt auf Nachfrage auf, wie es zu dem Vorfall kommen konnte und welche Konsequenzen daraus gezogen werden.

Rapid reagiert auf "Heute"-Anfrage

"Heute": Beim Spiel gegen Hartberg gelangten zwei Personen aus dem Block West in den VIP-Bereich. Ist mittlerweile bekannt, wie diese Personen die im Allianz Stadion normal engmaschigen Sicherheitskontrollen passieren konnten? Rapid: Der laut Sicherheitskonzept für die Position vorgesehene Sicherheitsdienstmitarbeiter war zum Zeitpunkt des Betretens des Logenbereichs durch die zwei besagten Personen nicht auf seiner vorgesehenen Position. Unmittelbar nach dem Eindringen waren jedoch sofort drei Sicherheitsdienstmitarbeiter sowie ein Klubordner vor Ort. Es gab weder Personen- oder Sachschäden. Künftig wird diese zuvor beschriebene Position verstärkt.

"Künftig wird diese zuvor beschriebene Position verstärkt." – Rapid über striktere Sicherheitsvorkehrungen vor der VIP-Loge

Gibt es für die betreffenden Personen Konsequenzen? Etwa in Form von einem Hausverbot?

Wie bereits mehrfach kommuniziert, wurde und wird die Thematik mit allen betroffenen Personen innerhalb der Rapid-Familie behandelt. Wir ersuchen um Verständnis, dass wir dies nicht öffentlich abhandeln, sondern wie in einer Familie im "Wohnzimmer" klären.



In einem Artikel bei "90minuten.at" wird Geschäftsführer Christoph Peschek zitiert, dass das Wöber-Transparent im VIP-Bereich "nicht angemeldet" war. Dazu die Frage: Jene Transparente aus dem Block West mit Drohungen gegen eigene Spieler, Beleidigungen von Legenden, Menschen im Fadenkreuz, Hurensohn Wöber, ACAB, Journalisten Terroristen etc. – waren die angemeldet?

Der SK Rapid steht zur Meinungsfreiheit, diese endet daher auch nicht an den Stadiontoren – solange sie nicht strafrechtlich von Relevanz ist. Transparente werden bei den Eingängen vom Ordner- und Sicherheitsdienst, zumeist im Beisein der Polizei, kontrolliert. Wie zahlreiche internationale Beispiele belegen, gelingt es leider aber auch, Spruchbänder an den Kontrollen vorbeizuschleusen.

Ein Mitbewerber aus Wien hat nach Beschimpfungen gegen die Polizei jetzt scharf reagiert, den betreffenden Fans die Akkreditierungen entzogen, Anzeige erstattet – in ähnlichen Fällen reagierte Rapid in der Vergangenheit viel zurückhaltender, verteidigte diese Gruppe sogar. Wieso?

Wenn ein klares Fehlverhalten von Personen im Stadion begangen wird, wird dies sanktioniert bzw. im Sinne rechtsstaatlicher Prinzipien von entsprechenden Gremien behandelt. Die Stadionbesucher sind ein Spiegel der Gesellschaft, daher erachten wir den Dialog mit den Fans als wichtigstes Präventionsinstrument, setzen uns realistische Ziele, wollen keine Pauschalierungen vornehmen, sondern beschäftigen uns rational mit den jeweiligen Themen. Dabei obliegt die Kommunikationspolitik den Vereinen. Generell konnte die Fanarbeit des SK Rapid in den letzten Jahrzehnten auch eine signifikante Steigerung der Stadionbesucher erwirken.