Viele Frauen können ein Lied davon singen: Egal ob alleine oder mit Freundinnen, ein Konzert- oder Partybesuch führt öfter als einem lieb sein kann zu unangenehmen Begegnungen mit Männern.
„Bruder, ich steh' da vorne und seh', wie du die Mädels begrapscht!“Finchnach dem Rauswurf eines Grapschers von seinem Konzert
Gerade auf dicht gedrängten Konzerten gibt es für betroffene Frauen nur schwer die Möglichkeit, Hilfe zu holen. Ein Freibrief für Grapscher? Jedenfalls nicht auf Konzerten des deutschen Rappers "Finch". Als "ostdeutscher Hasselhoff" machte er 2016 erstmals von sich reden. Mit seinem Techno-Rap-Track "Abfahrt" gelang ihm 2018 der Durchbruch.
Doch anders als so manche potenzielle US-Vorbilder, die selbst auf lautstarke Hilferufe aus dem Publikum nicht reagieren und Tote in Kauf nehmen (Travis Scott am Astroworld-Festival 2019, zehn Tote), bewies der aus Frankfurt an der Oder stammende Musiker bei einem Konzert in seiner Heimatstadt am Freitag Haltung – sogar ohne, dass ihn jemand darum gebeten hätte.
Als ihm im vorderen Bereich des Publikums in der gut gefüllten Frankfurter Festhalle ein Mann auffiel, der Frauen begrapschte, machte er kurzen Prozess. Er sprach den Ahnungslosen zunächst von der Bühne aus an und bat ihn, ganz nach vorne zu kommen. Der "Auserwählte" dachte wohl, er würde nun auf die Bühne gebeten oder anderweitig zu Ehren gelangen.
"Komm mal nach vorne ... komm!", sprach er den Typen im knallorangen Shirt direkt an, und weiter "rüber ... rüber"! Als dieser, wie befohlen, das Absperrgitter zur Bühne überwand, signalisierte Finch den bereitstehenden Securities: "Und einmal nachhause schicken bitte. Dankeschön, auf Wiedersehen!".
Das zunächst wohl eher ratlose Publikum applaudiert und jubelt, die allgemeine Erklärung liefert Finch aber erst danach: "Bruder, ich steh' da vorne und seh', wie du die Mädels begrapscht – dann ist vorbei! Ein mal raus, nicht wieder rein".
„Es gibt Idioten. Aber es gibt ordentliche Jungs (...) Verteidigt die Mädels, wenn irgendeiner Scheiße macht!“Finch
Danach richtet er seine Worte an das männliche Publikum: "Ey Jungs, ganz wichtig: Stellt euch immer vor, es wäre eure Schwester, eure Mutter – Ich muss gar nicht reden. Es gibt Idioten, aber es gibt ordentliche Jungs (...) Verteidigt die Mädels, wenn irgendeiner Scheiße macht!"
Und an seine weibliche Fans gerichtet stellte er klar: "Wenn irgendwas uncool ist: Die Sekus sind alle gebrieft. Handzeichen – nicht diskutieren – raus. Okay?" Eine starke Ansage mit Vorbildcharakter. Das Video des Vorfalls ging in kürzester Zeit viral, hat bereits über zehn Millionen Aufrufe.
In einem später hochgeladenen Video erklärt Finch, was genau er beobachtet hatte, bevor er sich entschied, den "Fan" vor aller Augen rauswerfen zu lassen: "Ich sehe ein Mädchen, wie sie die ganze Zeit mit ihren Ellbogen um sich schlägt. Nicht so von wegen 'Ich will tanzen', sondern von wegen 'verpiss dich'."
Finch konnte daraufhin mit der Betroffenen per Handzeichen Kontakt herstellen sie signalisierte ihm, dass sie sich nicht wohl fühle. Der Belästiger bemerkte das, drehte sich weg und entfernte sich ein paar Meter. Danach begann jene Szene, die im Bühnenvideo zu erkennen ist.