Klimaschutz

Raus aus Gas – in Wiener WG trägt man einen Pulli mehr

Mieter können ihre Gasheizungen nicht einfach tauschen lassen. Eine Wiener WG setzt jetzt aufs Energiesparen.

Lydia Matzka-Saboi
Annette Stolz will "raus aus Gas", hat als Mieterin allerdings nur eingeschränkte Möglichkeiten.
Annette Stolz will "raus aus Gas", hat als Mieterin allerdings nur eingeschränkte Möglichkeiten.
"Heute"/Denise Auer

Annette Stolz hat die perfekte Wohngemeinschaft (WG) gefunden. Mit ihren beiden Mitbewohnern, einer Architektin und einem Musiker, teilt sich die 31-jährige Sprecherin einer Umweltschutzorganisation eine knapp 100 Quadratmeter große Altbauwohnung in Wien-Favoriten. Sie wohne gerne in diesem Grätzel, die Unvollkommenheit der Wohnung habe ihren Charme, nur die Wintermonate wären inzwischen eine echte Herausforderung.

Vor allem jetzt mit den gestiegenen Energiepreisen wird das unsanierte Heim mit Gasetagenheizung zur Kostenfalle. Man habe erst im November angefangen zu heizen, setze aufs Energiesparen, optimiere wo es nur geht. Natürlich habe man Kontakt mit dem Vermieter aufgenommen, doch dieser werde das Heizsystem nicht tauschen. Stolz versucht jetzt "so wenig Gas wie nur möglich zu verbrauchen".

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    Mieter können ihre Gasheizungen nicht einfach tauschen lassen. Annette Stolz (31) setzt jetzt aufs Energiesparen. "Fossiles Gas ist nicht zukunftsfähig", sagt Stolz. "Es heizt die Klimakrise an, außerdem möchte ich mit meinem Geld nicht Putins Krieg gegen die Ukraine finanzieren."
    Mieter können ihre Gasheizungen nicht einfach tauschen lassen. Annette Stolz (31) setzt jetzt aufs Energiesparen. "Fossiles Gas ist nicht zukunftsfähig", sagt Stolz. "Es heizt die Klimakrise an, außerdem möchte ich mit meinem Geld nicht Putins Krieg gegen die Ukraine finanzieren."
    "Heute"/Denise Auer

    Gas heizt Klimakrise an

    440.000 Wiener Wohnungen (49 Prozent) heizen mit Gas. Während Wohnungsbesitzer ihr Heizsystem frei wählen können, bleibt Mietern diese Möglichkeit verwehrt. "Fossiles Gas ist nicht zukunftsfähig", sagt Stolz. "Es heizt die Klimakrise an, außerdem möchte ich mit meinem Geld nicht Putins Krieg gegen die Ukraine finanzieren."

    Gar nicht so einfach, wenn es draußen Minusgrade hat, die Fenster aber alt und undicht sind. Ihr Schlafzimmer befindet sich im 1. Stock direkt über dem Hauseingang, wird also nicht von den umliegenden Wohnungen gewärmt. "Manchmal spüre ich im Bett liegend die Zugluft", lacht die gebürtige Hannoverin. Sie wandte sich auch mit dem Wunsch nach neuen Fenstern an den Vermieter, blitze aber ab. Dabei wären Sanierung inklusive Wärmedämmung der Wohnung aus Umwelt- und finanzieller Sicht äußerst sinnvoll.

    Do it yourself woman

    Was also tun? Die Mieterin trägt eine Pulli-Schicht mehr, gegen die Kälte von unten helfen ihr dicke Teppiche am Parkettboden. Damit die Wärme der Heizung nicht nach Außen abgegeben wird, hat Stolz Reflexionsfolien hinter den Heizkörpern angebracht. Aber Achtung: Um Schimmelbildung vorzubeugen, sollte man die Folie möglichst flächenbündig anbringen, sodass keine Lufteinschlüsse entstehen.

    "Die zugigen Fenster habe ich mit einer neuen Gummierung abgedichtet. Die verbliebenen zugigen Ecken an Türen und Fenster habe ich mit Zugluftstoppern versehen", sagt Stolz. Auch alte Decken und Schals hat sie zur Isolierung im Zwischenraum der Doppelfenster angebracht.

    Gebäudesektor wichtig für Klimaziele

    Beim Wohnen liegen große Stellschrauben für den Klimaschutz. Fast ein Viertel der Energie in Österreich wird von privaten Haushalten verbraucht und kann damit überwiegend dem Bereich Wohnen zugeordnet werden. Das ist fast so hoch wie der Energieverbrauch des gesamten Industrie- und Produktionssektors.

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    Die drastische Senkung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor ist deshalb zur Erreichung der klimapolitischen Ziele alternativlos. Als zentrale Maßnahmen dafür gelten für bestehende Gebäude die Umstellung der Heizungssysteme auf erneuerbare Energien sowie Wärmedämmung der Häuser.