Die ukrainische Anti-Korruptionsbehörde NABU und die Sonderstaatsanwaltschaft SAP haben am Freitagmorgen die Kanzlei von Präsidentenbüroleiter Andrij Jermak durchsucht. Details zu dem Einsatz wollen die Behörden später bekanntgeben – doch schon jetzt ist klar: Der Skandal erschüttert die Machtzentrale in Kiew.
Jermak gilt als rechte Hand von Präsident Wolodymyr Selenskyj – und als einer der einflussreichsten Strippenzieher im Land. Erst vorige Woche wurde er offiziell zum Chefunterhändler bei den Friedensgesprächen mit Russland und den USA ernannt. Beobachter waren überrascht – denn auch Jermak war zuletzt durch Korruptionsvorwürfe unter Druck geraten.
Der Fall zieht immer weitere Kreise. Ex-Verteidigungsminister Rustem Umjerow musste sich bereits den Ermittlern stellen. Laut Medienberichten wurde er als Zeuge befragt – auch er ist zentral in die Verhandlungen mit Russland eingebunden.
Vor zwei Wochen war der Skandal ins Rollen gekommen: Laut NABU sollen Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe im Energiesektor geflossen sein. Energieministerin Switlana Hryntschuk und ihr Vorgänger, heute Justizminister, mussten gehen.
Im Zentrum der Affäre: Tymur Minditsch, ein enger Vertrauter Selenskyjs. Er soll laut NABU seine Nähe zum Präsidenten genutzt haben, um sich zu bereichern – und hat sich inzwischen ins Ausland abgesetzt. Die Ermittlungen wollen auch verdächtige Deals im Verteidigungssektor aufgedeckt haben, etwa beim Kauf von Schutzwesten.