Online-Amtswege schön und gut – aber wenn die Anmeldung mit ID Austria beim fünften Anlauf immer noch nicht funktioniert, geben viele genervt auf. Oder: Sich von KI beim Zusammensuchen von Informationen helfen zu lassen, wäre einen Versuch wert – aber wie mache ich das zum Beispiel mit ChatGPT?
Die Regierung hat sich eine umfassende Digitalisierungsoffensive auf die Fahnen geschrieben, dazu gehört auch die Erweiterung der digitalen Grundkompetenzen der Bevölkerung. "Digitalisierung macht unser Leben leichter und unsere Wirtschaft erfolgreicher. Dafür sollen möglichst alle Menschen über ausreichende digitale Kompetenzen verfügen", erklärt Digitalisierungs-Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP).
„Die beste technische Lösung bringt nichts, wenn die Menschen sie nicht anwenden können.“Alexander PröllDigitalisierungs-Staatssekretär (ÖVP)
Hintergrund: "Die beste technische Lösung bringt nichts, wenn die Menschen sie nicht anwenden können", so Pröll. Die Regierung schaltet deshalb einen Gang höher und startet mit der Initiative "Digital Überall Plus" ein neues Programm mit rund 1.000 Gratis-Kursen zur Vertiefung und Erweiterung der digitalen Fähigkeiten in der österreichischen Bevölkerung.
Die Anmeldung zu den Workshopreihen im Ausmaß von je 12 oder 18 Unterrichtseinheiten ist ab Mittwoch möglich – individuell bei den rund 60 Anbietern aus der Erwachsenenbildung oder über die Website digitalaustria.gv.at. Gruppenbuchungen durch Gemeinden können ebenfalls vorgenommen werden.
Beispiele für konkrete Themenfelder der Kurse sind etwa Erkennung und Umgang mit Fake News im Internet oder mit Phishing-Mails. Oder die Frage der Nutzung von KI – also mit welchen "Prompts" (= Fragen) muss ich ChatGPT füttern, um zielführende Antworten zu erhalten? Auch zu den Services des Digitalen Amts gibt es Kurse.
Die Initiative "Digital Überall Plus" ist ein zusätzliches Angebot zu den "Digital Überall"-Workshops für digitales Basiswissen. An diesen Grundkursen haben seit Oktober 2023 rund 33.000 Menschen in 700 Gemeinden teilgenommen. Die Kurse (insbesondere jene der Plus-Ebene) richten sich übrigens keinesfalls ausschließlich an bisher teils weniger computeraffine Senioren, sondern an alle Altersgruppen. Jeder könne sich anmelden, wird versichert. Wie gesagt: Mit betrügerischen Websites oder zielführender KI-Nutzung haben auch viele digital versierte Menschen ihre Probleme.
"Mit Digital Überall Plus bringen wir vertieftes Digital-Know-how ins ganze Land und mitten ins Leben der Menschen", betont Pröll.
Digitale Kompetenz ist auch zunehmend keine Altersfrage mehr. Aktuell verfügen 64,7 % der Bevölkerung über grundlegende digitale Kompetenzen. Bis 2030 sollen es 80 % sein, heißt es aus dem Büro des Staatssekretärs.
Und der Anteil der IT-Fachkräfte an der Gesamtbeschäftigung – und besonders der weiblichen IT-Fachkräfte – soll von 5,4 % auf 10 % steigen.
Österreichs digitale Kompetenzoffensive erweist sich zudem als Exportschlager. In Deutschland soll es jetzt eine solche Offensive nach österreichischem Vorbild geben. Im Koalitionsabkommen zwischen CDU, CSU und SPD ist bereits eine "altersübergreifende digitale Kompetenzoffensive" verankert.
Digital-Zwang soll es jedoch in Österreich nicht geben. Im Regierungsprogramm haben sich die drei Parteien darauf verständigt, dass zusätzlich zu den digitalen Angeboten auch ein "analoges Leben" möglich bleiben soll.