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Reichelt kann wieder "ohne Schmerzen sitzen"

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures

Hannes Reichelt trat am Freitag erstmals nach seiner Bandscheiben-OP vor die Presse. Zwar sei der geplatzte Olympia-Traum für ihn nach wie vor ein Schock, aber der Salzburger denkt schon über ein Comeback beim Weltcup-Finale nach.

vor die Presse. Zwar sei der geplatzte Olympia-Traum für ihn nach wie vor ein Schock, aber der Salzburger denkt schon über ein Comeback beim Weltcup-Finale nach.

"Es gibt ein Leben nach dem Skifahren", erklärte der Kitzbühel-Sieger. Die Gesundheit gehe vor, deshalb war für ihn die Entscheidung, die Operation den Spielen in Sotschi vorziehen völlig klar. Die Rückenprobleme hatten Reichelt schon seit dem Sommer geplagt, seit damals war er daher in Innsbruck bei Michael Gabl, dem späteren Operateur und ärztlichen Leiter des Sanatoriums Kettenbrücke, in Behandlung gewesen.

Nachdem über das Hahnenkamm-Wochenende aufgetreten war, war am vergangenen Montag mittels MRI ein akuter Bandscheibenvorfall diagnostiziert worden und umgehend ein im zentralen Nervenkanal freiliegendes, daumennagelgroßes Knorpelstück in einer 45-minütigen Operation entfernt worden. Das Saisonende und das Ende der Olympia-Träume war damit gegeben.

Keine andere Möglichkeit

"Mir geht es den Umständen aber entsprechend gut", versicherte Reichelt am Freitag in Innsbruck bei einer Pressekonferenz. Der Sportler darf inzwischen aufstehen und sitzen, aber nie länger als zehn Minuten. Die Entscheidung, sich "fünf Minuten vor Olympia" und nur 48 Stunden nach seinem Triumph auf der Streif der Operation zu unterziehen, sei eine Einbahnstraße gewesen: "Es war ganz einfach. Doktor Gabl hat mir die Risiken aufgezeigt. Und wenn du das hörst, willst gar nicht mehr weiterfahren."

Auch wenn der 33-jährige Salzburger mit "weinenden Augen" den olympischen Abfahrtslauf verfolgen wird, sagte er am Freitag: "Das ist zu akzeptieren. Einfach weil ich erstmals seit sechs Monaten ohne Schmerzen dasitzen kann." Exakt begonnen hat der Leidensweg Reichelts im August des Vorjahres. "Beim freien Skifahren am Stilfser Joch habe ich einen Schlag bekommen." Seitdem wird er von Gabl neurologisch betreut.

Reichelt überlegte kurz vor Kitz-Start aufzugeben

Dass er als "erster Streifsieger mit Bandscheibenvorfall" in die Ski-Annalen eingehen wird, macht Reichelt nicht stolz. "Zwei Nummern vor meinem Start habe ich überlegt, ob ich aus der Startbox rausgehen soll (wegen der Schmerzen, Anm.). Aber dann habe ich mir gesagt, wenn ich das tue, bin ich der 'Vollhosenscheißer'. Ich habe mich voll konzentriert und wollte nur noch ohne 'Brezn' runterkommen", schilderte Reichelt die dramatischen Augenblicke. "Dass es dann sportlich und gesundheitlich so ausgegangen ist, ist genial."

habe er nichts gespürt, aber im Ziel konnte er kaum mehr stehen und musste sich bei den Interviews auf den Skiern abstützten. "Ich habe nur geschaut, dass keiner etwas merkt", erzählte Reichelt. Drei Stunden später sei es ihm dann ganz schlecht gegangen und am Sonntag seien dann auch Taubheit und Lähmung in den Beinen aufgetreten. "Dass es so gravierend war, haben weder Gabl noch ich gedacht", bekannte der Salzburger.

Comeback in Lenzerheide?

An ein Karriereende habe er weder vor noch nach der Operation gedacht: "Als ich davon in den Medien gelesen habe, habe ich mir gesagt, die werden sich noch wundern." Reichelts Hauptziel ist nun die nächste Saison, wenn es sich körperlich ausgeht, will er aber schon beim Weltcupfinale in Lenzerheide wieder starten. "Aber ich mache mir keinen Druck, das ist auch ganz schön", sagte Reichelt, der spätestens zu den Materialtests im Frühjahr wieder auf Skiern stehen will.

Gabl betonte, dass ein Start in Lenzerheide bei optimalem Heilungsverlauf möglich sei: "Ich würde mir aber wünschen, dass er sechs Wochen keine Rennen fährt." Reichelt wird am Samstag nach Hause entlassen, muss aber weiterhin viel ruhen. In zwei Wochen wird mit einem forcierten Bewegungsprogramm begonnen, in weiteren Wochen mit der Physiotherapie. Reichelt wird vom Rückenspezialisten Gabl noch weitere sechs Monate konsequent begleitet.

Gute Heilungschancen

"Aber er wird wieder vollkommen gesund", betonte Gabl, auch wenn beim Salzburger eine weitere "degenerierte" Bandscheibe festgestellt worden ist. Dass sei aber kein Problem. "Studien haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Vorfall gleich groß ist wie bei der Vergleichsbevölkerung. Sie liegt bei vier bis elf Prozent", zitierte Gabl.

Reichelt bedankte sich auch für die große Anteilnahme im ÖSV-Team und bei Bundespräsident Heinz Fischer, der den Salzburger bei seiner Rede zum Abschied des Olympiateams explizit erwähnt hatte. "Das hat mich gerührt und geehrt", betonte Reichelt.

APA/red