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Revolutionäre Technologie für Versenden von SMS & Co

Das akademische Projekt funktioniert, indem Benutzer Worte mit dem Mund formen – ohne sie tatsächlich auszusprechen.

Sabine Primes
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Weder Stimme noch Hände sind für die neue Technologie nötig.
Weder Stimme noch Hände sind für die neue Technologie nötig.
Screenshot Youtube/Naoki Kimura

Die Technologie, gesprochene Sprache maschinell zu transkribieren, hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Vor allem Menschen mit Handicap ist sie eine große Hilfe zu mehr Selbstständigkeit. Jedoch mussten die Worte bisher immer ausgesprochen werden, damit der Computer sie niederschreiben konnte. Das Projekt SilentSpeller zielt darauf ab, Menschen Gespräche zu ermöglichen, ohne zu sprechen oder ihre Hände zum Tippen, Unterschreiben oder Gesten zu verwenden. Es ist ein Forschungsprojekt des Georgia Institute of Technology, an dem Thad Starner Professor ist. Starner ist ein Pionier der tragbaren Technologie und spielte eine führende technische Rolle bei der Entwicklung von Google Glass.

SilentSpeller basiert auf einer bereits bestehenden Produkt namens SmartPalate, das von Kieferorthopäden verwendet wird, um Menschen mit Sprachfehlern und -behinderungen zu helfen. 

124 Sensoren messen Zungenbewegungen

SilentSpeller ist ein Kommunikationssystem, das es Menschen ermöglicht, Texte mit einem High-Tech-Zahnhalter zu senden, um Wörter zu buchstabieren, ohne sie tatsächlich auszusprechen, so ein Demo-Video und eine wissenschaftliche Arbeit, die es jetzt über den Prototyp gibt. Das Gerät funktioniert, indem es die Bewegung der Zunge des Benutzers verfolgt. Forscher behaupten, dass das System Buchstaben mit 97 Prozent Genauigkeit und 93 Prozent Genauigkeit für ganze Wörter erkennt.

Laut der wissenschaftlichen Arbeit liest das Gerät die Zungenbewegungen und Kontakte mit dem Gaumen über die 124 Sensoren des Halters. Die Daten werden dann über ein USB-Kabel an einen PC oder ein Smartphone gesendet. Im Moment bedeutet das, dass den Benutzern des Prototyps ein Draht aus dem Mund baumelt, aber die Forscher glauben, dass sie irgendwann eine drahtlose Version entwickeln könnten, die vollständig in den Mund passt. Das Gerät benötigt einen Zahnabdruck für eine passgenaue Halterung. So soll es möglich werden, lautlos zu diktieren, E-Mails oder SMS zu versenden ohne den Text stimmhaft aussprechen zu müssen. Obwohl Forscher seit Januar 2020 an dem Projekt arbeiten, gehen die Fortschritte seit der Corona-Pandemie langsamer voran. 

Für Tremor-Patienten und Bibliotheksbesucher

Das Produkt ist zwar noch nicht marktreif, könnte aber irgendwann dazu verwendet werden, um Menschen mit Bewegungsstörungen wie Parkinson oder anderen Tremor-Erkrankungen zu helfen. Starner sieht auch potenzielle Anwendungsmöglichkeiten an wirklich ruhigen Orten, wie einer Bibliothek, oder wirklich lauten Orten, wo Spracherkennung sonst nicht möglich ist.

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