Die Auftragsbücher sind voll, der Konzerngewinn erreicht Millionenhöhe – dennoch sorgt derzeit eine Maßnahme der Polytec-Group für Riesen-Ärger bei Teilen der Belegschaft: Rund 100 Beschäftigte in Ebensee sollen 2025 auf ihre kollektivvertragliche Lohn- und Gehaltserhöhung verzichten – trotz gesetzlich vereinbarter Anpassung. Als Grund wird die "wirtschaftlich angespannte Lage" genannt.
Doch der Betriebsrat will da nicht mitspielen. "Diese Methoden sind einer gut funktionierenden Sozialpartnerschaft nicht würdig", kritisiert Michael Seemayer von der Gewerkschaft PRO-GE. "Das ist ein Angriff auf die Einkommen der Beschäftigten und den Kollektivvertrag."
Die Fakten sprechen aus Sicht der Mitarbeiter für sich: Der Konzernumsatz stieg 2024 auf 677,8 Millionen Euro – ein Plus von 6,6 Prozent. Am Standort Ebensee herrsche zudem keine Flaute, sondern Hochbetrieb, heißt es. "Diese Vorgehensweise können wir in keiner Weise nachvollziehen, der Konzernumsatz betrug 680 Millionen Euro", sagt Markus Hollritt, Vorsitzender des Arbeiterbetriebsrates.
Der Betriebsrat wehrt sich geschlossen. Hollritt stellt klar: "Wir werden die Verzichtserklärung nicht unterschreiben."
Ein Kompromissvorschlag mit Freizeitausgleich sei vom Vorstand abgelehnt worden. Stattdessen sei den Mitarbeitern klargemacht worden: Nur wer verzichtet, zeige sich dem Unternehmen gegenüber loyal.
Für Hollritt ist klar: "Unsere Kolleginnen und Kollegen zeigen jeden Tag Loyalität – mit ihrer Arbeitskraft. Und die macht erst den Gewinn möglich."
Auch Beschäftigte in Hörsching berichten von Unterschriftenaktionen. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter soll dort laut Gewerkschaft bereits unterzeichnet haben – deutlich mehr als in Ebensee. Vorstandschef Markus Huemer sei vergangene Woche sogar persönlich im Werk gewesen, um für Unterstützung zu werben.
"Diese Reaktion überrascht mich", sagte Peter Bernscher, stellvertretender Vorstand der Polytec-Group, gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Man habe gehofft, die Probleme intern regeln zu können.
Hintergrund der Maßnahmen seien jedenfalls wirtschaftliche Schwierigkeiten: Trotz eines guten ersten Quartals schreibe das Unternehmen rote Zahlen. Die österreichischen Standorte würden laut Bernscher an Wettbewerbsfähigkeit verlieren – während in Deutschland die Löhne seit 2021 um rund 11 Prozent gestiegen seien, lag das Plus in Österreich bei 24 Prozent.
Der Konzern betont, man wolle nun weiterhin gemeinsam mit der Belegschaft eine Lösung finden: "Die überwiegende Mehrheit an allen Standorten hat eine positive Stimme abgegeben", wird Bernscher zitiert.