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Riesen-Aufregung um Abfahrts-Farce auf Planai

Heute Redaktion
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Ungläubiges Kopfschütteln. Das ist die Reaktion der meisten Athleten auf das skurrile Trainingschaos im Vorfeld der WM-Herren-Abfahrt in Schladming. Sogar WM-Bronze in der Damen-Super-Kombi durch Nicole Hosp gerät da ein wenig ins Hintertreffen. Die schnellsten Männer auf Ski haben wegen der verkürzten Freitag-Trainingsfahrt ohne den schweren Zielhang so richtigen "Schleim".

Ungläubiges Kopfschütteln. Das war die Reaktion der meisten Athleten auf das skurrile Trainingschaos im Vorfeld der geriet da ein wenig ins Hintertreffen. Die schnellsten Männer auf Ski hatten wegen der verkürzten Freitag-Trainingsfahrt ohne den schweren Zielhang so richtigen "Schleim". Samstagfrüh, wenige Stunden vor dem Rennen, durfte vom RTL-Start der Zielhang aber doch noch im Renntempo befahren werden.

"Wir stellen uns schon die Frage, wie so etwas bei einer WM passieren kann, bei der das Programm seit Jahren feststeht. Das ist ein richtiger 'Schas', ein echtes Trauerspiel", meinte der steirische Lokalmatador Klaus Kröll stellvertretend für fast alle Kollegen.

Während im Vorfeld von normalen Weltcup-Abfahrten bis zu drei Trainingsläufe auf dem Programm stehen, gab es bei der WM am Donnerstag die einzige Übungsfahrt über die volle Distanz von 3.282 Metern. Das Freitag-Training wurde aufgrund der parallel stattfindenden Damen-Super-Kombination aus organisatorischen Gründen verkürzt. Die Athleten wurden 572 Meter vor dem Ziel abgewunken. Damit fiel ausgerechnet der gefinkelte Schlussteil, in dem das Rennen mit hoher Wahrscheinlichkeit entschieden wird, flach.

FIS vs. ÖSV

Der Notplan der FIS und der Organisatoren (ÖSV), die sich gegenseitig die Schuld zuschieben, sah nun eine Trainingsfahrt Samstagfrüh unmittelbar vor dem Rennen (11.00 Uhr) vor. "Das ist doch keine Vorbereitung auf das wichtigste Rennen des Jahres", machte ÖSV-Herren-Cheftrainer Mathias Berthold seinem Ärger angesichts des "Fleckerlteppichs" Luft. "Man kommt ohne Ermüdung zu dieser Stelle, das ist kein echter Test", merkte Kröll an.

"Ich halte das für einen Scheiß"

"Dazu erübrigt sich eigentlich jeder Kommentar", meinte auch Max Franz, der am Freitag im Training spektakulär ein Tor rammte. "Ich halte das für einen Scheiß. Aber man muss es ohnehin nehmen, wie es kommt", sagte Kitzbühel-Gewinner Dominik Paris kopfschüttelnd.

Svindal sieht zehn (!) Favoriten

Bester Österreicher am Freitag war Kröll als Sechster. "Ich war heute beim Aufstehen schon richtig frisch", berichtete der Mitfavorit, der Anfang der Woche noch krank daheim gelegen war. Hannes Reichelt, der am Donnerstag im Training Schnellster war, kam nicht über Rang 28 hinaus. "Heute hab ich ein bisschen in die falsche Richtung gearbeitet. Das war eine schlechte Fahrt, mir ist nichts gelungen. Jetzt sollte ich mir für morgen etwas überlegen", grübelte Reichelt nach der verpatzten Generalprobe.

Abfahrts-Weltcup-Leader Aksel Lund Svindal sieht "mindestens zehn Leute" im engsten Favoritenkreis. "Dazu zähle ich drei bis vier Österreicher", sagte der höfliche WM-Gast aus Norwegen. Der kanadische Titelverteidiger Erik Guay eröffnet zum Beispiel mit Nummer 16 die Gruppe der sieben Top-Athleten. Es folgen Svindal (17), Dominik Paris (ITA/18), Adrien Theaux (FRA/20) oder Christof Innerhofer (ITA/21).

Mayer sicherte sich viertes ÖSV-Ticket

Matthias Mayer hat überraschend das ÖSV-interne Rennen um den vierten und letzten Startplatz für die WM-Abfahrt für sich entschieden. Der 22-Jährige war auf der Planai der Schnellste der fünf rot-weiß-roten Anwärter und bremste Joachim Puchner, Georg Streitberger, Romed Baumann und Florian Scheiber aus. Für Österreich gehen damit am Samstag Klaus Kröll (Startnummer 22), Max Franz (10), Hannes Reichelt (19) und Mayer (3) an den Start.

"Ich habe mich voll reingehaut, und es ist gut ausgegangen", freute sich Mayer, der nach seinem starken Super-G mit Rang fünf auch den zweiten WM-Speed-Bewerb in Angriff nehmen darf. "Die Leistung aus dem Super-G hatte bei der Entscheidung sicher auch einen großen Stellenwert", meinte Mayer.

"Ein Faustschlag ins Gesicht"

Der große Verlierer dieser Trainer-Entscheidung war vor allem Puchner, der bis zur Fahrt von Mayer wohl das Ticket in Händen gehalten hatte. "Ich kann meiner Wut keinen Ausdruck geben. Ich war schon lange nicht mehr so sauer. Das ist ein Faustschlag ins Gesicht", ärgerte sich der Salzburger, der in beiden Trainings jeweils Zweitschnellster des Quintetts war. "Ich hab mich extrem wohlgefühlt auf dieser Abfahrt. Aber ich gratuliere Matthias natürlich und wünsche ihm alles Gute fürs Rennen."

Zielhang statt Besichtigung

Nach den hitzigen Diskussionen wurde letztlich doch noch ein Kompromiss gefunden. Die Herren durften Samstagfrüh, wenige Stunden vor dem Rennen, sich aussuchen, ob sie die Strecke noch einmal besichtigen oder stattdessen vom RTL-Start die Zielpassage noch einmal in Angriff nehmen wollen.

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