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Rockpflicht, Sexismus! Wirbel um Uni-Wien-Chöre

Verstimmung in der Philharmonie der Universität Wien. Frauen sollen nur Röcke tragen dürfen. Auch sexistische Kommentare sorgen für Disharmonie.

Amra Duric
Anwältin Therese Frank betreut Betroffene Chor-Sängerinnen.
Anwältin Therese Frank betreut Betroffene Chor-Sängerinnen.
iStock, Sabine Hertel

Misstöne werden in der Philharmonie der Universität Wien laut. Denn in den neun Chören sollen nur Männer Hosen tragen. Gegenüber "Heute" schildern zwei Betroffene die Lage: "Als wir uns darüber beschwert haben, hat unsere Chorleiterin gesagt, sie kann da auch nichts machen. Das war schon immer so."

Nach mehrfachen Interventionen und Choraustritten wurde jetzt festgelegt, dass es für Frauen die Wahl zwischen Röcken oder langen, weiten Hosen gibt. "In den Proben wird uns empfohlen weiterhin Röcke zu tragen. Wem das nicht passt, der soll austreten", so die Sängerinnen. Die Kleidung müssen die Mitglieder selbst zahlen. "Dazu kommen 60 Euro Chor-Beitrag und Ausgaben für Noten."

Dating-Party und Beschimpfungen

Neben der Rockpflicht sorgen auch sexistische Kommentare für Disharmonie. So hätte der Chorleiter eine Dating-Party für Sängerinnen organisieren wollen, in welcher jede Sängerin einen männlichen platonischen Freund mitbringe und dann mit einem anderen Mann nach Hause gehen solle. Auch von sexistischen Kommentaren und Beschimpfungen ist die Rede. Auf "Heute"-Anfrage erklärt die Uni Wien, dass der Chorleiter es bedauert, wenn es zu Äußerungen gekommen sei, "die einzelne als beleidigend oder auch sexistisch empfunden haben". Weiters will die Uni "das Gespräch mit den Verfasser*innen des Offenen Briefes und der ÖH suchen, um Klarheit für alle Beteiligten herzustellen."

ÖH fordert mehr Transparenz

Anwältin Therese Frank, die betroffene Chormitglieder unterstützt, zeigt sich empört. "Es kann nicht sein, dass Frauen im Jahr 2023 das Tragen von übers Knie gehenden Röcken vorgeschrieben wird. Insbesondere von einem Chor der Universität Wien, die mit dem Slogan 'unermüdlich neugierig' wirbt. Unermüdlich neugierig worauf? Auf Röcke? Die gesellschaftlichen Vorgaben der 1950er Jahre? Das Patriachat?"

Aus dem Vorsitzteam der ÖH Uni Wien kritisiert Fridolin Tagwerker: "Es braucht dringend mehr Transparenz und eine Vertretung der Musiker_innen gegenüber der Leitung, dem Innovationszentrum und der Universität."

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    Andreas Tischler / Vienna Press