76.381 Einwohner hat Rudolfsheim-Fünfhaus und ist einer der multikulturellsten Bezirke Wiens. Obwohl er wegen seiner Lage außerhalb des Gürtels als Außenbezirk gilt, ähnelt er in vielem den Innenbezirken: geringe Fläche, hohe Bevölkerungsdichte und ein fehlender Anteil am Wiener Grüngürtel.
Der 15. Bezirk ist ein klassischer "roter" Bezirk: Die SPÖ verlor im Jahr 2020 zwar leicht, landete aber dennoch mit 38,53 % klar auf Platz eins. Die Grünen waren der SPÖ allerdings mit 23,89 % dicht auf den Fersen, gefolgt von der ÖVP mit 13,4 % und der FPÖ mit 6,12 %. "Heute" fragte bei den Parteien nach, was sie, mit Blick auf die Wien Wahl am 27. April, in ihrem Bezirk verbessern möchten.
SPÖ-Spitzenkandidaten für die anstehende Wien Wahl 2025 sind Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht (51) und Dafine Mula, die die Sozialkommission im Bezirk leitet. Baurecht war ab 2015 Bezirksrat und später Vorsitzender der Verkehrskommission. Im Oktober 2022 folgte er Gerhard Zatlokal als Bezirkschef nach. Dem Projektmanager ist vor allem die Schaffung neuer Grünflächen ein großes Anliegen.
➤Neue Grünflächen: Neben neuen Grünflächen sollen auch bestehende öffentlicher Räume verbessert werden. So wurde beispielsweise der Neusserplatz attraktiviert, der Dingelstedtpark umgestaltet und der Rohrauerpark erneuert. Auf der Schmelz soll ein Ort für Naherholung und Sport geschaffen werden. Bezirksbewohner können zudem Ideen fürs Wiener Klima im Bezirk einbringen.
➤Schulsanierungen: Viele Schulgebäude sind in die Jahre gekommen und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen, so Baurecht. Moderne, gut ausgestattete Schulen schaffen ein besseres Lernumfeld, fördern Motivation und Chancengleichheit. Aus diesem Grund findet in der Volksschule Reichsapfelgasse eine umfangreiche Schulsanierung statt.
➤medizinische Versorgung: In der Goldschlagstraße 59a und am Westbahnhof in der Langauergasse befinden sich ein neues Primärversorgungszentrum und eine neue Primärversorgungseinheit. Die Einrichtungen sollen eine niederschwellige, wohnortnahe medizinische Versorgung ermöglichen.
➤Radwege: Ein Projekt der Wiener Radweg-Offensive ist der 1,2 km lange, extra breite Zwei-Richtungs-Radweg in der Hütteldorfer Straße – vom Gürtel bis zur Wurmsergasse, der bereits umgesetzt wurde. Auch die Äußere Mariahilfer Straße wurde umgestaltet.
Die ÖVP ist die drittstärkste Kraft im Bezirk. Als Spitzenkandidat geht Felix Ofner (31) ins Rennen. Der 31-Jährige setzt sich seit einigen Jahren als Bezirksrat und Bezirksparteiobmann für die Anliegen der Menschen in Rudolfsheim-Fünfhaus ein. Vor wenigen Wochen wurde Ofner zum ersten Mal Papa.
➤Parkplatznot: In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Parkplätze vernichtet. 2024 hat der Bezirk die meisten Parkplätze beim Umbau der Hütteldorfer Straße und des Langauerplatzes sowie der neuen Einbahn auf der Mariahilfer Straße verloren. Kurios: In der Schwendergasse wurden auf fünf Parkplätzen Blumentröge aufgestellt. Ofner fordert, dass Parkplätze nur gestrichen werden, wenn es unbedingt notwendig ist.
➤Integration: 61,8% der Erstklässler in den Volksschulen im 15. Bezirk können so schlecht Deutsch, dass sie den Lehrer nicht verstehen. Ofner setzt sich daher für eine Sprachstandsfestellung bei allen 3-Jährigen ein. Daran anknüpfend verpflichtende Kindergartenbesuche bei Deutschförderbedarf ab drei Jahren sowie verpflichtende Deutschkurse für die betroffenen Eltern. Plus: eine Sprachförderausbildung für alle Kindergartenpädagogen, die zudem Muttersprach-Niveau (C1) haben sollen.
➤Sicherheit: Rund um das Drogenberatungszentrum bei der U6 Gumpendorfer Straße gibt es laut Ofner ein zunehmendes Sicherheitsproblem. Fremde Personen dringen demnach in Stiegenhäuser ein, hinterlassen Spritzen und Fäkalien im Keller. Ofner will eine Alkoholverbotszone, zusätzliche Videoüberwachung und eine Aufstockung der Sozialarbeiter in diesem Bereich.
Nur 80 Stimmen trennten die Grünen im 15. Bezirk bei der letzten Wahl von der FPÖ. Beim Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz zwei wird sich entscheiden, wer in der Bezirkspolitik den Taktmacher für die regierende SPÖ macht. Der Grüne Spitzenkandidat Haroun Moalla ist Boku-Absolvent und leidenschaftlicher Kämpfer für Baumschutz. 2023 deckte er nach eigenen Angaben die "Hauruck-Baumfällungen" der Stadt Wien im Auer-Welsbach-Park auf.
➤Äußere Mariahilfer Straße: Die Äußere Mariahilfer Straße ist eine Lebensader für die Menschen im Bezirk. "Mit unserer Kampagne 'Her mit der Mahü' haben wir die Stadt dazu gebracht, sich der Straße anzunehmen", so Moalla.
➤Grünraum: Laut Moalla plant die Stadt am Westbahngelände ein Riesenbauprojekt mit Lkw-Schwerverkehr. "Die Dachbegrünung am Logistikzentrum verkauft sie uns als Landschaftspark. Nur ein echter Westbahnpark, in dem Bäume am Boden wachsen, löst unser Grünraumproblem", meint Moalla.
➤Wohnraum: Wohnen muss günstiger und auch grüner werden. "Wir sind ein junger, dynamischer Bezirk mit wenig Geld. Als Erstes müssen wir verhindern, dass der 15. Bezirk zur Beute für Spekulanten und Airbnb-Verschacherer wird", ist sich Moalla sicher.
Die FPÖ verlor bei der vergangenen Wien-Wahl 18,71 % und rutschte auf 6,12 %. Der Spitzenkandidat für die kommende Wahl am 27. April ist Leo Lugner (38). Lugner, mit bürgerlichem Namen Kohlbauer, heiratete 2024 Jaqueline Lugner, die Tochter des mittlerweile verstorbenen Society-Löwen Richard Lugner. Politisch war der 38-Jährige von November 2017 bis November 2020 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates. Zudem ist Lugner Bezirkspartei-Obmann der FPÖ Mariahilf.
➤Parkplätze: Bis 2030 werden hunderte Parkplätze vernichtet (zum Beispiel Umbau der Mariahilfer Straße und Camillo-Sitte-Gasse, Radweg Hütteldorfer Straße – Wurmsergasse – Meiselstraße).
➤öffentlicher Raum: Es entstehen ungenutzte Radabstellanlagen, Parklets, willkürliche Baumpflanzungen und Sperrflächen.
➤Verkehr: Verkehrskonzepte sind oft nicht nachvollziehbar, etwa neue Einbahnführungen oder unnötige Umwege, und führen zu höheren Schadstoffemissionen und weiteren Schikanen des motorisierten Individualverkehrs. Die FPÖ fordert die sofortige Einstellung der bisherigen Maßnahmen und eine Verbesserung der Verkehrskonzepte.
Neos-Spitzenkandidat Andreas Leszkovsky (Jahrgang 1968) ist seit beinahe zehn Jahren als Klubobmann im 15. Bezirk tätig und setzt sich für eine zukunftsorientierte, gerechte Gesellschaft ein. Leszkovsky verfügt über 35 Jahre Berufserfahrung als Betreuer und Leiter in Wohngemeinschaften und Tagesstrukturen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen. Zudem hat er eine Ausbildung zum Clown absolviert und schließt demnächst seine Ausbildung als Theaterpädagoge ab.
➤Infrastruktur: Die Äußere Mariahilfer Straße soll mit mehr Grünflächen, einer besseren Luftqualität und Platz für soziale Interaktionen zu einem Lebensraum werden, der sowohl für Fußgänger als auch für lokale Unternehmen attraktive Chancen bietet. Darüber hinaus sollen innovative Projekte, wie die Errichtung des Westbahn-Parks, den Bezirk noch lebenswerter machen.
➤Multikulturalität: Leszkovsky setzt auf gemeinschaftliche Projekte wie interkulturelle Sportvereine und Straßenfeste sowie die Schaffung von sicheren Räumen für Jugendliche. Mit der Förderung von Kunst- und Kulturschaffenden – etwa durch "Kunstwände" im Bezirk und die Unterstützung der dynamischen Hip-Hop-Szene – soll ein Ort entstehen, an dem sich jeder willkommen fühlt.
➤Gesundheitsversorgung: Diese soll durch den Ausbau von Primärversorgungszentren und der Schaffung eines Frauengesundheitszentrums gestärkt werden. Besonders wichtig ist auch die Verbesserung der psychosozialen Versorgung, speziell für Kinder und Jugendliche, sowie der Ausbau von Freizeitangeboten für alle Altersgruppen.
➤Tempo 30: Auf Initiative der Neos wurde einem Mehrparteienantrag in der Bezirksvertretung zugestimmt, Tempo 30 auf der Sechshauser Straße einzuführen. Er wurde von Stadträtin Ulli Sima abgelehnt – "eine Entscheidung, die bei vielen Anwohnern und Verkehrsexperten auf Unverständnis stößt", so Leszkovsky.