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Russen erfahren via Tinder über Ukraine-Krieg

Wer in Russland lebt, weiß nicht, was in der Ukraine wirklich vor sich geht. Die Medien unterliegen einer strengen Zensur – doch es gibt andere Wege.

Christine Scharfetter
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Um die Russen über den Krieg in der Ukraine zu informieren, werden Internetnutzer immer kreativer.
Um die Russen über den Krieg in der Ukraine zu informieren, werden Internetnutzer immer kreativer.
Getty Images

Seit fast zwei Wochen herrscht in der Ukraine ein Krieg, bei dem auch Zivilisten – selbst Kinder – ums Leben kommen. Fakten, die in Russland so nicht existieren. Der russische Präsident Wladimir Putin setzt alles daran, um seine Propaganda zu unterstützen. Die Medien unterliegen einer strengen Zensur. Wer sich daran hält, kann zusammenpacken. Putin verabschiedete sogar ein Gesetz, das Russen verbietet, kritische Informationen über den Krieg zu veröffentlichen.

Doch wir leben in einem Zeitalter, in dem der Informationsfluss selbst durch Zensur und das Sperren diverser Kanäle praktisch nicht mehr aufzuhalten ist. Entsprechend wurden jetzt auch Mittel und Wege gefunden, damit die Menschen in Russland die Wahrheit übermittelt bekommen. 

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    Bereits seit dem 24. Februar dringt die russische Armee in die Ukraine vor. Moskau hat für den 9. März neue Korridore angekündigt.
    Bereits seit dem 24. Februar dringt die russische Armee in die Ukraine vor. Moskau hat für den 9. März neue Korridore angekündigt.
    SERGEI SUPINSKY / AFP / picturedesk.com

    Match mit der Ukraine

    Einer diese Wege ist nun die Dating-Plattform Tinder. In der Basisversion handelt es sich in erster Linie um einen lokalen Dienst, der den Nutzern nur Matches aus dem eigenen Umkreis anzeigt. Doch in der kostpflichtigen Version können Matches rund um die Erdkugel gesucht werden – so auch in russischen Städten. Ist ein Gegenüber in dem Land Putins gefunden, wird die Person prompt über den Krieg in der Ukraine aufgeklärt.

    "Review-Bombing" auf Google Maps

    Ins Rollen gebracht hat diese Art der Informationsverbreitung das Hacker-Kollektiv "Anonymous", das weltweit agiert und sich klar gegen Putin und den Krieg gestellt hat. Auf Twitter forderte man Internetnutzer auf, unter russischen Sehenswürdigkeiten, Restaurants oder Hotels eine "Bewertung" zu schreiben, in denen dann aber über das Vorgehen der russischen Armee in der Ukraine berichtet wird.

    Allerdings hat Google bereits begonnen, solche Kommentare wieder zu löschen. Sie würden nicht den Nutzerbedingungen entsprechen. Man habe zusätzliche Schutzmaßnahmen eingerichtet, um Inhalte zu überwachen und zu verhindern, die gegen die Richtlinien für Maps verstoßen, sagte ein Google-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Google Maps solle kein Forum sein, in denen sich Nutzer zu politischen Themen äußern, heißt es.

    Auch die Touristen-Plattform Tripadvisor hat die Kommentarfunktion mittlerweile gesperrt.