Von ihren Mitarbeitern und Kollegen hat sich Sabine Haag schon verabschiedet. Auch dem Publikum hat die langjährige Direktorin des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien noch ein schönes Geschenk gemacht: Am 10. Dezember lud sie zum Open-House-Evening. Das beliebte Haus am Ring durfte kostenlos besichtigt werden. Am 31. Dezember ist der letzte Tag, an dem die 62-jährige Vorarlbergerin die Geschicke des Museums leitet. Ab 1. Jänner 2025 übernimmt der Amerikaner Jonathan Fine (55).
Im "Heute"-Interview zieht Haag Bilanz ihrer prägenden Ära: "Ich blicke mit Stolz und Freude zurück auf eine wunderschöne Zeit, auf die vielen Erfolge, die ich gemeinsam mit meinem Team realisieren konnte. Das Museum für alle Menschen zu öffnen und sie für Kunst und Kultur zu begeistern, war mir in all den Jahrzehnten ein großes Anliegen und ich meine, das ist auch gelungen." Unter ihren persönlichen Highlights waren "bahnbrechende Ausstellungen wie Bruegel oder Wes Anderson, die Wiedereröffnung der Kunstkammer und des Weltmuseums Wien."
Haag, die heuer knapp zwei Millionen Besucher im KHM begrüßen durfte, konnte zwar geplante Renovierungsarbeiten beim KHM-Eingang und bei den Sonderausstellungs-Flächen nicht umsetzen. Doch für die scheidende Direktorin ist es wichtig, das Erreichte zu betonen: "Die Grundwerte und die Vision, die wir für unser Museum entwickelt haben, würde ich auf jeden Fall wieder so umsetzen. Natürlich ist es wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen, aber gleichzeitig sollte man immer mit Offenheit und Zuversicht in die Zukunft blicken."
Ein besonderes Anliegen war der Kunsthistorikerin "das Bewusstsein für die Bedeutung der Altmeisterkunst zu schärfen. Die Themen, die in den Werken dargestellt werden, sind zeitlos und können uns auch heute noch berühren und inspirieren." Besucher des KHM sollen hier auch künftig "Kraft tanken können, entspannen, erholen und genießen."
Was Haag nun als nächstes machen wird, verrät sie noch nicht. Nur soviel: "Ich werde das Museum bestens bestellt an meinen Nachfolger übergeben. Nun freue ich mich auf einen neuen Lebensabschnitt, der sehr erfüllend sein wird. Kunst wird immer ein Teil meines Lebens bleiben so viel ist sicher." Für die Pension ist sie noch nicht bereit. Sie will ein oder zwei private Sammlungen betreuen und publizieren, lässt sie wissen. Auch ihre Mandate in Aufsichtsgremien, wie als Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission, wird die Kunsthistorikerin weiter wahrnehmen.
Jonathan Fine, der zuletzt Direktor des zum KHM-Verbands gehörenden Weltmuseums war, hat sich nach der Ära Haag viel vorgenommen. Der neue Generaldirektor will seinen interdisziplinären Ansatz fortsetzen und nicht nur "Brücken von der Antike bis zur Gegenwart" bauen, sondern nichts Geringeres als "Weltgeschichte erzählen und aktuelle Themen ansprechen".