Sport

Schladming wird zum Millionen-Grab

Heute Redaktion
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Am Montag wird in Schladming die Ski-WM feierlich eröffnet. Doch nach dem Spektakel droht ein böses Erwachen. Die sündteuren Prachtbauten könnten für die 4500-Einwohner-Gemeinde zum finanziellen Sargnagel werden. Vor allem da im Vorfeld das Geld teilweise zum Fenster rausgeschmissen wird, weil ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel es so will.

Es soll die beste und spektakulärste Ski-WM aller Zeiten werden. Und damit dies bewerkstelligt werden kann, wurde in Schladming offensichtlich das Geld abgeschafft. In den vergangenen Jahren wurden hunderte Millionen Euro investiert. Der einst verschlafene Ort ist angesichts der gigantischen Bauten nicht wiederzuerkennen. Schladmings Bürgermeister Jürgen Winter (ÖVP) weiß: "Die WM-Vergabe 2008 hat für uns ein Zeitfenster aufgemacht."

Er macht kein Geheimnis daraus, dass sich Schladming großzügig an den Subventionstöpfen labte. "Man konnte viele Wünsche deponieren." Und offensichtlich wurde kaum einer ausgeschlagen. Bis zu 290 Millionen Euro Steuergeld wurden nach Schladming geleitet - wieviel es tatsächlich war, wird sich wohl erst in Jahren herausstellen.

Bauten, die sich niemand leisten kann

Bei der neuen Bio-Fernwärmeanlage, dem neuen Abwassersystem, einer neuen Kläranlage, einem neuen Bahnhof und einer Umfahrungsstraße kann man noch mit Nachhaltigkeit argumentieren. Doch wie das Kongresszentrum für 2000 Besucher, das während der WM als Medienzentrum genutzt wird, weiterfinanziert werden soll, weiß auch der Bürgermeister nicht. Vor allem, da die wenigen Luxus-Hotels über genügend eigene Räume verfügen.

"Planet Planai" als Symbolbild des Größenwahns

Der absolute Größenwahn spielt sich aber rund um die Talstation ("Planet Planai"), in die das Zielstadion (30.000 Plätze) integriert wurde, ab. Hier wurde nicht nur ein vierstöckiges Parkhaus in die malerische Landschaft gesetzt, womit der Ort über rund 4000 Parkplätze verfügt (bei 4300 Gästebetten).

Im November 2011 wurde der riesige "Planet Planai" fertiggestellt - Gesamtkosten: 30 Millionen Euro. Doch obwohl der ÖSV an der Planung beteiligt war, musste der charakteristische "Loop", die Überdachung nach nicht einmal einem Jahr wieder abgerissen werden. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte dies angeordnet, damit noch weitere Zuschauertribünen aufgestellt werden können.

Da von der Landesregierung kein Veto kam, fuhren nur elf Monate nach der Fertigstellung die Bagger vor und schleiften den "Loop". Die Kosten von rund 400.000 Euro übernimmt - erraten - der Steuerzahler. Doch Schröcksnadels Größenwahn und die damit verbundenen undurchsichtigen Geschäftspraktiken sind damit noch nicht am Ende.

Land zahlte "Skygate", Einnahmen bekommt ÖSV

Stolz sind die WM-Veranstalter auch auf das "Skygate". Eine Art Triumphbogen im Ziel aus Stahlrohren. Darin befindet sich eine VIP-Loge, in der die Wichtigsten der Wichtigen während der WM die Rennen verfolgen werden. Kostenpunkt laut "Standard": 2 Millionen Euro. Hier wurde besonders frech mit Steuergeld hantiert. Für die Baukosten kam hauptsächlich das Land Steiermark auf. Dieses erhält aber nichts von den Einnahmen, die fließen alle in die Taschen des ÖSV.

Menschen, die gegen den Größenwahn und gegen Schröcksnadels Pläne protestierten, wie der Landes-Planai-Bahnen Ernst Trummer, wurden aus ihren Ämtern enthoben. Zudem hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Schröcksnadels Unternehmen die Seilbahn-Gesellschaft kaufen wird. Dass der ÖSV-Boss aber dann so viel zahlen muss, wie auf seinen Wunsch aus öffentlichen Geldern hineingesteckt wurde, darf aber bezweifelt werden.

MM