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Schwere Vorwürfe: Barca pleite, Klub-Boss korrupt?

Der FC Barcelona soll finanziell stark angeschlagen sein. Kritiker erheben schwere Vorwürfe gegen Klubpräsident Josep Maria Bartomeu.

Heute Redaktion
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Lionel Messi muss bei der Schlammschlacht rund um seinen Klub-Boss zusehen.
Lionel Messi muss bei der Schlammschlacht rund um seinen Klub-Boss zusehen.
Bild: imago images

"Més que un club" ("mehr als nur ein Klub") – das war einmal. Bei Barca geht es drunter und drüber. In der Vorstandsetage ist eine regelrechte Schlammschlacht im Gange, nachdem Vizepräsident Emili Rousaud und fünf weitere hochrangige Funktionäre aus dem 20-Mann-Führungsgremium des vierfachen Champions-League-Siegers zurückgetreten sind und schwere Vorwürfe gegen Klubpräsident Josep Maria Bartomeu erhoben haben.

Víctor Font, einer der Kandidaten in der Vorauswahl für die Präsidentschaft des FC Barcelona, behauptet in einem offenen Brief an die Medien, dass der katalanische Traditionsverein "sowohl wirtschaftlich als auch moralisch bankrott" sei. Rousaud wirft dem umstrittenen Boss Bartomeu Missmanagement in der Corona-Krise und Korruption vor. Die Kritiker fordern zudem vorgezogene Neuwahlen. Offiziell stehen die Präsidentschaftswahlen erst im Sommer 2021 an.

Bezüge weit über Wert bezahlt?

Der Machtkampf ist von vielen Intrigen durchzogen. Der Auslöser ist eine Schlammschlacht in den sozialen Netzwerken, die als "Barcagate" bekannt wurde. Bartomeu wird dabei vorgeworfen, dass er ein externes Unternehmen namens I3 Ventures beauftragt habe, sein Image im Internet zu schützen. Der Radiosender Cadena SER enthüllte, der Auftrag sei, Bartomeus Position und die der gesamten Vereinsspitze in der Öffentlichkeit zu stärken und ihre Gegner zu diffamieren. Auch Spieler wie Superstar Lionel Messi und Routinier Gerard Piqué wurden im Netz angegriffen. Dabei soll die Social-Media-Agentur laut spanischen Medienberichten weit über dem Marktwert bezahlt worden sein.

Die Agentur soll eine siebenstellige Summe erhalten haben. Die Beträge wurden aber in Teilzahlungen getätigt. Aus einem bestimmten Grund? Zahlungen über 200.000 Euro müssen erst der Klub-Kontrollkommission vorgelegt werden. Nur Zufall? Die fraglichen Verträge, die sich laut der "Gazzetta dello Sport" auf über drei Millionen Euro für drei Saisons summieren, beliefen sich immer auf rund 190.000 Euro. Außerdem wurden sie immer auf verschiedene Sektionen des Klubs verteilt.

Wenn etwas "weiß und in einer Flasche" ist

Rousaud sagt dazu, jemand müsse in die Vereinskasse gegriffen haben. Belege habe er keine – aber, dass sie sich finden ließen, daran zweifelt er nicht. Unabhängige Wirtschaftsprüfer starteten nun eine interne Untersuchung, die noch andauert.

Am Ostermontag berief der Präsident neue Vorstandsmitglieder und wies gleichzeitig den Vorwurf der Korruption zurück. "Der FC Barcelona kann keine Vorwürfe tolerieren, die dem Image der Institution ernsthaft schaden", heißt es in einem Communiqué des Klubs. Zudem kündigten die Katalanen darin an, gegen den zurückgetretenen Vizepräsidenten wegen "schwerwiegender und unbegründeter Anschuldigungen" juristisch vorgehen zu wollen.

Mangelnde Transparenz

In der katalanischen Hauptstadt spekuliert man, dass Bartomeus Gegner die Rebellion angezettelt haben, um den 57-Jährigen zum Rücktritt zu zwingen und um sich selber als Kandidaten in Stellung zu bringen. Einer davon ist wie eingangs erwähnt Víctor Font. Er moniert "mangelnde Transparenz" und die Tendenz, "mehr als der Rest für Last-Minute-Deals auszugeben, um die Bücher auszugleichen".

Denn um sich den Traum zu erfüllen, seine zweite und letzte Amtszeit mit einem weiteren Champions-League-Titel abzuschließen, habe Bartomeu mehr als 60 Prozent der Milliardeneinnahmen in neues Personal gesteckt. Die Kosten sind in den letzten Jahren außerordentlich stark gestiegen: von 375 Millionen (2015/16) auf 507 Millionen Euro (2019/20). Ein Dorn im Auge der Kritiker ist der Transfer des französischen Weltmeisters Antoine Griezmann letzten Sommer für eine Ablösesumme von 120 Millionen Euro. Und der ehemalige NBA-Profi Nikola Mirotic verstärkt die Basketballabteilung der Katalanen drei Jahre lang für ein Gehalt von 27 Millionen.

Dass Barca hoch verschuldet ist, ist nicht neu. Die Kredite für diese Transfers und die Corona-Krise verschärfen die Situation. Und auch, dass die Profis auf Bartomeu und dessen Vereinspolitik nicht gut zu sprechen sind. Die Mannschaft hat sich zwar einverstanden erklärt, für die Dauer der Corona-Krise auf 70 Prozent ihres Lohns zu verzichten, aber nur auf die Grundgehälter. Das sind, so die Zeitung "El País", rund 14 Millionen Euro pro Monat. In den Augen der Gruppe um Rousaud ist das im Vergleich zu anderen Vereinen zu wenig. Bei Juventus Turin etwa verzichten die Profis auf 90 Millionen Euro. "Més que un club" – umso mehr Machtgerangel.